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Kolonialbewegung(en)
Nationalistische Vereine
Neben den Kolonialgesellschaften existierten vom Kaiserreich bis in den Nationalsozialismus Organisationen, die den Kolonialismus nicht zum Hauptthema hatten, die "koloniale Sache" aber dennoch unterstützten. Viele dieser Vereine waren deutschnational gesinnt und forderten eine agressive Expansionspolitik von der deutschen Regierung. Hierzu gehörte der Deutsche Flottenverein, der auch in Münster eine eigene Ortsgruppe besaß. Als klassische Lobbyvereinigung militärisch-nautischer und auch kolonialer Interessen gründeten ihn 1898 führende Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik und Medien auf Reichsebene. Auch die kurz darauf gegründete Münsteraner Abteilung war prominent besetzt: Um die Jahrhundertwende wurde der Flottenverein vor Ort von Oberbürgermeister Max Jungeblodt angeführt, der die politischen Forderungen des Vereins immer wieder in die Stadtverordnetenversammlung trug. 1908 trat er vom Vorsitz zurück, da er wie viele andere Honoratioren die kaiserliche Flottenpolitik für zu kostspielig hielt.
Auch der Alldeutsche Verband und der Deutsche Ostmarkenverein hatten laut Adressbüchern der Stadt Münster einen lokalen Ableger. Bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg finden sich vereinzelte Spuren dieser Ortsvereine in Tageszeitungen, bei Veranstaltungen oder in der städtischen Kriegschronik, ohne dass weitere Informationen zu den Mitgliedern überliefert wären. Beide Vereine hatten seit ihren Gründungen Ende des 19. Jahrhunderts die "Stärkung des Deutschtums" innerhalb, aber besonders außerhalb der Reichsgrenzen zum Ziel. Das bedeutete auch die konsequente Abwertung der beispielsweise polnischen Bevölkerung in den seit dem 18. Jahrhundert Preußen zugeschlagenen polnischen Gebieten wie etwa Posen. Beide Verbände dienten darüber hinaus Antisemiten, Rassisten und auch Kolonialisten als Netzwerk und Plattform.