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Literaturline
Lesung November 2018
Das Münsterland als Märchenland
Märchen verzaubern die Menschen schon seit jeher. Auch im Münsterland hat man sich – bevor die Massenmedien ihren Siegeszug angetreten haben – gern und oft Märchen, Sagen und Spukgeschichten erzählt. Der Märchenpädagoge Oliver Geister hat nun in seinem Band »Märchen des Münsterlandes. Märchen – Sagen – Spukgeschichten« (Münster: Agenda Verlag 2018) eine Auswahl dieser münsterländischen Märchen mit Herkunftsnachweisen und Kommentaren zusammengestellt, eine Sammlung, die zum (Vor-)Lesen und Vorlesen einlädt.
Darunter sind alte und bekannte Märchen, die die Droste-Hülshoff-Schwestern Annette und Jenny schon um 1813 für die Brüder Grimm gesammelt haben, wie »Die zertanzten Schuhe«, aber auch weniger bekannte Märchen wie »König Einbein« oder »Der wilde Mann«.
Angeregt durch die »Kinder- und Hausmärchen« der Gebrüder Grimm haben Volkskundler und Ethnologen viele Regionen Europas und der Welt erforscht, um die Märchen der verschiedensten Volksgruppen und Kulturen zusammenzutragen. So verschlug es in den 1930er Jahren den Volkskundler Gottfried Henßen ins Münsterland, dort lauschte er in Wirtshäusern dem Volk die Märchen und Geschichten ab. Mit Erlaubnis der Erbin Gottfried Henßens konnte Oliver Geister einige dieser Texte in seine Sammlung aufnehmen.
Ein weiteres Kapitel mit Märchen und Spukgeschichten thematisiert die sagenumwobene Davert, ein weitläufiges Waldgebiet im Münsterland, wo, so erzählte man sich, der Teufel zu Hause sei. Ähnlich schaurig die Gestalt des sogenannten »Heidemanns«, der in der Hohen Ward zwischen Wolbeck und Hiltrup sein Unwesen trieb. Mit dem gleichnamigen Warnmärchen sollten vor allem junge Frauen davon abgehalten werden, nach Anbruch der Dämmerung allein durch die Heide zu gehen, das Motiv wurde von Therese Dahn, einer Nichte Annette von Droste-Hülshoffs, als Ballade gestaltet. Oliver Geister hat den Märchentext in einer 120 Jahre alten Publikation wiederentdeckt und neu zugänglich gemacht.
Ein weiteres Kapitel mit dem Schwerpunkt »Wolbecker Märchen« spiegelt die Arbeit der von Oliver Geister initiierten »Wolbecker Märchenwerkstatt«. Hier wurden bei Projekten und AGs mit Schülerinnen und Schülern Märchen und Legenden mit Wolbeck-Bezug bearbeitet und als Hörspiel aufgenommen, einige dieser Märchen sind nun im Buch nachzulesen.
Oliver Geister Dr. phil, M.A., studierte in Münster Germanistik, Pädagogik, Soziologie und Musikwissenschaft. Lehrbeauftragter an der Universität Münster (Fachbereich Erziehungswissenschaft) und Lehrer am Gymnasium Wolbeck für die Fächer Deutsch, Pädagogik, Praktische Philosophie und Musik. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Märchenpädagogik. Darüber hinaus komponiert er Musik für Märchen-Hörspiele. Der Autor lebt und arbeitet in Münster-Wolbeck.
Die drei vorgestellten Märchenaufnahmen stammen aus der etwa 80-minütigen Hörbuchfassung (eingesprochen von dem Lüdinghauser Märchenerzähler Erich Kaltermann), die dem Buch per digitalem Zugang beigefügt ist.
Weiterführende Informationen zu Autor und Buch:
Jetzt anhören:
Oliver Geister liest »Märchenland Münsterland«
Erich Kaltermann liest »Der erste Münsterländer«, Musik: Oliver Geister
Erich Kaltermann liest »Fische fangen«, Musik: Oliver Geister
Erich Kaltermann liest »Lachpilze«, Musik: Oliver Geister