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Garnisonsentwicklung
Nachdem die Briten 1945 die Kontrolle in Münster übernommen hatten, nutzten sie die bereits vorhandenen Kasernenanlagen, um ihre Truppen, Waffen und Versorgungsmaterialien unterzubringen. Mit der Übernahme der Kasernen führten die Briten die Tradition Münsters als Garnisonsstadt fort. Die Kasernenanlagen stammten aus der Kaiserzeit und dem Nationalsozialismus und hatten den Zweiten Weltkrieg größtenteils unbeschadet überstanden. Die Kasernen erhielten neue, englische Namen wie Portsmouth, Winterbourne, York oder Oxford. Als Anfang der fünfziger Jahre die längerfristige Stationierung in Münster vorbereitet wurde, wurden die Kasernen ausgebaut. Andere wie die Buller, Swinton und Waterloo barracks in Gremmendorf wurden neu errichtet.
Kasernen der britischen Streitkräfte in Münster
Kaserne | Adresse | Stadtbezirk |
Winterbourne (Heeresverpflegungs- hauptamt) | Holtmannsweg / An den Speichern | Coerde |
Portsmouth | Hoher Heckenweg | Coerde |
Oxford | Roxeler Straße | Gievenbeck |
Buller | Albersloher Weg | Gremmendorf |
Swinton (Flug- und Militärgelände) | Albersloher Weg | Gremmendorf |
Waterloo (Flug- und Militärgelände) | Albersloher Weg | Gremmendorf |
York (Luftnachrichtenkaserne) | Albersloher Weg | Gremmendorf |
Lincoln (Dreizehner-Kaserne) | Grevener Straße / Dreizehnerstraße | Uppenberg |
Nelson (Divisions-Nachrichten-Kaserne) | Grevener Straße / | Uppenberg |
Nach dem Ende der Besatzungszeit
1955 endete die Besatzungszeit. Die Bundesrepublik hatte vor dem Hintergrund des 'Kalten Krieges' großes Interesse an einer starken militärischen Präsenz der Briten. Diese blieben mit einer Vielzahl an Truppen in Münster und an anderen Standorten in Deutschland stationiert und machten damit die Bindung der Bundesrepublik an die NATO sichtbar.
Münster wurde mit 5.000 Soldaten die größte britische Garnison in der Bundesrepublik, noch 1982 war sie mit 5.800 Soldaten beziehungsweise 11.000 britischen Staatsbürgerinnen und -bürgern nach Osnabrück die zweitstärkste Garnison außerhalb des Vereinigten Königreichs.
Die Kasernen der Briten in Münster lagen überwiegend außerhalb der Stadt beziehungsweise in Randgebieten. In ihren Einzugsbereichen wurden Wohnsiedlungen für die britischen Militärangehörigen und ihre Familien gebaut. Im Rahmen von Wohnungsbauprogrammen vom Bund und vom Land NRW (Build-Programme) entstanden in den fünfziger und sechziger Jahren insgesamt 18 britische Wohnsiedlungen. Rund um die Portsmouth-Kaserne entwickelte sich in den sechziger Jahren Coerde zu einem eigenen Stadtteil, woran auch die 'Briten-Siedlungen' ihren Anteil hatten.
Entwicklung bis zum Abzug 2013
Mit Ende des 'Kalten Krieges' begann eine neue Phase der Stationierung, deren Sinn und Zweck nun hinterfragt wurde. Das Vereinigte Königreich begann seine Truppen in der Bundesrepublik drastisch zu reduzieren – nicht zuletzt aus finanziellen Gründen. Dafür mussten jedoch zunächst die strukturellen Voraussetzungen innerhalb der britischen Streitkräfte und im Vereinigten Königreich geschaffen werden. Die Reduzierung und der Abzug der Truppen wurden deshalb schrittweise durchgeführt.
In Münster nahm die Garnisonsstärke seit Ende des Jahres 1990 deutlich ab. Das lag zunächst an der Abberufung eines großen Teils der Truppen in die Golfregion und seit 1992 an der Rückverlegung verschiedener Regimenter nach Großbritannien. 1992/93 wurden die in Münster stationierten Truppen von einer Brigade auf ein Bataillon reduziert – nur 2.000 britische Militärangehörige waren zu diesem Zeitpunkt noch in der Stadt. Bis 1996 wurden acht Kasernenanlagen – unter anderem in Coerde und in der Loddenheide – freigegeben und der Brigadegeneral verlagerte seinen Dienstsitz nach Osnabrück. 14 Jahre später wurde bekannt, dass sich die British Forces Germany bis 2020 vollständig auflösen sollten. In Münster war der Abzug schon vorher abgeschlossen. Als letzte der britischen Kasernen der Stadt schloss die Oxford-Kaserne. Sie wurde am 14. November 2013 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übergeben.
Abschied - Farewell
Der Weggang der britischen Truppen aus Münster wurde feierlich begangen. Es war üblich, dass sich die einzelnen Regimenter offiziell – etwa mit einer "Farewell"-Parade von der Stadt verabschiedeten und ein Geschenk überreichten.
Ein besonders ausgefallenes Geschenk (neben Parkbänken und Schwertern) war ein Eiszeit-Findling, der 1993 den Bürgerinnen und Bürgern in Coerde - auch aus Anlass des 30. Jahrestages der Grundsteinlegung für den Stadtteil Coerde - übergeben wurde. In der Portsmouth-Kaserne am Hohen Heckenweg waren jahrzehntelang britische Truppeneinheiten und seit 1968 bis zum Herbst 1994 das 8. Artillery Support Regiment RLC stationiert. Major David Jürgens erläuterte bei der festlichen Verlegung des Findlings, dass sich seine Einheit mit dem Geschenk, "von den Bürgern verabschieden" wolle. Im Juli 1994 wurde sein Regiment schließlich nach North-Yorkshire in England verlegt.
Als es am 4. Juli 2013 zum offiziellen Abschied der letzten in Münster stationierten Einheiten – dem 1st Bataillon The Yorkshire Regiment – kam, wurde ebenfalls eine Parade abgehalten. Ehrenoberst Prinz Andrew überreichte Oberbürgermeister Markus Lewe ein Schwert. Auch das Stadtoberhaupt würdigte die britischen Soldatinnen und Soldaten mit einer Rede:
"Mit den Briten verlassen gute Freunde Münster. Besatzer sind sie nie gewesen. Sie waren Befreier und Beschützer. Sie haben der am Boden liegenden Stadt und ihren Menschen Sicherheit und Stabilität gegeben. Ihre Anwesenheit war ein Geschenk für uns."