Planungsziele und Grundlagen
Die Zielsetzung einer wassersensitiven Stadtplanung ist nicht nur unter Fachleuten unstrittig, sie ist erklärtes Ziel der Stadtverwaltung Münster und inzwischen auch in den nationalen und EU-weiten rechtlichen Vorgaben fest verankert. Der Rat der Stadt Münster hat bereits im März 2016 beschlossen, der Resolution des Städtetages zur „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ beizutreten und sich zur Umsetzung der 17 Globalen Nachhaltigkeitsziele im Stadtgebiet verpflichtet.
Konkrete Maßnahmen der Stadtentwässerung finden sich im Abwasserbeseitigungskonzept der Stadt Münster wieder, dessen aktuelle Fassung am 25. Juni 2021 beschlossen wurde.
Neben der Erarbeitung langfristiger Klimaschutzkonzepte und der Beteiligung an regional übergreifenden, teilweise internationalen Projekten zum Klimaschutz hat die Stadt Münster ein Klimaanpassungskonzept aufgestellt und mittlerweile in ein verbindliches Handlungskonzept übersetzt. Es bündelt zu den Schwerpunktbereichen Hitze, Trockenheit, Starkregen und Sturm sämtliche Grundlagen, um die Stadt an die neuen Anforderungen anpassen zu können.
Was macht die Stadt?
Das vorhandene Oberflächenmodell wird zukünftig für die Betrachtung und Analyse kleinerer Niederschläge der Indexstufen 1 bis 5, in denen das Netz noch Rückhaltewirkung hat mit dem Kanalnetz gekoppelt und simuliert, z. B. für Sanierungs- und Neuplanungen des Kanalnetzes oder zur Analyse und Bewertung der Auswirkungen von Nachverdichtungen und Erschließungen neuer Gebiete (Plan- und angrenzende Bestandsgebiete).
Die resultierende hydraulische Maßnahmen- bzw. Sanierungsplanung zielt dabei nicht nur auf die Vergrößerung der öffentlichen Kanalisation ab, sondern auch auf die Schaffung von oberflächennahen Ableitungssystemen, Notwasserwegen, Rückhalteräumen und die Ausweisung von multifunktionalen Flächen.
Insgesamt wurden im Zeitraum von 2015 bis 2023 in diesem Zusammenhang bereits ca. 7 Mio. Euro im Gewässerbereich und ca. 11 Mio. Euro in der Stadtentwässerung umgesetzt. Die Gewässermaßnahmen wurden mit Hilfe von Landesmitteln in Höhe von 80 Prozent aus dem Programm „lebendige Gewässer“ finanziert.
Bei den umgesetzten Maßnahmen handelt es sich sowohl um konkrete Maßnahmen zur Steigerung der Leistungsfähigkeit an Gewässern als auch im Stadtentwässerungsnetz. Im Zeitraum zwischen 2015 und 2023 gehören dazu die folgenden Projekte:
Bereits umgesetzte Maßnahmen:
Gewässer
- Canisiusgraben: Entrohrung und Vergrößerung Durchlass Mecklenbecker Str.
- Hunnebecke: Vergrößerung Durchlass B 54/ ökologische Verbesserung
- Edelbach: Vergrößerung Durchlässe, ökologische Verbesserung
- Igelbach: Hochwasserretention, ökologische Verbesserung, Optimierung Einlaufbauwerk Gasselstiege
- Öffnung eines privat verrohrten Nebengewässers des Juffernbachs
- Westerholtsche Wiese: hochwassertechnische Optimierung, Ökologie, Stadtgestaltung, Mikroklima, Aufenthaltsqualität
Stadtentwässerung
- Peter-Wust-Str. und Wilhelmstr.: Vergrößerung Regenwasserkanalisation
- Kinderhaus Ohmweg: Vergrößerung Regenwasserkanalisation und Bau von Notwasserwegen
- Kinderhaus Eimermacherweg: Vergrößerung Regenwasserkanalisation
- Kinderhaus Adolf-Reichwein-Str.: Vergrößerung Regenwasserkanalisation
Kombinierte Maßnahme
- Kanalstraße:
- Neubau Pumpwerk für die Regenwasserkanalisation
- Hydraulische Sanierung der Regenwasserkanalisation Ring bis Wibbeltstr.
