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Literaturline
Lesung Januar 2018
Marcel Beyer liest aus »Graphit«
Im vergangenen Jahr stellte der Büchner-Preisträger Marcel Beyer seinen 2014 bei Suhrkamp erschienenen Gedichtband »Graphit« in Münster vor.
»Beyer arbeitet mit rhythmischer Bindung und sehr strenger Form (meistens vierzeilige Strophen), mit freier Assoziation und schwingendem Gedankenfluss. Seine lyrischen Exkursionen führen mal hinaus ins Weite, mal in die engen Höllen der kapitalistischen Gegenwart, um dann aber die Orte aufzuspüren, in denen Sprache zu sich findet und so etwas wie Erlösung ermöglicht. Das sind die Momente der Poesie. Es ist die Kraft einer Sprache, die mit leisem Witz und zarter Ironie auf ihre Stärke vertraut und dazu ganz und gar kein Pathos benötigt. Beyer nimmt die Dinge, wie sie sind. Er greift sie nicht mit Händen, sondern mit Worten. Und so entfalten sie sich.« (Jörg Magenau)
Die vorliegende Aufnahme entstand während seiner Lesung im Rahmen des Internationalen Lyrikertreffens Münster 2017. Zu hören sind drei Beispiele aus dem Gedichtband, »Mischmund«, »Graphit« und »Das Rheinland stirbt zuletzt«.
Marcel Beyer, geboren 1965 in Tailfingen. Studium der Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaften in Siegen. Der Schriftsteller, Lyriker, Epiker, Essayist und Herausgeber lebt heute in Dresden. Zahlreiche Stipendien, Poetikdozenturen und Preise, darunter 2001 den Heinrich-Böll-Preis, 2006 den Erich-Fried-Preis, 2008 den Joseph-Breitbach-Preis, 2014 den Kleist- und den Pastior-Preis und 2016 den Düsseldorfer Literaturpreis und den Georg-Büchner-Preis. Bekannt wurde Beyer 1995 mit seinem Roman »Flughunde«. Darin erzählt er vom Zweiten Weltkrieg, von der Instrumentalisierung der Sprache durch die Propaganda und von Experimenten mit menschlichen Stimmen. Es folgten die Lyrikbände »Falsches Futter" (1997) und »Erdkunde« (2002) sowie die Romane »Spione« (2000) und »Kaltenburg« (2008). 2014 legte er seinen Band »Graphit« vor, eine in zwölf Jahren angewachsene Gedichtsammlung, in der er seine Erforschungen von Sprache, Landschaften und Kulturen weiter fortsetzt, im vergangenen Jahr erschienen seine poetischen Untersuchungen »Das blindgeweinte Jahrhundert« (Suhrkamp, 2017).
»Der Dichter Marcel Beyer ist ein gewiefter Medientechniker. Seine Gedichte sind Lichtspiel, Kamerafahrt, O-Ton-Protokoll und Wörter-Konstellation zugleich.« (Michael Braun)
»Marcel Beyer legt großen Wert auf die Intonation seiner Gedichte, auf die orale Tradition – er knüpft damit an die Zeit vor dem Buchdruck an, als die Lyrik schon einmal auf Mund und Ohr angewiesen war, auf den Performancecharakter. Der schriftliche Text und seine Klanggestalt sind für Beyer gleichrangige Größen. Wenn man seine Gedichte laut spricht, merkt man Wortverbindungen, Wiederaufnahmen, Anspielungen, die in erster Linie dem Rhythmusgefühl geschuldet sind.« (Helmut Böttiger)
»Beyer arbeitet mit rhythmischer Bindung und sehr strenger Form (meistens vierzeilige Strophen), mit freier Assoziation und schwingendem Gedankenfluss. Seine lyrischen Exkursionen führen mal hinaus ins Weite, mal in die engen Höllen der kapitalistischen Gegenwart, um dann aber die Orte aufzuspüren, in denen Sprache zu sich findet und so etwas wie Erlösung ermöglicht. Das sind die Momente der Poesie. Es ist die Kraft einer Sprache, die mit leisem Witz und zarter Ironie auf ihre Stärke vertraut und dazu ganz und gar kein Pathos benötigt. Beyer nimmt die Dinge, wie sie sind. Er greift sie nicht mit Händen, sondern mit Worten. Und so entfalten sie sich.« (Jörg Magenau)
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Marcel Beyer liest drei Beispiele aus dem Gedichtband »Graphit«