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Literaturline
Lesung März 2018
Oswald Egger liest aus »Was nicht gesagt ist. Berliner Rede zur Poesie«
Beim 20. Internationalen Lyrikertreffen Münster im vergangenen Jahr leitete der österreichische Dichter Oswald Egger die Abendveranstaltungen mit poetologischen Präludien ein.
Er las Auszüge aus der ersten »Berliner Rede zur Poesie«, mit der er 2016 die Nobilitierung der »Literaturwerkstatt Berlin« zu einem »Haus für Poesie« eröffnet hatte.
»Will die Poesie alles, was sie soll (oder müsse)? Und: darf die Poesie alles, was sie kann? Ich meine, kann die Poesie alles, was sie darf – wollen?«
»Die Erbauung zur Gewohnheit machend, rede ich mir ein, einsilbig dabei und fast spielerisch verzwiebelt, was macht meine Vorstellung von einem Wort für Wort zu einer Vorstellung von einem Wort für Wort?«
»Erwartet bloß kein Gedicht von einem, der etwas im Sinn hat und der sich entsinnt davon, denn nichts von Bedeutung zischt in der Ecke, und es sitzt, dass, nicht: damit es nicht endet, solange die Vorstellung von einem Gedicht etwas Anderes sein wird als der Gedanke, dass ein Gedicht eins ist. Und dann noch eins, und dann noch und noch. Statt den Gedanken schenke ich mir lieber das Denken, denn mein kontingentes Gedicht ist im Unterschied zu einem nichtkontingenten Gedicht ein Ding, das verschwinden wird, ein Ding, das der Möglichkeit nach dergestalt ist, dass es nicht mehr oder länger existieren wird. Und dies bedeutet, dass es nichts gibt, das es exemplifizieren wird. War das Entscheidende, war Klarheit in den Gedanken, aber nicht in den Gedichten? Fraglos war bereits eine klare Idee mehr Antwort als viele verworrene. Aber wollte ich wirklich auf den größeren Teil meiner Annahmen verzichten, um den Rest zu retten, statt zu vergessen? Ein ununterbrochener, ewig rufender Kuckuck werde ich nicht immer sein, ich.«
Zitate aus: »Was nicht gesagt ist. Berliner Rede zur Poesie« (Göttingen: Wallstein 2016)
Oswald Egger, geb. 1963 in Lana, Südtirol. Studium der Literatur und Philosophie in Wien. Seit 2011 ist er Inhaber der neu geschaffenen Professur »Sprache und Gestalt“ an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Seine Prosa und Gedichte sind in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2017 mit dem Georg-Trakl-Preis für Lyrik, dem Karl-Sczuka-Preis 2013 und dem Oskar Pastior-Preis 2010. 2014 erhielt er das Villa-Massimo-Stipendium. Oswald Egger lebt in Wien sowie auf der Raketenstation Hombroich bei Neuss.
»Kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen und damit ziemlich weit: Oswald Eggers ‚Erste Berliner Rede zur Poesie‘ buchstabiert die Welt neu aus.« (Marie Luise Knott)
Weiterführende Informationen über Oswald Egger :
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Oswald Egger liest am 20. Mai 2017 Auszüge aus der ersten »Berliner Rede zur Poesie«