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Kolonialmission
Missionsschwestern Herz Jesu
Die katholische Herz-Jesu-Mission (MSC) gründete 1897 eine Niederlassung in Hiltrup. Drei Jahre später gründeten sich dazu die Missionsschwestern vom heiligsten Herzen Jesu in Hiltrup, sodass fortan auch Frauen in die Kolonien geschickt wurden. Die Ordensgemeinschaft gründete sich 1854 in Frankreich und breitete sich schnell in der katholischen Welt aus, nachdem Papst Leo XIII. dem Orden den Auftrag zur Mission in der Südsee erteilt hatte. Der preußische Staat unterstützte die Gründung einer katholischen Klosterniederlassung in Münster in der Hochphase des Kulturkampfes, um die Ordensleute für die kolonialen Aufgaben nutzen zu können.
Zur Einrichtung der norddeutschen Ordensprovinz mit Sitz in Hiltrup gehörte auch die Gründung eines Gymnasiums, das seit 1946 den Namen Kardinal von Galens trägt. Nach der Enteignung im Nationalsozialismus erhielt der Orden das Missionshaus in Hiltrup im April 1945 zurück. Auch heute noch sind Hiltruper Patres als Seelsorger und Missionare aktiv. Die Mitglieder des Hiltruper Klosters stammten seit jeher aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.
Aus Hiltrup ins Bismarck-Archipel
Die Hiltruper Missionen übernahmen schwerpunktmäßig die Arbeit in Neu-Pommern, dem heutigen New Britian im Bismarck-Archipel. Die Inseln waren seit 1885 in Besitz der Neuguinea-Kompagnie. Später galten sie von 1899 bis 1914 als Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea. Die Kolonialverwaltung und die Missionare betrachteten die Bevölkerung als primitiv, unterstellten Kannibalismus und Polygamie. Dementsprechend galt es die Einheimischen zu christianisieren. Schon seit 1881 war die Herz-Jesu-Mission im Bismarck-Archipel aktiv. 1890 gründeten vier deutsche Missionare aus Hiltrup ein erstes Vikariat auf der Insel Neupommern. Zwei Jahre später folgten die ersten Missionarinnen. Die Gründung der Missionsschwestern 1900 in Hiltrup erfolgte mit dem Zweck, weitere Frauen für die Mission im Pazifikraum auszubilden. Die ersten zwei Missionarinnen verließen Hiltrup 1902 Richtung Neu-Pommern. Innerhalb von zehn Jahren erhöhte sich ihre Zahl in der Kolonie auf 46. Der missionarische Alltag in den Kolonien war geprägt von schulischen und erzieherischen Aufgaben. Dass es auch hier jenseits von christlicher Nächstenliebe immer wieder zu Gewaltanwendung kam, deutet der tödliche Überfall einer Gruppe Einheimischer auf eine Missionsstation 1904 an, der auch als Vergeltung für rigide Züchtigungs- und Umerziehungsmaßnahmen gedeutet wurde.
Werbung und Wissensvermittlung in der westfälischen Heimat
In der westfälischen Heimat gehörte die Veröffentlichung von Nachrichten aus der Missionsarbeit des Ordens in Ozeanien zu den wichtigsten Aufgaben. Mit Kalendern und Zeitschriften trugen „Schilderungen aus der Südsee“ dazu bei, Wissen über die Missionsgebiete im Deutschen Reich zu verbreiten. Neben solchen Veröffentlichungen warben die Missionen in ihrer Heimat mit Vorträgen oder Fotografien und Ausstellungen für ihre Arbeit. Auch Spendensammlungen wurden entsprechend bebildert. Die Veröffentlichungen hatten belehrende und unterhaltende Absichten. Sie sollten ein möglichst breites Publikum ansprechen. Entsprechend vielseitig gestalteten sich die Fotoserien, Erfahrungsberichte, Gedichte, Schilderungen von Bräuchen, Alltag oder religiöser Lehre.
Gepaart mit wissenschaftlichem Interesse bemühten sich die Missionarinnen und Missionare aus Hiltrup deshalb auch um Objekte aus den Kolonien: Neben Geologie und Botanik war es die Tierwelt, die zum Sammeln anregte. Die Hiltruper Missionare vermittelten schließlich auch umfassende Vogelpräparatsammlungen an das Westfälische Provinzialmuseum für Naturkunde. Zwei Patres der Herz-Jesu-Mission waren Mitglied in der Zoologischen Sektion des Westfälischen Provinzialverbands. Auf diesem Weg kam der Kontakt mit den Naturwissenschaftlern und Sammlern in Münster zustande. Auch in den Münsteraner Tageszeitungen berichteten Missionare mit familiären Wurzeln im Münsterland regelmäßig von ihrer Tätigkeit und versuchten Vergleiche zwischen ihrer Heimat und dem Leben in Übersee herzustellen.