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Literaturline
Lesung September 2022
Poesie aus laufender Arbeit: Marcel Beyer
Marcel Beyer (Foto: Manfred Sause, Wikimedia Commons)
Am Eröffnungsabend des diesjährigen 22. Lyrikertreffens Münster präsentierten Oswald Egger, Urs Allemann, Kerstin Preiwuß, Ann Cotten und Marcel Beyer Einblicke in ihre laufende Arbeit.
In diesem Monat in der LiteraturLine zu hören ist die Lesung des Büchner-Preisträgers Marcel Beyer.
»Beyer arbeitet mit rhythmischer Bindung und sehr strenger Form (meistens vierzeilige Strophen), mit freier Assoziation und schwingendem Gedankenfluss. Seine lyrischen Exkursionen führen mal hinaus ins Weite, mal in die engen Höllen der kapitalistischen Gegenwart, um dann aber die Orte aufzuspüren, in denen Sprache zu sich findet und so etwas wie Erlösung ermöglicht. Das sind die Momente der Poesie. Es ist die Kraft einer Sprache, die mit leisem Witz und zarter Ironie auf ihre Stärke vertraut und dazu ganz und gar kein Pathos benötigt. Beyer nimmt die Dinge, wie sie sind. Er greift sie nicht mit Händen, sondern mit Worten. Und so entfalten sie sich.« (Jörg Magenau)
»Beyer verwirbelt in ausgefeilten Improvisationen das Inventar seiner Sozialisation, die Einrichtungsgegenstände, die Tier- und Fabelwesen sowie die popkulturellen Prägungen, und es entstehen ganz neue Muster und Textwelten. Der Humor, der da am Werk ist, verweist in Abgründe, die mit Plüsch ausstaffiert und deshalb umso horrender sind. Dieser Lyriker vermengt das Schöne und das Schreckliche zu etwas ganz Neuem.« (Helmut Böttiger)
»Der Dichter Marcel Beyer ist ein gewiefter Medientechniker. Seine Gedichte sind Lichtspiel, Kamerafahrt, O-Ton-Protokoll und Wörter-Konstellation zugleich.« (Michael Braun)
Marcel Beyer, geboren 1965 in Tailfingen. Studium der Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaften in Siegen. Er schreibt Gedichte, Romane, Essays und Libretti und lebt heute in Dresden. Zahlreiche Stipendien, Poetikdozenturen und Preise, 2001 Heinrich-Böll-Preis, 2006 Erich-Fried-Preis, 2008 Joseph-Breitbach-Preis, 2014 Kleist- und Pastior-Preis, 2016 Düsseldorfer Literaturpreis und Georg-Büchner-Preis, 2021 Friedrich-Hölderlin-Preis und Peter Huchel-Preis. Bekannt wurde Beyer 1995 mit seinem Roman »Flughunde«. Es folgten die Lyrikbände »Falsches Futter« (1997) und »Erdkunde« (2002) sowie die Romane »Spione« (2000) und »Kaltenburg« (2008). 2014 legte er seinen Band »Graphit« vor, eine in zwölf Jahren angewachsene Gedichtsammlung, in der er seine Erforschungen von Sprache, Landschaften und Kulturen weiter fortsetzt, 2017 seine poetischen Untersuchungen »Das blindgeweinte Jahrhundert«, 2020 erschien der Gedichtband »Dämonenräumdienst«.
Weiterführende Informationen:
Jetzt anhören:
Zu hören ist die Einführung von Aurélie Maurin.
Lesung von Marcel Beyer