Seiteninhalt
Berufsfeuerwehr
Im Spiegel der Zeit
Um die Jahrhundertwende hatte das alte Münster den Ring der Promenadenwälle gesprengt. In alle vier Himmelsrichtungen schoben sich die neuen Straßen und Stadtteile hinaus. Die Eingemeindung von Gemeinden im Jahre 1903 hatte die Fläche der Stadt auf 6 716 Hektar und die Einwohnerzahl auf 73.642 anwachsen lassen. Westfalens Metropole war auf dem Wege zur Großstadt. Wenn auch die rührige und schlagkräftige Freiwillige Feuerwehr damals über 300 Mitglieder zählte, so schien es doch bedenklich, ihr allein den Feuerschutz über das ständig wachsende Gemeinwesen aufzubürden. Der damalige Dezernent für das Feuerlöschwesen, Stadtbaurat Tormin, rief darum eine "stehende Feuerwehr" ins Leben. Am 5. Mai 1905 trat sie neben die Freiwillige Feuerwehr. Die neue Berufsfeuerwehr setzte sich zusammen aus einem Techniker und acht Handwerkern. Ihr standen an Geräten im städtischen Gaswerk ein Einzylinder-Opel und zwei Motorräder zur Verfügung.
Während des Ersten Weltkrieges, wurde ein großer Teil der Berufsfeuerwehrleute zum Kriegsdienst eingezogen. Ersatz stellte die Freiwillige Feuerwehr. Nach Beendigung des Krieges erreichte die Wehr, die immer noch auf dem Gelände und in den Gebäuden der Städtischen Betriebsverwaltung untergebracht war, eine Stärke von 18 Mann. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde auch in Münster der vierundzwanzigstündige Wachdienst eingeführt.
Nach den Entwürfen des Stadtbaumeisters Sittel wurde in den Jahren 1928 - 1930 auf dem Gelände an der Hafenstraße eine großzügige und für damalige Verhältnisse hochtechnisierte Feuerwache gebaut und führten dazu, dass das Gebäude in der Presse als "das modernste Feuerwehrgebäude Deutschlands" bezeichnet wurde.
Bis zur Veröffentlichung des Preußischen Feuerlöschgesetzes vom 15. März 1933 war keine einheitliche Gesetzesgrundlage für die Feuerwehr vorhanden. Die Freiwilligen Feuerwehren waren mehr oder weniger auf Vereinsbasis im freiwilligen Zusammenschluss aufgestellt, während die Berufsfeuerwehr als kommunale Einrichtung zur Verfügung stand und vom obersten Verwaltungsbeamten der Stadt geleitet wurde.
Mit Einführung des Preußischen Feuerlöschgesetzes wurde die Feuerwehr dem Ortspolizeiverwalter unterstellt.
Durch die Einführung des Reichsgesetzes über das Feuerlöschwesen vom 23. November 1938 wurde die Selbstständigkeit der Freiwilligen Feuerwehr ausgeschaltet, sie wurde Hilfspolizeitruppe. Die Berufsfeuerwehr wurde eine Sparte der Ordnungspolizei. Sie nannte sich zuerst Feuerlöschpolizei und später Feuerschutzpolizei.
Die Arbeit und der Einsatz der Feuerwehr im letzten Kriege ist umschlossen von der Leidenszeit, die Münster von 1939 bis 1945 durchzustehen hatte. Schon beim Angriff am 2. Juli 1940 fielen Bomben in den Hofraum der Feuerwache. Zwei Angehörige der Berufsfeuerwehr wurden tödlich verletzt. Durch die Beschädigung der Feuerwache war man gezwungen, einen Teil der Kräfte zum ehemaligen Kürassier-Kasino an der Steinfurter Straße zu verlegen. Hier wurde gleichzeitig die zweite Feuerwache unter der Bezeichnung "Wache Nord" eingerichtet. Die Hauptwache selbst wurde bei den schweren Angriffen am 12. September und am 30. September 1944 so stark getroffen, dass sie nicht mehr bewohnbar war. Das Inventar, einschließlich der gesamten Verwaltungsunterlagen, ging verloren.
