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Kolonialbewegung(en)
Auslandskunde und Siedlungsberatung
Neben dem politischen Raum versuchten einige Akteure, praktische Hilfe für Auswanderungswillige zu bieten und den Kontakt zwischen "Auslandsdeutschen" und der westfälischen Heimat zu pflegen. Hierzu gehörten Beratungsstellen, Netzwerke und Gesellschaften, die wechselseitig Informationen zirkulieren lassen wollten. Der Kolonialismus bot einen Anknüpfungspunkt, um solchen konkreten Auslandsinteressen den Weg zu bereiten.
Franz Wiemers, Zeitungsredakteur und ehemaliger Baltikumkämpfer, richtete in seinem Haus an der Aegidiistraße eine Werbestelle für die Ostsiedlung im (ehemaligen) Ostpreußen ein, die sich um die Beschaffung von Siedlungsstellen für heeresentlassene Bauernsöhne aus Westdeutschland in die Siedlungsgemeinschaften der ehemaligen Freikorps kümmerte. Darüber hinaus leitete er die zwischen 1919 und 1922 erschienene Zeitschrift "Der Arbeitskamerad", ein Sammelorgan aller Arbeits- und Siedlungsgemeinschaften.
Mitte der 1920er-Jahre wurde diese Werbestelle zum "Westdeutschen Siedlerverband für Ostsiedlung" ausgebaut. Seit 1928 war er geschäftsführender Direktor des Siedlerverbands. Zuvor amtierte er schon als Generalsekretär der Beratungsstelle. Die Polizeibehörden der Weimarer Republik beobachteten die Aktivitäten dieser Gruppierung ehemaliger Freikorpskämpfer mit Argwohn. Seit 1931 gehörte Wiemers auch zum Vorstand der nationalsozialistisch geführten "Reichsgemeinschaft für das deutsche Siedlungswesen e. V." Der Siedlungsverband wurde im Rahmen der nationalsozialistischen Gleichschaltung 1934 aufgelöst. Die Verbandsziele wurden mit der Machtübernahme zum staatlichen Auftrag.
Auch der Volksbund für Deutschtum im Ausland hatte einen Landesverband für das nördliche Westfalen mit Geschäftsstelle in Münster an der heutigen Hafenstraße. Ihm stand der spätere Romanistik-Professor Theodor Heinermann vor.