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Stadtbild und Konversion
Der Abzug der britischen Truppen wurde von deutscher Seite mit gemischten Gefühlen wahrgenommen. Einerseits gab es Bedenken, dass die Wirtschaft vor Ort – gerade der Einzelhandel – darunter leiden könnte. Zudem waren etliche Zivilbeschäftigte bei den Streitkräften angestellt. 1994 waren es in Münster rund 900. Für sie galt es Alternativen in der deutschen Verwaltung zu finden, da sie nach und nach ihre Beschäftigung verlieren würden.
Andererseits konnte die Stadt die freiwerdenden Flächen und Wohnungen nutzbar machen. Allein die britischen Wohnsiedlungen hatten beinahe 800 Wohneinheiten und nahmen eine Fläche von 36,5 ha ein. Die Häuser reichten von Ein- und Mehrfamilienhäusern bis hin zu Reihenhäusern.
Die Siedlungen der unterschiedlichen Standorte hatten einen einheitlichen Stil, der damit im heutigen Stadtbild gut wiederzuerkennen ist. Meist handelte es sich um zweigeschossige Gebäude, die unterkellert waren und ein flaches Satteldach aufwiesen. Die ehemaligen britischen Militärwohnungen wurden und werden zum Teil saniert. Einige Bauten wurden erweitert oder gänzlich abgerissen, um Raum für neue Wohngebäude und Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen.
Weitere Gebäude werden heute in anderer Form genutzt. Das Offizierscasino der Oxford-Kaserne an der Roxeler Straße wurde vom Universitätsklinikum (UKM) erwoben, um dort unter anderem Seminarräume einzurichten. Im Gebäude des ehemaligen Militärhospitals befindet sich heute die Hautklinik des UKM. Die Kantine der Portsmouth-Kaserne wurde zum Begegnungszentrum Meerwiese.
Für die Kasernen wurden seit Beginn der neunziger Jahre Konversionspläne entwickelt, nachdem der Abzug der Briten sich angekündigt hatte. Die vier größten Kasernen verfügten allein über rund 130 ha Gesamtfläche und waren somit attraktive Möglichkeiten, um Arbeits- und Wohnflächen zu schaffen. Da beinahe sämtliche Bauten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammten, waren sie auch städtebaulich gut integriert. Häufig blieben die Flächen und Gebäude im Besitz des Bundes, während die Planungshoheit bei der Stadt lag. In einigen Gebieten mussten Bodensanierungen durchgeführt werden.
Die Konversionen sind in Münster bis heute (Stand 2020) nicht für sämtlichen Kasernen abgeschlossen, aber in den letzten Jahrzehnten konnten bereits große Gewerbe- und Wohnflächen für die Stadt gewonnen werden. Die York- und Oxford-Kaserne sind seit 2014/15 eingetragene Denkmäler der Stadt, ebenfalls als Denkmal klassifiziert ist der Speicher in Coerde.
- Übersicht über Konversion von Wohnungsstandorten
- Seit den 1990er Jahren wurden in Münster insgesamt 19 Konversionsprojekte in die Stadtentwicklung integriert. Informationen über einzelne Konversionsprojekte in Münster