Kurz vor dem Einmarsch der Alliierten bekam die Feuerwehr vom Polizeipräsidenten den Befehl, sich mit Fahrzeugen und Ausrüstungen aller Art ins Weserbergland abzusetzen. Nur wenige Wehrleute blieben zurück. Sie gerieten ebenso wie ihre abgerückten Kameraden in Gefangenschaft. Münster war einige Wochen ohne jeglichen Feuerschutz. Dann verlangte aber die Militärregierung binnen kürzester Zeit die Aufstellung einer einsatzbereiten Feuerwehr. Zum Glück fanden sich einige versprengte bzw. entkommene Wehrleute wieder ein, unter ihnen Brandrat Doeker. Ihm wurde der Wiederaufbau der münsterischen Feuerwehr übertragen. Wo und womit überhaupt anfangen? Das war die Frage.
Die Feuerwache war – ebenso auch die Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr – zu 75 Prozent zerstört. Zudem waren die Löschfahrzeuge das Opfer der Kriegszerstörung geworden. Die Organisationen der Freiwilligen Feuerwehr bestanden nicht mehr. Das einzige, was man besaß, war der gute Wille; aber man war Meister im Improvisieren geworden.
Durch Anordnung der Militärregierung wurde die bis dahin geführte Bezeichnung "Feuerschutzpolizei" in Berufsfeuerwehr umbenannt. Die Berufs- und Freiwillige Feuerwehr der Stadt Münster unterstanden einem Offizier der Militärregierung, der die Aufsicht über das Personal sowie über Fahrzeuge und Geräte hatte.
Zunächst stellte die Stadtverwaltung einige Arbeiter aus den städtischen Betrieben zur Verfügung. Dann wurden die Unterkunftsräume behelfsmäßig hergerichtet. Als es galt, ein ausgeplündertes Feuerwehrfahrzeug aus dem Kanal zu ziehen, leisteten die Besatzungstruppen Hilfestellung. Am 15. Mai 1945 war dieses Gerät wieder einsatzbereit. Daneben holte man die verschleppten und ausgeplünderten Fahrzeuge der Wehr wieder heran. Schritt für Schritt ging die Instandsetzung der Feuerwache mit ihren Werkstätten und der Schlauchwäsche weiter.
Im Jahre 1944 wurde das Krankentransportwesen auf Anordnung des Reichsgesundheitsführers dem DRK übertragen. Seit 1946 ist die Berufsfeuerwehr wieder für den Unfall- und Krankentransport zuständig. Mit dem Wiederaufbau der drahtgebundenen Anlagen für die Feuermeldeeinrichtung begann allmählich auch die Einführung der Sprechfunkanlage. Die ersten Sprechfunkgeräte wurden in den Jahren 1953/55 beschafft und im Laufe der Jahre vermehrt in Betrieb genommen.
Am 50. Geburtstag der Berufsfeuerwehr, zehn Jahre nach Kriegsende, war der Wiederaufbau des Feuerlöschwesens zwar abgeschlossen, der Ausbau aber keineswegs beendet.
Ende der fünfziger Jahre begann die Planung einer neuen Feuerwache. Nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen mit dem Bund konnte schließlich das Gelände der ehemaligen Herwarth-von-Bittenfeld-Kaserne an der Grevener Straße/Ecke Im Münsteresch in einer Größe von rund 21.000 Quadratmetern erworben werden. Die feierliche Grundsteinlegung fand in Anwesenheit zahlreicher Gäste und Feuerwehrkräfte am 19. Juni 1968 oberhalb der Kellerdecke statt. Pünktlich zum 24. Deutschen Feuerwehrtag in Münster vom 17. bis 21. Juni 1970, an dem auch Bundespräsident Heinemann und Bundeskanzler Brandt teilnahmen, war die neue Wache fertiggestellt. In den folgenden Jahren baute die Stadt auf dem Grundstück noch ein Gerätehaus für den Löschzug Altstadt der Freiwilligen Feuerwehr sowie ein Taucher-Übungsbecken.
