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Goldene Bücher
Das erste Goldene Buch von 1907
Von Kaiser Wilhelm bis Bundeskanzler Adenauer
Den Besuch des Kaisers Wilhelm im 1907 nahm ein wohlhabender Bürger zum Anlass das erste Goldene Buch der Stadt Münster zu stiften. Am 29. August begleiteten jubelnde Menschen seinen Weg durch die festlich geschmückte Stadt. Im Friedenssaal lag das eigens für seinen Besuch angefertigte kostbar verzierte Buch bereit. Er unterschrieb schlicht mit "Wilhelm I. R." auf einem ansonsten leeres Blatt. Gleich auf zwei schmuckvoll gestalteten Seiten davor stand der Titel des Buches: Das Goldene Buch der Stadt Münster. Die Unterschrift leitete ein kunstvoll gerahmtes Portät des Kaisers und seiner Frau Viktoria ein.
Hintergründe
Die Tradition der Gästebücher zu offiziellen Besuchen lässt sich zurückverfolgen bis 1817. Der damalige König Friedrich Wilhelm III. war im Friedenssaal zu Gast und regte an, diesen bedeutenden Raum besser zugänglich zu machen. Stadtrat Max von Boeselager ergriff die Initiative und ließ im Friedenssaal ein erstes Gästebuch auslegen. Dieses erste Exemplar von 1817 und die Folgebände befinden sich ebenso im Stadtarchiv wie die Goldenen Bücher der Folgezeit. Die jeweiligen Einbände fertigten die Werkstätten des Juwelierbetriebs J. C. Osthues, wobei das erste Goldene Buch von 1907 besonders schmuckvoll gestaltet wurde.
Eintrag (Blatt 74) im Goldenen Buch zur Einführung NS-Oberbürgermeister Albert Hillebrand, Sept. 1933
Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945
Im ersten Goldenen Buch finden sich Einträge der Jahre 1907 bis 1959, der Zeit des Kaiserreichs über das Dritte Reich bis in die Anfänge der Bundesrepublik. In der Zeit zwischen 1933 und zum letzten Eintrag der NS-Zeit 1943 besuchten einige bekannte und weniger hochrangige NSDAP-Funktionäre und NS-Politiker die Stadt. Als eine der ersten unterschrieb am 27. September 1933 die münsterische NSDAP-Führungsriege bei der Einführung des NS-Oberbürgermeisters Albert Hillebrand. "5 Jahre nationalsozialistische Stadtverwaltung" am 20. Mai 1938 war ebenso eine Unterschrift wert, wie auch die einzige kunstvoll gestaltete Sonderseite zur Überreichung des Ehrenbürgerbriefes an Alfred Rosenberg, den führenden Ideologen der NSDAP, am 16. Januar 1939. Den letzter Eintrag der NS-Zeit übernahm im März 1943 der Ratsherr Prof. Dr. Max Apffelstaedt anlässlich seines 80. Geburtstag. (NS-Zeit: Blatt 67-152)
Jubiläum 300 Jahre Westfälischer Frieden 1948
Der Gedenktag zur 300. Wiederkehr des Westfälischen Friedens bildete den Anlass das Goldene Buch am 24. Oktober 1948 nach längerer Pause erneut aufzuschlagen. Als erster unterschrieb als Vertreter der britischen Besatzungsmacht der Militärgouverneur von Nordrhein-Westfalen Major General W.H.A. Bishop. Die Briten hatten mehr als drei Jahr zuvor die Stadt besetzt, die Verwaltung der Stadt neu organisiert und die ersten demokratischen Wahlen vorbereitet.
Am 5. August 1948 unterschrieb mit Heinrich Brüning, Reichskanzler a. D., erneut ein frisch gekürter Ehrenbürger im Goldenen Buch. (Blatt 155) Als erster Bundespräsident und erster Bundeskanzler der Bundesrepublik unterzeichneten kurz vor Abschluss des ersten Buches noch Theodor Heuss am 19. September 1953 (Blatt 166) und ein Jahr darauf Konrad Adenauer, dessen schmucklose Seite alleinig den Namenszug "Adenauer" ziert. (Blatt 167)
Goldene Bücher ab 1959 bis 1998
Während das erste Goldene Buch immerhin von 1907 bis 1959 bei offiziellen Besuchen zum Einsatz kam, waren die Nutzungszeiten der übrigen deutlich kürzer. Das siebte hatte gerade noch eine Laufzeit von neun Jahren zwischen 2011 und 2020.
Im Goldenen Buch ab 1959 unterschrieben bis 1981 allein 60 Botschafter, darüber hinaus zahlreiche Politikerinnen und Politiker, Bundespräsidenten, Minister, kirchliche Würdenträger, berühmte Persönlichkeiten wie Albert Schweitzer, am 6. Oktober 1959 und mit Reiner Klimke am 9. November 1968 ein herausragender Sportler, Olympiasieger im Dressurreiten und späterer Ehrenbürger der Stadt Münster.
Jubiläumsausgabe 1993
Zwei Extra-Ausgaben der Goldenen Bücher brachte die Stadt Münster heraus. Ein Goldenes Buch wurde zum 1200-Jahr-Stadtjubiläum 1993 angelegt und auch nur im Jubiläumsjahr genutzt. Erstmals fand eine Briefmarke ihren Platz im Goldenen Buch. Am 15. Januar 1993 wurde der Öffentlichkeit ein Sonderwertzeichen zum 1200-Jahr-Jubiläum vorgestellt und auch gleich zur Ansicht ins Buch geklebt und mit Sonderstempel versehen. Einen Höhepunkt des Jahres stellte außerdem der Besuch des Künstleres Eduardo Chillida dar, dessen Skulptur "Toleranz durch Dialog" im Rathaus-Innenhof ihren Platz fand.
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Goldenes Buch der Stadt Münster von 1993 (4.)
(Jubiläumsausgabe 1200 Jahre Stadtjubiläum)
Jubiläumsausgabe 1998
Eine weitere Sonderausgabe der Goldenen Bücher kam anlässlich des Jubiläumsgedenkens an 350 Jahre Westfälischer Frieden im Jahr 1998 heraus. Den Einband ziert der Friedensreiter von 1648. Die erste Doppelseite zeigt die Unterschriften der anwesenden Königinnen, Könige, Fürsten und Staatsoberhäupter europäischer Staaten bei der Festveranstaltung am 24. Oktober 1998. Neben besonderen Besucherinnen und Besuchern des Festjahres unterschrieben in dieser Sonderausgabe weitere Gäste der Stadt Münster der Folgejahre bis 2004.
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Goldenes Buch der Stadt Münster von 1998 - 2004 (5.)
(Jubiläumsausgabe 350 Jahre Westfälischer Frieden)
Goldene Bücher bis 2020
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck (2013) und viele andere Prominente und weniger Prominente haben in den Folgebänden unterschrieben. NRW Ministerpräsident Armin Laschet durfte sogar mehrfach unterzeichnen, ebenso wie Frank-Walter Steinmeier und der Dalai Lama. Die Unterschrift von Willem Alexander aus den Niederlanden und anderen gekrönten Häuptern finden sich darin. Im Goldenen Buch der Stadt Münster verewigen sich prominente Gäste, hochrangige Politiker, Monarchen, alteingesessene Unternehmer, frisch gekürte Preisträger, und Schauspielerinnen und Schauspieler, Filmsternchen, Künstlerinnen und Künstler, Showgrößen und andere Personen des öffentlichen Lebens auf edlem Papier.