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Forschung: Publikationen
von Miquel, Marc (Hg.)(2007):
Sozialversicherung in Diktatur und Demokratie. Begleitband zur Wanderausstellung der Arbeitsgemeinschaft "Erinnerung und Verantwortung" der Sozialversicherungsträger in NRW.
Villa ten Hompel Schriften 8, Klartext Verlag, Essen 2007, 415 Seiten (vergriffen)
Der Begleitband zur Wanderausstellung gibt einen Überblick über die Geschichte der gesetzlichen Kranken-, Renten- und Unfallversicherung von der Weimarer Republik bis zur Bundesrepublik mit dem Schwerpunkt auf der NS-Diktatur. Im Zentrum des Bandes stehen die jeweiligen gesellschaftlichen Leitbilder der sozialen Sicherung und die Frage, wie sie das sozialpolitische Handeln und die Lebenswelt der Versicherten prägten. So richtet sich der Blick für die Weimarer Zeit auf die demokratische Aufbauphase und auf den drastischen Leistungsabbau in der Weltwirtschaftskrise.
Im Dritten Reich stand der sozialpolitische Umgang mit den Risiken von Krankheit, Unfall und Altersarmut stets im Zusammenhang mit der Ideologie der "Volksgemeinschaft". In welcher Weise die Maßstäbe des NS-Regimes zum Umbau der Sozialversicherung führten, wird anhand von Beiträgen über Rentenpolitik, ärztliche Standespolitik, über Reformmaßnahmen im Krieg und den Ausschluss von Patientengruppen aus der medizinischen Versorgung vorgestellt.
Nach dem Krieg erfolgte, aufbauend auf den vorhandenen Strukturen, die demokratische Neugründung des Sozialversicherungssystems. Seit der Rentenreform 1957 war eine soziale Absicherung auf hohem Niveau nicht mehr das Vorrecht weniger, sondern prägte die Lebenswelt der Mehrheit. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte über die Reform des Sozialstaates werden abschließend grundlegende sozialstaatliche Problemstellungen zwischen Ausschluss und Integration, staatlicher und individueller Verantwortung zur Diskussion gestellt.