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Literaturline
Lesung September 2019
Thilo Krause liest aus »Was wir reden, wenn es gewittert«
Beim diesjährigen Lyrikertreffen stellte der promovierte Wirtschaftswissenschaftler und Dichter Thilo Krause seinen dritten Gedichtband »Was wir reden, wenn es gewittert. Gedichte« (München: Carl Hanser, 2018) vor, für den er im Frühjahr mit dem renommierten Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet worden ist.
Aus der Begründung der Jury: »Bei Thilo Krause stehen die Dinge im Licht: Transparenz, Klarheit, karge Fülle sind die Kennzeichen seiner Lyrik. Bei ihm kommen die alltäglichen Momente zur Sprache, aber in einer Sprache, die nicht alltäglich ist, sondern aus der Verdichtung ihre Stärke zieht. Er kennt seine Vorbilder aus der mediterranen und anglophonen Moderne, bleibt aber mit wachem Auge im Gegenwärtigen: ›Ich glaube an die Dinge / die mich umgeben. // Ich glaube an die Strömung / hell hinter den Steinen im Bach.‹ Dabei bleibt die scheinbar vertraute, doch stets erstaunliche Welt in Fluss, weil sie sich im Austausch mit dem Erinnerten und in unaufdringlich-erhellenden Perspektivwechseln immer neu konkretisiert: ›Draußen fließen die Bäume ums Haus. / Drinnen jagen die Schatten. // Was ich dir sagen wollte, steht / auf die Wände geschrieben // flackert / erlischt.‹«
Thilo Krause beschäftigen die Dinge und Wörter des Alltags. In der Berührung mit scheinbar einfachen Befindlichkeiten tun sich unerwartete Räume auf, weisen hinaus über das, was sie im ersten Moment zu sein scheinen. Seine Gedichte sind Wahrnehmung und Konzentration, ein Meditieren beim Tun: beim Kochen, Spazieren oder Reisen. Bei aller Einfachheit der Worte sind Klang, Rhythmen und Bilder das, was aus der Beobachtung ein Gedicht macht: »Draußen blitzt es. / Drinnen hält sich träge der Sommer. / Dosen, Flaschen, Müll glimmen im Farn«.
»Der Lyriker Thilo Krause holt die Dinge aus ihrer Alltäglichkeit – und bringt sie zum Leuchten.« (Raoul Schrott)
Thilo Krause, geb. 1977 in Dresden, lebt mit seiner Familie in Zürich. Nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Dresden und London, promovierte er an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Seit 2005 veröffentlicht er Gedichte in renommierten Zeitschriften (u.a. Akzente, Sinn und Form), Zeitungen (FAZ, NZZ am Sonntag, ZEIT u.a.) und Anthologien. Im Herbst 2012 erschien sein erster Gedichtband »Und das ist alles genug«, der mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet wurde. 2015 erhielt er den Clemens-Brentano-Preis und den ZKB Schillerpreis für das zweite Buch »Um die Dinge ganz zu lassen«. Zuletzt ist im Carl Hanser Verlag der Gedichtband »Was wir reden, wenn es gewittert« erschienen, ausgezeichnet mit dem Peter-Huchel-Preis 2019.
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Thilo Krause liest aus »Was wir reden, wenn es gewittert« beim Lyrikertreffen 2019