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Literaturline
Lesung Juni 2019
Eugene Ostashevsky, Monika Rinck, Uljana Wolf und »Der Pirat, der von Pi den Wert nicht kennt«
Mathematisch versierte Piraten scheinen eine seltene Spezies zu sein. „Wie viele Piraten braucht man, um von Pi den Wert zu errechnen? Sicherlich mehr als einen.“ So beginnt der russisch-amerikanische Dichter, Übersetzer und Literaturprofessor Eugene Ostashevsky seinen Gedichtband „Der Pirat, der von Pi den Wert nicht kennt“ (Verlag kookbooks, Berlin 2017) , für den er und seine Übersetzerinnen Monika Rinck und Uljana Wolf im Rahmen des 21. Internationalen Lyrikertreffens Münster 2017 mit dem Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie ausgezeichnet wurden.
Eugene Ostashevsky begibt sich in seinem Gedichtband auf eine abenteuerliche Reise voller rhetorischer Exkurse. Der Schatz des besungenen Piraten: ein Werk aus prosaischen wie lyrischen Elementen, mit neuen Rhythmen, Reimen und einem Spiel zwischen Sprachen. Ohne Schatzkarte, aber mit einem Netz aus literarischen Zitaten durchzogen und andere wissenschaftlichen Disziplinen einbeziehend, diskutieren der Mann und sein Vogel.
Der Preis wurde Ostashevsky, der 2014 aufgrund eines DAAD-Stipendiums ein Jahr lang in Deutschland lebte, gemeinsam mit seinen Übersetzerinnen Monika Rinck und Uljana Wolf verliehen. In ihrer Begründung würdigt die Jury die Sprachakrobatik und den Formenreichtum eines Autors, „der virtuos alle Gattungsregister zieht - von Kinder- und Piratenlied über Traktat und Ballade bis zu Hip Hop und Rap“. Im gekürten Gedichtband verstrickt Ostashevsky einen Seeräuber und einen Papagei in surreal-gewitzte Gespräche, in einen absurden poetischen Dialog. „Ein veritabler Piratenschatz immer neuer Rhythmen und Reime“, meint die Jury. Der Dichter kombiniere lyrische wie prosaische Fragmente aus unterschiedlichsten Sprachen, Sprachstufen und Sprachsystemen - teils ironisch gebrochen, entstellt oder zerlegt, doch immer „mit Wort(aber)witz und Wucht“.
Von einem „Glücksfall“ spricht die Poesiepreisjury mit Blick auf die Übersetzungsleistung. Monika Rinck und Uljana Wolf hätten dem sprachspielerischen Parforceritt Ostashevskys mit einem „Höchstmaß an Geist und Witz die Tore der deutschen Sprache geöffnet“. Neben den Sprachkenntnissen schöpfen sie aus ihren eigenen dichterischen Erfahrungen: Sie beide haben eigene Gedichtbände veröffentlicht, für die sie bereits bedeutende Literaturpreise erhalten haben.
Eugene Ostashevsky, geboren 1968 in Leningrad, Russland. 1979 wanderte er mit seiner Familie in die USA aus, wo er zweisprachig aufwuchs. Studium der Komparatistik an der Stanford University. Neben dem eigenen Schreiben übersetzt er aus dem Russischen und Italienischen und lehrt Literatur an der New York University. 2014 war er Stipendiat des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Eugene Ostashevsky unterrichtet Literatur an der New York University und war 2016 der erste russisch-amerikanische Siegfried-Unseld-Gastprofessor an der Berliner Humboldt-Universität. Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie 2016.
Weitere Informationen zu Eugene Ostashevsky:
Monika Rinck, geboren 1969 in Zweibrücken. Studium der Religionswissenschaft, Geschichte und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Bochum, Berlin und Yale. Sie lehrte u. a. am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Heute lebt sie als Autorin und Übersetzerin in Berlin. Ernst-Meister-Preis 2008, dem Georg-K.-Glaser-Preis 2010, Kunstpreis Berlin, Literatur 2012, Ernst-Jandl-Preis für Lyrik 2017.
Weitere Informationen zu Monika Rinck:
Uljana Wolf, geboren 1979 in Berlin. Studium der Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaft in Berlin. Neben dem Verfassen eigener Lyrik ist sie als Übersetzerin aus dem amerikanischen Englisch tätig. Sie lebt in Berlin und New York. Peter-Huchel-Preis 2006, Dresdner Lyrikpreis 2006, Austrian Cultural Forum Translation Prize, Adelbert-von-Chamisso-Preis 2016.
Weitere Informationen zu Uljana Wolf:
Jetzt anhören:
Beginn der Lesung
Auszug aus dem Mittelteil der Lesung
Abschluss der Lesung
Die Aufnahmen entstanden bei der Preisträgerlesung während des Lyrikertreffens am 25. Mai 2019 im Kleinen Haus des Theaters Münster.