- Neubau der Brücke Wibbeltstraße
- Renaturierung und hochwassertechnische Optimierung der Münsterschen Aa (1,3 km)
- Deicherhöhung mit integriertem Radweg (bis zu 80 cm)
Aktuell sind folgenden Maßnahme in Vorbereitung:
- Innenstadt Aa:
- Gesamtkonzept für den Bereich zwischen Westerholtsche Wiese und Nevinghoff, bereits integriert in die Maßnahmen des ISEK.
Bausteine der Zielsetzung: Hochwasserschutz, Ökologie, Stadtgestaltung, Mikroklima, Aufenthaltsqualität. Sanierung der Stützwände - in Planung: Abschnitt Zeppelinstraße bis Maximilianstraße
- Gesamtkonzept für den Bereich zwischen Westerholtsche Wiese und Nevinghoff, bereits integriert in die Maßnahmen des ISEK.
- Haferlandweg (hydraulische Kanalsanierung)
- Alfred-Krupp-Weg / Roddestraße (hydraulische Kanalsanierung), Bau ab 2023 / 2024
- Gievenbeck Ortsmitte (hydraulische Kanalsanierung)
- Sukzessive Umsetzung der Maßnahmen aus dem Abwasserbeseitigungskonzept: Maßnahmenart A2 „hydraulische Sanierung“
Schwammstadt
In unseren hochversiegelten Städten gibt es für Regen meistens nur den direkten Weg in die öffentliche Kanalisation. Kommt es zu Starkregen, ist das öffentliche Kanalisationssystem überlastet: das Wasser tritt aus den Schachtdeckeln und Straßenabläufen aus und überflutet die angerenzenden Bereiche.
Die Stadt Münster arbeitet seit einigen Jahren bei ihren städtebaulichen Planungen nach dem sogenannten "Schwammstadt-Prinzip". Grundidee dieses Konzeptes ist, dass die Stadt ähnlich wie ein Schwamm in niederschlagsreichen Zeiten das Wasser speichert, um es dann wieder abzugeben, wenn es in Hitzeperioden benötigt wird. Insbesondere in den heißen Sommermonaten mit plötzlich auftretenden Starkregen kann dieses Prinzip erheblich zur Minderung von Abflussspitzen beitragen. Weiterer Vorteil: das Verdunsten des Wassers beeinflusst das Stadtklima positiv, es sorgt für einen Kühleffekt.
Schnittstellen in der Stadtverwaltung
Da eine klimaangepasste, wassersensible Stadtentwicklung heutzutage unabdingbar ist, entwickelt die Stadtverwaltung Neuerschließungen und größere Nachverdichtungsgebiete mittlerweile in gemeinschaftlicher Arbeit zwischen Stadt-, Freiraum-, Verkehrs- und wasserwirtschaftlicher Planung. In diesem Zuge fließen sämtliche Erkenntnisse und Anforderungen zum Starkregen- und Hochwassergeschehen jeweils für die Planungs- und die angrenzenden Bestandsgebiete von Beginn an in die Planungen ein.
In Kooperation mit der Stabsstelle Smart City und der Stabsstelle Klima wird die fachlich komplexe Thematik gut verständlich übersetzt, innovative Kanäle bedient, die Thematik in ein ganzheitliches Bild der digitalen Angebote der Stadt Münster eingebettet und allen Beteiligten leicht zugänglich gemacht.
Kooperationen (Wissens-/Erfahrungsaustausch)
Wasser kennt keine Grenzen. Aus diesem Grund engagiert sich die Stadt Münster in unterschiedlichen nationalen und internationalen Projekten zum Überflutungsschutz.
- Netzwerk Hochwasser- und Überflutungsschutz der Kommunalagentur NRW
- Internationales Interreg-Projekt "Wasserrobuste Städte"
Ein gemeinsamer Film über das Projekt “wasserrobuste Städte” stellt beispielhaft Veränderungen vor: youtu.be/NSbD05l2dHY - Leitfaden „Gemeinsame Arbeit an wasserrobusten Städten“
- Kommunale Klimapartnerschaft Münster - Monastir (Tunesien) zu den Themenbereichen Klimaschutz- und Klimaanpassung, Abfallwirtschaft