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Klimafreundlich leben
Reallabor "Klimafreundliche Entscheidungen": Wichtige Erkenntnisse von Familie Ernsting-Lenfers
Carmen Ernsting und Udo Lenfers legen gerne selbst Hand an: Das Selbermachen von Kosmetik und Putzmitteln legen sie ebenso ans Herz wie das gezielte Upcycling alter Kleidungsstücke. Mit ihren Maßnahmen möchte die dreiköpfige Familie ihre Müllproduktion auf einen gelben Sack pro Monat reduzieren. Das gelingt überraschend gut. Jedoch warnen beide davor, zuviel auf einmal zu wollen, weil man an zu hohen Ansprüchen nur scheitern könne. Positiv überraschte sie die Bereitschaft von Nachbarn und Freunden, sich mit Klimaschutz-Themen auseinanderzusetzen.
Welchen Schwerpunkt habt ihr euch gesetzt?
Carmen Ernsting und Udo Lenfers: Unser Schwerpunkt liegt in dem Bereich des "Alltagskonsums", das heißt, im Umgang mit den Nahrungs- und Haushaltsmitteln. Wir haben festgestellt, dass viele niedrigschwellige Veränderungsvorschläge aus den Workshops Ideen zu effektiven Einsparungen im Alltag lieferten. Daraus ergab sich auch unsere Messgröße, zukünftig maximal einen gelben Sack pro Monat zu füllen.
Was habt ihr ausprobiert?
Wir hatten eine Beratung durch die Verbraucherzentrale, um unser Haus energetisch untersuchen zu lassen, und nahmen an verschiedenen Workshops teil: Kosmetik und Putzmittel selbst herstellen, Lebensmittel haltbar machen, einer offenen Nähstunde, einer Führung über das AWM Gelände... Daraus ergaben sich diverse Veränderungen in unserem täglichen Leben und in unseren Entscheidungen: Wir stellen inzwischen Waschmittel, Spülmaschinentabs und Toilettenreiniger selbst her, ebenso wie Deo, Handcreme, Dinkel- und Hafermilch, Mandelmus etc.
Wir gehen inzwischen viel häufiger im Unverpackt-Laden einkaufen als im Drogeriemarkt. Brot und Brötchen lassen wir uns in mitgebrachten Beuteln geben, wobei es uns bislang nicht immer gelingt, alle Vorratsbehälter und Beutel bei uns zu tragen. Gerade in stressigen Momenten oder wenn es einmal schnell gehen muss und die Hafermilch ist noch nicht fertig, dann greifen wir dann doch zum fertigen Produkt.
Welche Überraschungen habt ihr erlebt?
Wir haben gesehen, dass sich schon mit vielen kleinen Veränderungen unglaublich viel Müll einsparen lässt und wir mit geringem Aufwand der Umwelt Gutes tun können, indem wir Putzmittel mit einfachen Mitteln und ohne Chemiekeulen selbst herstellen. Besonders überrascht hat uns an dieser Stelle der Toilettenreiniger, der aus vier Zutaten besteht und unsere Toilette säubert wie kein Reiniger zuvor es konnte.
Negativ überrascht wurden wir von der Tatsache, dass es nicht möglich ist, unser Haus mit einer Kerndämmung zu versehen. Wir hatten uns an dieser Stelle große Einsparungen erhofft. Als positiv empfanden wir wiederum die Offenheit von Menschen in unserer Umgebung, mit denen wir die Themen des Projekts diskutierten. Wir stellten fest, dass viele Menschen neugierig sind, neue Wege zu gehen und dem Umweltschutz gegenüber positiv eingestellt sind. Des Weiteren gibt es ein positiveres Lebensgefühl zu wissen, dass wir viele der Konsumgüter, von denen wir vorher abhängig waren war, nicht benötigen, sondern einfach selbst herstellen können.
Eure wichtigste Erkenntnis bis jetzt?
Wir sind auf einem sehr guten Weg, nicht perfekt, denn der Versuch der Perfektion würde uns unter Stress setzen und Stress wiederum bedeutet Gedankenmüll. Damit möchten wir weder uns noch die Umwelt verpesten. Wir lasen vor kurzem den Spruch: Wir brauchen nicht ein paar Menschen, die alles richtig machen, sondern viele Menschen, die einiges richtig machen. Das ist unser Motto.
Wir geißeln uns nicht, bemühen uns aber und suchen auch das Gespräch mit anderen Menschen. Oftmals ist den Menschen gar nicht bewusst, was sie tun. So passiert es inzwischen häufiger, dass wir auf Autofahrer, die ihren Wagen im Stand laufen lassen, zugehen und sie freundlich fragen, ob etwas dagegen spricht, den Motor auszuschalten. Tritt man freundlich auf die Menschen zu, so sind sie durchaus offen, ihr Verhalten zu verändern, zumindest für den Augenblick.
Was empfehlt ihr unbedingt zur Nachahmung?
Entweder im Netz oder besser noch vor Ort in den Unverpackt-Läden Workshops zu besuchen, um Kosmetik und Putzmittel selbst herzustellen. Die offene Nähstunde von Noomi ist ebenfalls ganz wunderbar, um Kleidungsstücke mit kleinen oder größeren Blessuren zu reparieren oder ihnen einen neues Aussehen zu geben. Zum Beispiel kann man wunderbar aus einem Hemd eine Tasche nähen, die sich für nachhaltige Einkäufe eignet. Lasst unbedingt mal das Auto stehen und fahrt kleinere oder größere Strecken mit dem Fahrrad. Das schont die Umwelt und macht direkt bessere Laune als im Stau zu stehen.
Das Repaircafe ist auch eine interessante Geschichte, um defekte Geräte zu reparieren statt sie wegzuwerfen. Ein Termin mit der Verbraucherzentrale lohnt sich auch auf jeden Fall. Schon mit kleinen Veränderungen, auf die man allein nicht kommt, lassen sich Kosten sparen. In diesem Rahmen werden auch größere Projekte besprochen, und man bekommt Hinweise auf alternative Heizmöglichkeiten oder erfährt, was man beim Einbau der neuen Heizung beachten sollte. Im Haushalt lassen sich viele Dinge auch durch plastikfreie Alternativen ersetzen. Auch hier lohnt ein Besuch in den Unverpackt-Läden, um sich Anregungen zu holen, sei es bei der Spülbürste, den Spülschwämmen oder dem Shampoo. Seid offen für neue Wege und hinterfragt euer Konsumverhalten! Die Frage, ob wir etwas wirklich brauchen, ist zu unserem ständigen Begleiter geworden.
Vielen, vielen Dank für eure Zeit und euer Engagement!
Hilfreiche Links:
- Food & Nonfood-Rezepte: Mix Dich glücklich
- Service: Beratungsangebote der Stadt Münster zu Sanierung und Energiesparen
- Ökologische Google-Alternative: Suchmaschine Ecosia
- Frisches Bio-Gemüse oder eigene Biogartenparzelle: Ökullus
- Spielzeug und Bücher verkaufen: Mamikreisel
- Gebrauchte Bücher verkaufen: www.booklooker.de
- Offene Nähstunde beim Label KnowMe
- Facebook-Profil: "Neue Wege finden" - Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Alltag