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Literaturline
Lesung Februar 2025
Tsabika Hatzinikola: „Ακροδάχτυλα/Fingerspitzen“ in der Übersetzung von Georg Schaaf
“Ακροδάχτυλα/Fingerspitzen” ist die zweisprachige Textausgabe von Gedichten der griechischen Archäologin und Autorin Tsabika Hatzinikola, erschienen 2024 bei Reinecke & Voß in der griechischen Lyrikreihe “edition metáfrasi”. Der münstersche Lektor Georg Schaaf hat die Gedichte aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzt.
In 44 Gedichten (Kapitel “Illusionen”, “Körper” und “Welt”) sucht die Autorin knapp und präzise nach dem Unwahrscheinlichen, ohne dass das Leben uninteressant sei. Für ein Mitgehen verlangt sie Offenheit, das Gesuchte überall zu finden: in Nebensächlichkeiten, Gesprächen, Kunstwerken, Mythen und auch in sich selbst. Sie schreibt u.a. von Augenblicken, die die Grenzen der Zeit überspringen, von Statuen, die im Vorbeigehen oder durch Berührung zum Leben erweckt werden – und alles wirkt so, als könne einem derartiges jederzeit und überall selbst begegnen.
Wer diese Gedichte liest, ist ganz auf sich gestellt; Interpretationshilfen gibt die Autorin nicht. So auch beim Übersetzen: “Vertraue den Bildern, die die Worte in dir auslösen”, sagt sie. Auf dem Weg in eine andere Sprache gelingt eine Metaphrase kaum ohne Metamorphosen. Das ist nicht anders auf dem Weg der Gedichte in ein anderes Sprachsystem wie etwa der Druckgrafik.
Parallel zum Übersetzungsprozess von Hatzinikola und Schaaf hat die Künstlerin Anja Höppner eine Serie von 12 Radierungen in Strichätzung und Aquatinta zu ausgewählten Gedichten der Sammlung geschaffen: “(un)endlich. Szenen von Berührung und Abkehr”.
In der Literaturline lesen Tsabika Hatzinikola und Georg Schaaf eine Auswahl der Gedichte.
Tsabika Hatzinikola, geb. 1975 auf Rhodos, hat Archäologie in Ioannina (GR) und London studiert und wurde an der Universität Kreta promoviert (erschienen 2019: “Η λατρεία και η απεικόνιση της θεάς Εκάτης στα Δωδεκάνησα” / “Kult und Bild der Göttin Hekate auf dem Dodekanes”). Sie arbeitet als Oberschullehrerin und Reiseleiterin. 2023 ist ihre zweite Gedichtsammlung erschienen ("Χωρίς ενεστώτα δεν γίνονται τα όνειρα" / “Ohne Präsens kein Träumen”, Übersetzung in Arbeit).
Georg-D. Schaaf, geb. 1970 in Bonn, hat Archäologie und Kirchengeschichte u.a. in Freiburg und Ioannina (GR) studiert und als Magister abgeschlossen. Er lebt und arbeitet in Münster als Freier Lektor und ist seit 2016 Mitveranstalter von zweisprachigen Lyriklesungen (mehr unter: www.ardelit.net). Ende 2023 war er Mitherausgeber der Anthologie “Bis zur Grenze des Schweigens. Gedichte aus sieben Sprachen” und 2024 Co-Produzent des Lyrikfilms “Hasan Alhasan: Syrische Fluchtlyrik und ihre Klangmembrane – Übersetzung und Rezitation”.
Anja Höppner, geb. 1965 in Bremen. Ausbildung zur Mediengestalterin, Arbeit in verschiedenen Werbeagenturen als Grafikerin. 1996 machte sie sich selbstständig. Parallel hierzu widmet sie sich seit 2011 mit großer Leidenschaft der Druckgrafik und stellt seit 2015 aus; seit 2021 arbeitet sie ausschließlich als freie Künstlerin. Realisierte Buchprojekte, inspiriert von literarischen Texten: u.a. “Ballade der Hanna Cash”, Bertolt Brecht (Kaltnadelradierung); “König Ödipus · Sophokles” (Strichätzung und Aquatinta). Auszeichnungen: 2020 · 1. Platz Kunstpreis Stadt Großenhain; 2019 · 2. Platz Kunstpreis Stadt Großenhain; 2019 · Lobende Erwähnung, 26. Kunst im Bürgerhaus Hemelingen “Raum – Körper – Raum”, Bremen.
Die Reihe “edition metáfrasi. griechische poesie in deutscher übersetzung” wird als Open-Access-Projekt fortgeführt (mehr unter: https://editionmetafrasi.de/). Bisher als Buch erschienene Titel sind weiterhin beim Leipziger Verlag Reinecke & Voß erhältlich (mehr unter: https://www.reinecke-voss.de/).
Jetzt anhören:
Tsabika Hatzinikola: aus “Ακροδάχτυλα” (auf Griechisch, gelesen von der Autorin)
Tsabika Hatzinikola: aus “Fingerspitzen” (auf Deutsch, gelesen von Georg Schaaf)
Ausgewählte Druckgrafiken von Anja Höppner
Gedicht “XXIV.”
Transparente Klänge / dunkler Räume / in leeren Erinnerungen. / Transparenter Körper / verschmolzen in Umarmung, / ruhend. / Transparentes Licht / löst Formen auf, / raubt den Atem. / Transparentes Licht / in ungeduldigen Körpern / vor dem Absturz.