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Alltag und Privatleben
Wohnungen
Insbesondere die britischen Offiziere und Unteroffiziere kamen gemeinsam mit ihren Familien nach Münster. 1960 waren lebten etwa 800 britische Soldatenfamilien in Münster, meist in Wohnsiedlungen, die von den Briten passenderweise als married quarters bezeichnet wurden. Die Wohnungen, um deren Instandhaltung sich die Armee kümmerte, unterschieden sich je nach Rang der Bewohner in der Zimmeranzahl, verfügten teilweise über einen Garten und waren gut ausgestattet, etwa mit einer Zentralheizung. Die hohe Wohnqualität, die die Gebäudequalität in Großbritannien vielfach übertraf, sorgte dafür, dass die Stationierung in Deutschland allgemein beliebt war.
Britische Hilfs- und Informationsstellen
Britische Hilfs- und Informationsstellen (HIVE) berieten und unterstützten die Soldaten und ihre Familien während ihres Aufenthaltes. Der Münster Army Families Official Guide gab ihnen eine Übersicht und umfassende Informationen über die Stadt Münster, das Leben in Münster (Sightseeing, medizinsche Einrichtungen, Kindergärten Schulen, Verkehrsmittel, Einkauf) und klärte organisatorische Fragen zu Schulen, Wohnungen und Arbeitsmöglichkeiten. Er enthielt Angebote für alle Alterssgruppen. So richtete der Münster Youth Club ab Juni 1993 ein eigenes Angebot für Jugendliche aus. Er sah Educational and Social welfare of young people als seine Aufgabe an und war in einem Keller in der York-Kaserne untergebracht. Der Guide enthielt auch ganz praktische Tipps und erläuterte Zeile für Zeile den Aufbau einer deutschen Telekom-Rechnung.
Britische Schulen
Die in Münster stationierten Briten und ihre Familien hatten ein eigenes Netzwerk und eigene Strukturen. Die Kinder der britischen Streitkräfte besuchten in Münster eigene Kindergärten sowie Schulen der Armee. Diese Forces Schools wurden bis Anfang der 1980er von der Organisation British Forces Education Service (BFES) eingerichtet und verwaltet. Häufig waren es die Frauen von Militärangehörigen, die dort als Lehrerinnen oder Erzieherinnen arbeiteten. Für Kinder im Alter von fünf bis sieben stand die Cambridge Infant School zur Verfügung; von acht bis elf Jahren konnten sie die Oxford Primary School in Gievenbeck, die Lincoln School in den Lincoln Barracks an der Grevener Straße oder die York Junior School in der Loddenheide besuchen. Die weiterführende Schule (secondary school) in Münster war die Edinburgh School in den Nelson Barracks an der Grevener Straße, die 1972 450 Schülerinnen und Schüler zählte. In den 1990er Jahren nahm die Anzahl der Schülerinnen und Schüler drastisch ab, da die ersten Truppeneinheiten die Stadt verließen. Die Edinburgh School musste deshalb zum Leidwesen der Schülerschaft 1995 schließen. Die Kinder wurden stattdessen auf Internate in Großbritannien geschickt oder pendelten nach Gütersloh, wo zwischen 1960 und 2019 die King’s School bestand. Die Oxford-Grundschule feierte 1997 ihr fünfzigjähriges Jubiläum und war zu diesem Zeitpunkt die letzte noch bestehende britische Schule in Münster, nachdem die übrigen Grundschulen 1993 und 1994 geschlossen worden waren.
Navy, Army and Air Force Institutes (NAAFI)
Die Organisation Navy, Army and Air Force Institutes (NAAFI) stellte für das britische Militär im In- und Ausland Kantinen, Geschäfte, Supermärkte und Freizeitangebote zur Verfügung. In Münster waren NAAFI-Shops zunächst in der Friedrichsstraße und in der Nähe der married quarters eingerichtet. 1993 gab es drei NAAFI-Shops in der Stadt: Gremmendorf Complex, Oxford Barracks Family Shop, Portsmouth Barracks Family Shop. Außerdem gab es Zweigniederlassungen in den Kasernen, in denen die alleinstehenden Soldaten einkaufen gehen konnten. Im Sortiment befanden sich mehrheitlich britische Waren, die es in Deutschland nicht oder nur selten zu kaufen gab, darunter auch Kleidung und Geschenkartikel. Schnaps, Zigaretten und elektrische Geräte wurden ohne Mehrwertsteuer verkauft und die Ware war insgesamt preisgünstiger als in deutschen Supermärkten. Das Zentrallager der NAAFI befand sich in Mönchengladbach.
Freizeit
Freizeitangebote wurde ebenfalls innerhalb der Armee organisiert. Einige Kasernen verfügten über Gemeindezentren, Büchereien und Reisebüros. Darüber hinaus gab es Angebote für Jugendliche wie den Garrison Youth Club. Für Erwachsene wurde neben Sportvereinen unter anderem eine Theatergruppe Münster Garrison Players gegründet. Die Einheiten trugen in verschiedenen Sportarten auf den Kasernengeländen regelmäßige Wettkämpfe untereinander aus. Der Portsmouth-Kaserne war beispielsweise ein großer Sportplatz angeschlossen. Zur Bullerkaserne gehörten drei Fußballfelder, ein Rugbyfeld und ein Hockeyplatz. In der Oxford-Kaserne befand sich sogar ein Pferdestall für die Polo-Ponys. So konnten die Briten in Münster auch ihre traditionellen Sportarten pflegen.
Die Queen’s Own Highlanders veranstalteten während ihrer Stationierung in Münster seit 1988 auf dem Gelände der Bullerkaserne einmal im Jahr eigene Highland-Games. Diese dienten nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch dem guten Zweck. An verschiedenen Verkaufsständen wurden schottische Produkte wie Whiskey und Kuchen verkauft und die Einnahmen gespendet.
Außerdem hatten die Briten ihr eigenes Kino "The Globe" (betrieben von der Army Kinema Corporation) an der Ecke Friedrichstraße und Wolbeckerstraße eingerichtet. Im selben Haus waren auch das Büro des britischen Verbindungsoffiziers und die münsterische Zweigstelle des britischen Arbeitsamts eingerichtet. Als das Gebäude 1977 abgerissen wurde, wurde das Kino in die York-Kaserne nach Gremmendorf verlegt.