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Klimafreundlich leben
Reallabor "Klimafreundliche Entscheidungen": Halbzeitfazit von Familie Siekmann
Mobilität, Konsum und Ernährung stehen im Mittelpunkt der Bemühungen von Familie Siekmann, die innerstädtische Fahrten mittlerweile samt und sonders und überraschend selbstverständlich mit dem E-Lastenrad erledigt. Viel Müll konnte sie bereits durch selbstgemachte Reinigungs- und Kosmetikprodukte einsparen. Die Familie merkt aber auch: Man kann nicht immer alles richtig machen, zum Beispiel, wenn die Zeit mal nicht mitspielt.
Welchen Schwerpunkt habt ihr euch gesetzt?
Isabel und Philip Siekmann: Aus den ersten Gesprächen hat sich bei uns schnell ergeben, dass unsere Schwerpunkte in den Themen Mobilität sowie Konsum und Ernährung liegen. Zwar haben wir schon länger beim Einkauf darauf geachtet, Bio-Produkte zu wählen, das Thema Verpackungen haben wir zum Beginn des Projekts aber noch nicht ganz so kritisch hinterfragt.
Hier mussten wir uns jedoch früh klarmachen, dass man sich bei intensiverer Beschäftigung mit der Frage nach der „richtigen“ Entscheidung oft schwertut. Hat die leichte Verpackung aus Plastik zwangsläufig immer nur Nachteile gegenüber Glas, ist regional oder Bio vom anderen Ende der Welt besser oder ist der Fleischersatz aus Soja wirklich klimaschonender als echtes Fleisch?
Beim Thema Mobilität haben wir ganz klar das Ziel, viel mehr Fahrten mit dem Fahrrad zu erledigen. Bisher hat uns da zum einen immer ein bisschen die Gewohnheit und die Einfachheit gelenkt und so war häufig das Auto die erste Wahl. Zum anderen fehlt mit zwei Kindern häufig einfach die Zeit, um gemütlich ans Ziel zu kommen, und wir brauchten das Auto auch oft für die Arbeit.
Was habt ihr bereits ausprobiert?
Von den Angeboten des Reallabors haben wir vieles ausprobiert, aber ein paar Sachen stehen noch aus. Vom Besuch der Mülldeponie, verschiedenen Angeboten zum Einkauf ohne Verpackung bis hin zum Upcycling-Workshop haben wir versucht, möglichst viele Erkenntnisse zu gewinnen, wie wir klimafreundliche Entscheidungen besser treffen können.
Da eins unserer Hauptthemen die Mobilität ist, war aber vor allem der längere Test eines Lastenrades wichtig für uns. Das hat uns schnell gezeigt, dass wir fast alle innerstädtischen Fahrten mit dem Rad machen können. Die Flexibilität, dass auch beide Kinder mitfahren können, war auch wichtig für uns. Und passend mit dem Förderprogramm der Stadt haben wir uns dann direkt ein eigenes E-Lastenrad gekauft. Seit März haben wir so schon ca. 1.400 km zurückgelegt.
Welche Überraschungen habt ihr erlebt?
Wenn man sich mit dem Thema klimafreundliche Entscheidungen beschäftigt, wird einem schnell klar, dass irgendwie alles mit allem zusammenhängt. Das macht es nicht gerade einfacher, wenn man vor dem Einkaufsregal steht. Überrascht hat uns in diesem Zusammenhang aber die Erfahrung aus den Workshops, dass man zum Beispiel viele Reinigungs- und Kosmetikprodukte ganz einfach und auch kostengünstig selbst machen kann, die dann auch noch fantastisch funktionieren. Unsere Müllmenge hat sich dadurch schon deutlich reduziert. Außerdem hätten wir nie gedacht, wie schnell man sich an ein E-Lastenrad statt Auto gewöhnen kann.
Eure wichtigste Erkenntnis bis jetzt?
Man muss sich darüber klar werden, dass man nicht ständig alles richtig machen kann. Vor allem der Faktor Zeit macht es uns manchmal schwer, allen guten Vorsätzen gerecht zu werden. Um verpackungsfrei einzukaufen, muss man gut strukturiert und vorbereitet sein. Wie oft standen wir beim Bäcker und dachten an die Baumwolltasche, die Zuhause im Regal lag.
Außerdem ist es zum Thema Konsum auch sehr sinnvoll, sich gedanklich mit der eigenen Einstellung zu befassen und sich inspirieren zu lassen vom aufkommenden Minimalismus. Im Sinne von Sokrates: „Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf.“ Aber da stehen wir noch am Anfang. Es macht uns Freude, die Dinge zu hinterfragen und uns immer wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Was empfehlt ihr unbedingt zur Nachahmung?
Ein Lastenrad zu testen, z.B. bei „Lasse, Dein Lastenrad“. Kosmetik und Haushaltsreiniger selber machen. In die offene Nähstunde von Knowme zu gehen und zu schauen, was aus den nicht mehr so geliebten Sachen wieder werden kann.
Wenn man sich dazu entschließt, die eigene Komfortzone zu verlassen, macht das Ausprobieren einfach total Spaß. Vor allem kommt man schnell mit anderen Leuten in Kontakt und kann sich austauschen und unterstützen. Und natürlich das Auto stehen lassen und immer wieder das Fahrrad nehmen.
Vielen, vielen Dank für eure Zeit und euer Engagement!
Linkempfehlungen von Familie Siekmann:
- Grüne Kiste vom Weidenhof
- Infoportal www.utopia.de
- Supermarkt für gerettete Lebensmittel: Fairteilbar Münster
- Online-Shop www.memo.de
- Online-Shop www.gruene-bude.de
- Online-Shop www.avocadostore.de
- Einfach nachhaltiger leben: www.smarticular.net - Rezepte, Ideen, Tutorials