Wasserwissen

Ein Schild 'Trinkwasser-Düker' steht in braunem Wasser.

Auch kritische Infrastruktur wie ein Trinkwasser-Düker muss vor den Folgen von Starkregen geschützt werden.

Renautierte Aa an der Westerholtschen Wiese

Renaturierte Aa an der Westerholtschen Wiese – ökologische Verbesserung und Naherholung im Innenstadtbereich

Fischtreppe am Wehr Badestraße

Fischaufstiegstreppe am Wehr Badestraße – Aufstiegsmöglichkeit für Fische und Kleinstlebewesen

Starkregen oder Hochwasser? Wenn das Wasser in Ihrem Keller oder gar in Ihrer Wohnung steht, ist diese Frage für Sie zweitrangig.
Für die wasserwirtschaftlichen und städtebaulichen Planungen, die rechtlichen Grundlagen und organisatorischen Zuständigkeiten ist die Unterscheidung der beiden Phänomene aber von großer Bedeutung.

Doch nicht nur das immer häufigere Auftreten enormer Wassermengen wird uns zukünftig stärker fordern. Auch Phasen langanhaltender Trockenheit und Hitze sind Herausforderungen, die wir zukünftig gemeinsam meistern müssen. Erfahren Sie hier mehr zu den wasserwirtschaftlichen Hintergründen.

Starkregen

Starkregen bezeichnet kleinräumige, lokal begrenzte und sehr intensive Niederschläge innerhalb eines kleinen Zeitfensters. Durch die in kürzester Zeit fallenden enormen Wassermassen kommt es auf der Geländeoberfläche schnell zu erheblichen Abflüssen, völlig unabhängig davon, ob ein Gewässer in der Nähe ist oder nicht. Dadurch entstehen sogenannte "urbane Sturzfluten", die insbesondere in Geländesenken oder gefangenen Lagen zu zeitweise hohen Wasserständen führen können. Befinden sich in diesen Bereichen z. B. Gebäudeöffnungen, ist der Schaden vorprogrammiert.
Starkregen haben eine hohe Dynamik, lassen sich im Vorfeld nur schwer lokalisieren und haben dadurch eine sehr begrenzte Vorhersagezeit.

In welchem Maß und Umfang die Kommune Stadtentwässerungsanlagen vorhalten muss und ab wann eine Schadensbegrenzung zur kommunalen Gemeinschaftsaufgabe für die gesamte Stadtgesellschaft wird, macht die Rechtssprechung von der Intensität und Dauer eines Starkregens abhängig. Denn ab einem bestimmten Punkt ist es weder technisch noch wirtschaftlich möglich, die gesamten Wassermassen über Infrastrukturen schadensfrei abzuführen.

Um die Einordnung von Niederschlägen und die daraus resultierenden Aufgaben besser verständlich darzustellen, wurde der sogenannte Starkregenindex entwickelt. Dieser zeigt ähnlich wie bei der Darstellung von Erdbeben mit Hilfe der Richterskala die Einstufung von Niederschlagsereignissen in Abhängigkeit ihrer Intensität und Dauer vom Index 1 (weniger intensiver Niederschlag) bis Index 12 (extremer Starkregen).

Die Kommune muss dafür Sorge tragen, dass Niederschlagsereignisse der Stufen 1 bis 3 vollständig innerhalb der Kanalisation abgeleitet werden.
Stärkere Ereignisse der Stufen 4 bis 5 dürfen aus der Kanalisation austreten, sofern sie keine Schäden verursachen. Für alle darüberhinausgehenden Indexstufen (5 bis 12) ist eine Risiko- und Schadensminimierung in kommunaler Gemeinschaftsaufgabe, also von Kommune und privaten Grundstückseigentümern gleichermaßen gemeinsam durchzuführen. Der Niederschlag vom 28. Juli 2014 wird im Starkregenindex beispielsweise eindeutig der höchsten Stufe 12 zugeordnet und liegt damit weit außerhalb jeglicher Bemessungs- und Nachweisgrundlagen.

Potenziell ist jeder und jede durch Starkregen gefährdet, denn Starkregenereignisse können überall auftreten. Die Auswirkungen unterschiedlicher Starkniederschläge auf das Stadtgebiet Münster sind in den Starkregengefahrenkarten dargestellt.

Hochwasser

In Flusseinzugsgebieten entstehen Hochwasserschäden durch die Ausuferungen von Oberflächengewässern. Die Überflutung breitet sich dabei ausgehend vom Gewässerverlauf in die angrenzenden Bereiche aus. Sie entsteht im Wesentlichen durch sich immer weiter aufbauende Abflusswellen im Gewässer nach langanhaltenden, ergiebigen Niederschlägen. Für Überflutungen aus Gewässern wurden im Rahmen der Umsetzung der Europäischen Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (EU-HWRM-RL) landesweit Hochwassergefahrenkarten erstellt. Für das Stadtgebiet von Münster wurden diese Hochwassergefahrenkarten durch die Bezirksregierung Münster erarbeitet und veröffentlicht: www.flussgebiete.nrw.de

Mithilfe der Karten können Gefahren und Risiken durch Hochwasser erkannt und die individuelle Gefahrenlage bewertet werden. Die Karten sind Grundlage der Hochwasserrisikomanagementplanung, die jede potenziell von Hochwasser betroffene Region in der EU bis 2015 erstellen musste.

Die Gefahrenkarten informieren über die mögliche Ausdehnung und Tiefe einer Überflutung. Dabei wird dargestellt, wie das Ausmaß der Überflutung für ein häufiges (Hochwasser tritt im Mittel alle 10 bis 20 Jahre auf), mittleres (Hochwasser tritt im Mittel alle 100 Jahre auf) und seltenes Hochwasserereignis zu erwarten ist.

Als verbindliches Schutzziel für die Kommune und damit auch für die Stadt Münster ist grundsätzlich das Ergebnis für ein mittleres Hochwasserereignis (Berechnung HQ100) anzusetzen.

Übrigens: Auch die privaten Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer sind nach § 5 des Wasserhaushaltsgesetzes verpflichtet, sich im Rahmen des Möglichen und Zumutbaren vor Hochwasserschäden zu schützen

Hitze und Trockenheit

Die Auswirkungen des Klimawandels wurden in Münster sehr deutlich, als am 28. Juli 2014 eines der bislang extremsten Niederschlagsereignisse Deutschlands auf das Stadtgebiet niederging. Das gegenteilige Extrem erlebte die Stadt im Sommer 2018, als eine langanhaltende Hitze- und Dürrephase maßgeblich zum Fischsterben im Aasee beitrug. Die oft mit Hitzeperioden einhergehenden anschließenden Unwetter mit Starkregen können von den dann sehr trockenen Böden nicht aufgenommen werden und verstärken dadurch zusätzlich den Oberflächenabfluss.

Die Minimierung des Risikos vor Überflutungen durch Starkregen und Hochwasser steht daher ebenso im Fokus wie eine Verbesserung des Mikroklimas bei großer Hitze und die Speicherung und Nutzung des Niederschlagswassers in Zeiten großer Trockenheit.