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Literaturline
Lesung Oktober 2019
Nancy Hünger liest aus »Ein wenig Musik zum Abschied wäre trotzdem nett«
Beim diesjährigen 21. Internationalen Lyrikertreffen brachte Anja Kampmann als Gastkuratorin das Format Tektonik, das seit einigen Jahren Komponisten zeitgenössischer Musik und Lyrik in Leipzig zusammenführt, auch nach Münster. Hier trafen Nikola Madzirov, Nancy Hünger und José Oliver auf Ermis Theodorakis am Flügel.
Die im Weimar geborene Lyrikerin Nancy Hünger las im Rahmen der Veranstaltung »Tektonik – Neue Musik und Gedicht« in der Studiobühne im Mai aus »Ein wenig Musik zum Abschied wäre trotzdem nett. Gedichte« (Dresden: edition AZUR 2017).
In ihrem zweiten Lyrikband erschreibt sich Nancy Hünger ein ganz eigenes Feld: mit kunstvoll rhythmisierten Versen und einem erstaunlichen Register an Formen und Farben, Tonlagen und Stimmungen. Ihre Gedichte verbinden die Küsten Siziliens und Nordafrikas, loten den schmalen Grat zwischen Sexualität und Gewalt aus, imaginieren das eigene Verschwinden. Oder geht es im Grunde doch um etwas ganz anderes? Vielleicht um das Scheitern beim Versuch, sich die Welt mittels Sprache zu erschließen – und die Notwendigkeit, es trotzdem immer wieder zu versuchen? »Schreiben heißt versuchen herauszufinden, was man schreiben würde, wenn man schriebe«, sagt Marguerite Duras.
Über die Autorin
»Hüngers Gedichten ist ein spezifisch musikalisches Gelingen zu eigen, die Texte gewinnen einen Rhythmus, der fast geeignet ist, den Leser in Trance zu versetzen.« (Dirk Uwe Hansen)
»Es sind wundersame und verwundete, traurige und mutige, verletzliche und lebensfrohe, wie in bitterem Absinth getränkte und dennoch heitere, manchmal geradezu verschmitzte Zeugnisse der Einsamkeit wie der Sehnsucht. Gedichte einer Autorin, deren Stimme allmählich zu den bedeutendsten lyrischen Stimmen ihrer Generation in Deutschland gehört. Einer Stimme, die wir brauchen, weil sie uns sagen kann, wie wir sind, wenn wir nicht weiterwissen, und die es uns so sagen kann, dass wir es aushalten.« (Werner Söllner)
»Nancy Hünger spricht gern mit dem kollektiven Wir, das sowohl Adressat als auch Subjekt der Erinnerung sein kann. Von diesem Wir geht eine besondere Stimmung aus, die – neben der souveränen Sprachkunst – mehr als alles andere die Dichtung dieser Autorin kennzeichnet. Es ist ein Wir voll jugendlichen Übermuts und enttäuschter Hoffnungen, getragen von Witz und Wehmut, über das man Tränen vergießen möchte, nicht wissend, ob sie dem Glück oder der Anrührung entspringen.« (Bernd Leukert)
»Nancy Hünger ist eine souveräne Dichterin. Ihre Gedichte stehen eigenwillig und stark im Raum. Was macht die Sogkraft ihrer Gedichte aus? Sie sind trotz der düsteren Themen seltsam munter. Das liegt an ihrer feinen Arbeit mit Rhythmus und Reimanklängen, mit denen sie jeden einzelnen Text durchkomponiert.« (Carolin Callies)
Nancy Hünger, geboren 1981 in Weimar. Studium der Freien Kunst an der Bauhaus Universität Weimar. Anschließend verschrieb sie sich ganz der Literatur. Sie lebt als freie Autorin und Bibliomanin in Erfurt. Im Herbst 2008 erhielt sie ein Hermann-Lenz-Stipendium, 2012 das Dürener Förderstipendium Lyrik. Im Jahre 2011 war sie Jenaer Stadtschreiberin, 2013 Stipendiatin des Künstlerhauses Edenkoben. Im Jahre 2014 erhielt Nancy Hünger den Caroline-Schlegel-Förderpreis der Stadt Jena für einen Essay zur Erzählung »Alte Abdeckerei« von Wolfgang Hilbig, 2015 das Thüringer Literaturstipendium Harald Gerlach. 2018 war sie Stadtschreiberin in Tübingen.
Weitere Informationen zu Nancy Hünger:
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Die Einleitung von Anja Kampmann zu Nancy Hüngers Lesung
Nancy Hünger liest aus »Ein wenig Musik zum Abschied wäre trotzdem nett«.