Oberbürgermeister Markus Lewe hatte die G7-Außenministerinnen und -Außenminister zuvor im historischen Rathaus empfangen und den „Geist des Westfälischen Friedens“ für die dort anstehenden Verhandlungen beschworen. Bis zum Freitagnachmittag (4. November) finden im Friedenssaal die Beratungen zur aktuellen weltpolitischen Lage statt, vorrangiges Gesprächsthema wird das Kriegsgeschehen in der Ukraine und dessen Auswirkungen sein.
Deutschland hat im Jahr 2022 zum siebten Mal die G7-Präsidentschaft inne. Die Stadt Münster ist dazu vom Auswärtigen Amt als Veranstaltungsort dieses Treffens ausgewählt worden. Dies auch aufgrund ihrer historischen Bedeutung. In Münster wurde ein Teil der Friedensverträge zum Westfälischen Frieden von 1648 ausgehandelt; sie waren wichtige Meilensteine auf dem Weg zu einer europäischen Friedensordnung und zur Entwicklung des heutigen Völkerrechtes. Mehr noch:
"Im Juni 1990 trugen sich an dieser Stelle der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher und sein sowjetischer Amtskollege Eduard Schewardnadse in das Goldene Buch unserer Stadt ein, sie bereiteten die Zwei-plus-Vier-Verhandlungen zur Vereinigung Deutschlands vor“, erinnert Oberbürgermeister Markus Lewe, „und beide begegneten sich damals im konstruktiven Geiste der Freundschaft".
Ein Treffen in dieser Atmosphäre erscheine heute vielleicht sehr weit entfernt. Doch Frieden fange mit einem ersten Schritt an. "Vielleicht kann der Geist des Westfälischen Friedens und der Vereinigung Deutschlands zu einem ersten Schritt in Richtung Frieden beitragen", führte Lewe mit Blick auf das Kriegsgeschehen in Osteuropa aus. Beide Ereignisse hätten gezeigt, was durch geduldige und beharrliche Diplomatie möglich sei.
Neben den Außenministerinnen und Außenministern der führenden Industriestaaten – Annalena Baerbock (Deutschland), Antony J. Blinken (USA), Mélanie Joly (Kanada), James Cleverly (UK), Catherine Colonna (Frankreich), Yoshimasa Hayashi (Japan) und Antonio Tajani (Italien) – trug sich auch Josep Borrell, Außenbeauftragter der Europäischen Union, in das Goldene Buch der Stadt ein.
Hierbei handelt es sich um das nunmehr achte seiner Art seit dem Jahr 1907, auf der Vorderseite reich verziert - unter anderem mit einem Aasee-Motiv und dem „Goldenen Hahn“ zu Münster. Letzterer, ein Trinkpokal in Form eines Hahns, wird üblicherweise hohen Gästen der Stadt gereicht. Aufgrund der knappen Zeit und auch strenger Hygienevorschriften wird auf diesen traditionellen Akt zugunsten einer möglichst effizient genutzten Beratungszeit verzichtet.