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Kolonialmission
Kapuzinerkloster
Im frühen 17. Jahrhundert ließen sich die ersten Kapuziner in Münster nieder, zunächst in unmittelbarer Nähe zum Bischofssitz neben der von ihnen errichteten Aegidiikirche. Um 1870 verlegten sie ihr Domizil an die heutige Kapuzinerstraße.
Seit Beginn war das Kloster in Münster auch ein Ausbildungsort für neue Ordensbrüder. Die Verbindungen mit der seit 1630 in Münster existierenden Hochschule des Franziskanerordens, zu dem sich die Kapuziner ebenfalls zählen, waren entsprechend eng. Die umfangreiche Bibliothek der Kapuziner ist mittlerweile wie der Klostergarten öffentlich zugänglich.
Deutsche Missionare für die deutschen Kolonien
Im Zeitalter der Säkularisation in Europa verlegte sich der Kapuzinerorden auf die Missionsarbeit vor allem in Nord- und Südamerika. Als die deutsche Reichsregierung ihre kolonialen Bestrebungen verstärkte, änderte sich auch die Lage für die deutschen Kapuziner. Die Reichsregierung wollte bevorzugt deutsche Missionare in ihren Kolonien zulassen. Also bemühte sie sich, in den 1899 von Spanien erworbenen Kolonien Ozeaniens die dort seit 1887 tätigen spanischen Kapuziner durch deutsche Missionare zu ersetzen. Tatsächlich übernahm die rheinisch-westfälische Provinz der Kapuziner schließlich den päpstlichen Missionierungsauftrag. Bis 1913 hatte sie insgesamt 44 Missionare nach Mikronesien entsandt. Sie betrieben auf den Karolinen und den Marianen Schulen und Kirchen, nahmen Heiraten und Taufen oder letzte Ölungen vor. Mit Ende des Ersten Weltkrieges wurden alle Deutschen und mit ihnen die Kapuziner ausgewiesen. Einige kehrten in ihre deutsche Heimat zurück. Die Mehrheit widmete sich jedoch neuen Missionsaufgaben in China.
Bis heute ist die deutsche Kapuzinerprovinz missionarisch etwa in Indonesien oder Chile aktiv.
Die rheinisch-westfälische Ordensprovinz reichte von Baden bis ins Emsland. Viele der als Missionare in den Kolonien tätigen Kapuziner stammten aus dem Süden Deutschlands, einer kam aus Münster: Irenäus Fischer. Im Kapuzinerkloster in Münster wurden sie nach dem Schulabschluss in einem vierjährigen Studium der Theologie ausgebildet. Neben seelsorgerischen Erfahrungen mussten die Missionare vor Antritt ihrer Reise auch missionspraktische Zusatzausbildungen nachweisen.
Fotosammlung der Kapuzinermission in der ULB Münster
Zur Finanzierung ihrer Missionstätigkeit organisierten die Kapuziner Spendensammlungen und warben in Vorträgen, etwa bei der Deutschen Kolonialgesellschaft. Entsprechend wichtig war das Fotografieren und Berichten während der Tätigkeiten in den Kolonien. Die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Münster archiviert seit 2010 einen umfangreichen Bestand mit Unterlagen und rund 1.500 Fotos aus der Südseemission der Deutschen Kapuzinerprovinz zwischen 1904 und 1919 sowie der Chinamission von 1922 bis 1952. Die Fotos und Reiseberichte dokumentieren den Lebensalltag auf Palau und anderen Südseeinseln. Sie geben einen Eindruck von den Missionsschulen, von Feiern und Ritualen oder auch der Arbeit für die Mission und Kolonialverwaltungen.
Weitere Infos zur Sammlung der Kapuziner auf der Website der ULB Münster:
www.ulb.uni-muenster.de/sammlungen/nachlaesse/sammlung-kapuzinermission.html