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Forschung: Publikationen
Geschichtsort Villa ten Hompel/LWL-Medienzentrum für Westfalen (Hg.):
Gestern kein Recht, heute keine Gerechtigkeit? Der lange Weg zur Entschädigung von NS-Unrecht (CD mit Begleitheft)
Hörbücher zur historisch-politischen Bildung, Eigenverlag, Münster 2011, 14,90 Euro
Mehr als sechs Millionen Menschen wurden Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Wie kann man "wieder gut machen", was in keinem Fall ungeschehen zu machen ist? Vor dieser Frage standen die deutsche Gesellschaft und Justiz nach 1945. Mit dem Bundesentschädigungsgesetz von 1956 versuchte man einen juristischen Weg zur "Wiedergutmachung" zu finden. Dieses Gesetz bildete die Grundlage für langwierige Verfahren, an deren Ende allzu oft keine finanzielleEntschädigung für die Opfer stand. Das von Daniel Gollmann konzipierte Hörbuch (Doppel-CD, ca. 85 Min.) erzählt mittels zeitgenössischer Originaltöne, nachgesprochener Quellen und Zeitzeugeninterviews – ergänzt durch Expertenkommentare – diesen besonderen Aspekt der deutschen und auch westfälischen Nachkriegsgeschichte auf eine unmittelbare und authentische Art. Die "große" Geschichte begegnet den Hörern im "Kleinen", aus dem Alltag ganz normaler Menschen heraus, und fordert zu einer kritischen Würdigung der westdeutschen "Wiedergutmachung“ auf.
In einer Collage aus zeitgenössischen Dokumenten, nachgesprochenen Quellen, Zeitzeugeninterviews und Expertenkommentaren begegnet den Hörerinnen und Hörern die große Geschichte im Kleinen. Dabei wurden auch Recherchen und Kenntnisse zur Geschichte der Wiedergutmachung neu genutzt, die für die Dauerausstellung der Villa ten Hompel von Julia Volmer-Naumann, Dr. Marc von Miquel und Susanne Muhle erarbeitet worden waren. Für dieses Hörbuch wurden zahlreiche Quellen gesichtet und ausgewertet. Unter anderem sichtete Gollmann für das Kapitel zu den Prozessen um das Bundesentschädigungsgesetz einen Bestand von knapp 1.800 Prozessakten, der in der Villa ten Hompel lagert und aus den Registraturkellern des Landgerichts Münster stammt. Landgerichtspräsident Klaus Schelp zeigte sich bei der Präsentation der CD davon beeindruckt, wie nur schwer zu lesende, sperrige Akten in ein eindringliches Hörerlebnis übersetzt worden seien. Durch den konzentrierten Prozess auf einzelne Fälle werde ein abstrakter bürokratischer Prozess erfahrbar und auch für Laien gut verständlich.