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Beschlagnahmungen
Die britische Besatzungsmacht benötigte für die Unterbringung ihrer Verwaltung zahlreiche Gebäude und Wohnungen. Sie beschlagnahmte unter anderem das Gebäude des Generalkommandos am damaligen Hindenburgplatz und mehrere Villen. Eine Villa am Studtplatz wurde zuerst als Sitz des Quartering Office der Militärregierung, später als Büro des britischen Verbindungsoffiziers genutzt. Der Brigade-Kommandant der britischen Garnison nahm seit 1954 eine Villa an der Wolbecker Straße (Cambrai-House) als Wohn- und Dienstsitz in Anspruch. In einem Haus an der Marienthalstraße wurde 1945 eine Offiziersmesse einquartiert, die zu einem beliebten Veranstaltungsort der britischen Truppen wurde. Zudem dienten Teile des 1937 erbauten Wehrmachtslazaretts an der Von-Esmarch-Straße als britisches Militärhospital.
Einquartierungen
Die Militärregierung quartierte ihre Truppen in den zahlreich vorhandenen Kasernen der Stadt ein. Zusätzlich mussten mehrere hundert Familien der Militärangehörigen, die seit September 1946 nach Münster zogen, mit Wohnraum versorgt werden. 1949 lebten in der britischen Zone insgesamt 12.000 solcher Familien. Die Besatzungsmacht ging deshalb dazu über, neben Hausrat und Mobiliar fast die Hälfte des noch intakten Wohnraums in der Stadt zu beschlagnahmen. Die extreme Wohnungsnot, die in der von Bombenangriffen größtenteils zerstörten Stadt vorherrschte, wurde dadurch noch verschlimmert. Die Beschlagnahmungen weckten daher den Unmut der Bevölkerung und belasteten das Verhältnis der Münsteranerinnen und Münsteraner zur Besatzungsmacht deutlich.
Besatzungswohnungsbau-Programm
Mit Besatzungswohnungsbau-Programmen des Landes NRW sollte Wohnraum für die Besatzungstruppen und ihre Familien geschaffen werden. Allerdings wurden zu diesem Zweck auch Privatgrundstücke und nicht nur Grundstücke im öffentlichen Besitz beschlagnahmt. Die Briten legten Wert darauf, dass die zukünftigen Wohnungen verkehrstechnisch gut angebunden waren und in der Nähe von Kasernen lagen. Mit den Bauprogrammen entstanden hunderte neue Wohnungen für die britischen Militärangehörigen und ihre Familien. Bereits 1954 waren 210 Einfamilienhäuser bezugsfertig und nur noch 30 Einfamilienhäuser und 49 Mietwohnungen waren beschlagnahmt. Bis 1960 standen 498 Wohnungsbauten zur Verfügung.
Nach der Besatzungszeit, im Jahr 1958, wurden alle beschlagnahmten Häuser und Wohnungen freigegeben. Eigentümerinnen und Eigentümer konnten Entschädigung für Schäden an beschlagnahmten Häusern und Wohnungen beantragen. Die Feststellungsbehörde der Stadtverwaltung ermittelte die Schadenshöhe und teilte sie dem britischen Entschädigungsamt mit. Entschädigungen für Mietausfälle und Mobiliarnutzung wurden zwar ebenfalls gezahlt, allerdings waren die Beträge häufig niedrig und die Versicherungs- und Steuerkosten mussten weiterhin von den deutschen Eigentümerinnen und Eigentümern getragen werden.