Auch die Gliederung des Alarmdienstes wurde durch die Einführung einer dritten Wachabteilung neu strukturiert. Die Einführung der Arbeitszeitverkürzung für die Beamten der Berufsfeuerwehr hatte zur Folge, dass zur Sicherstellung der Einsatzbereitschaft zusätzliches Personal eingestellt werden musste. Nicht zuletzt die durch ständig wachsende Anforderungen erforderlichen weiteren Personalaufstockungen führten dazu, dass bereits 1990 das Wachgebäude am York-Ring um ein Geschoss und zusätzliche Garagen erweitert werden musste. Heute leisten hier die Feuerwehrbeamten in drei Wachabteilungen 24-Stunden-Dienstschichten - bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 48 Stunden.
Ein wichtiger Tag für die Berufsfeuerwehr war der 1. Januar 1975, als sie über Nacht ein Stadtgebiet von mehr als vierfacher Größe gemeinsam mit den Löschzügen der Freiwilligen Feuerwehr in den neuen Stadtteilen zu schützen hatte. Der Tag war aber gut vorbereitet, so dass es bis auf ausgesprochene Einzelfälle zu keinen Schwierigkeiten kam. Im Gegenteil: Der Feuerschutz und die Qualität der Hilfs- wie Rettungseinsätze verbesserten sich. Dazu trug nicht zuletzt die sofortige Stationierung einer Rettungswache der Berufsfeuerwehr im Gerätehaus des Löschzuges Hiltrup bei. Die provisorische Unterkunft wurde 1986 durch einen Neubau mit 3 Einstellplätzen für Rettungsdienstfahrzeuge sowie Dienst- und Sozialräumen für eine Rettungswagenbesatzung im 24 Stunden-Dienst und eine Krankenwagenbesatzung im Tagesdienst abgelöst.
Eine Erweiterung der Aufgaben und Änderung in der Verwaltungsgliederung der Feuerwehr brachte das Jahr 1988. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Stadtamt 38 (Amt für Zivilschutz) aufgelöst und dessen Aufgabenspektrum zur Feuerwehr verlagert. Seit dieser Zeit sind z.B. die Schutzraumunterhaltung, die Trinkwassernotversorgung, die zivilmilitärische Zusammenarbeit und das Sicherstellungswesen Aufgaben der Feuerwehr.
Ende 1999 bezog die Feuerwehr ein provisorisches Ausweichquartier an der Lippstädter Straße, das als Ersatzfeuerwache für die zur Sanierung anstehende Feuerwache an der Bernhard-Ernst-Straße vorgesehen war. Das mittlerweile fast 70 Jahre alte Gebäude sollte von Grund auf überholt werden. Mit Beginn der Sanierungsarbeiten stellte sich heraus, dass die Bausubstanz des mittlerweile denkmalgeschützten Feuerwehrgebäudes keinesfalls so solide war wie es sein äußerer Eindruck vermittelte. Der Rat der Stadt fasste daher im März 2001 den Beschluss, die geplante Sanierungsmaßnahme einzustellen und eine neue Feuer- und Rettungswache zu errichten. Bereits im August 2004 wurde die Wache 2 an der Theodor-Scheiwe-Straße in Dienst genommen. In Sichtweite der alten Feuerwache entstand das neue Wachgebäude mit einem Übungshof, einem Sportplatz und zukünftig der Möglichkeit, eine Slipanlage zum Dortmund-Ems-Kanal zu nutzen.
Ein junges, markantes Datum in der Geschichte der Berufsfeuerwehr Münster ist die Inbetriebnahme der Feuerwache 3 im Stadtteil Hiltrup im März 2010. Zur Zeit ist die Feuerwache noch provisorisch in einer umgebauten Gewerbe-Immobilie an den Hansestraße untergebracht. Das Grundstück für einen Neubau im Bereich Merkureck ist jedoch bereits gesichert. Die Planungen sehen die Erstellung eines Neubaus in den Jahren 2022/2023 vor.