Münster – bezaubernd alt, aufregend jung
1648 – das ist ein Datum: ehrwürdig, aufgeladen mit historischer Bedeutung für Münster, ja, für ganz Europa. Und 1648 – das ist ein Ort: noch jung, sehr hell und licht, hoch über den Türmen und Dächern der Altstadt. „1648“ heißt nun das oberste Stockwerk des Stadthauses, gerade erst auf Beschluss des Rates für Gäste zugänglich gemacht, mitten im Herzen der Stadt, mit einem atemberaubenden Rundblick, weit bis ins Umland. Ein wunderbarer Ausgangspunkt, um sich einen Überblick zu verschaffen über die Gestalt dieser so alten und zugleich so jungen Stadt. Aber um die dann wirklich hautnah zu spüren, sollte man schon wieder herunterkommen – ein paar Schritte über den kleinen, stillen Platz des Westfälischen Friedens mit seiner berühmten Chillida-Skulptur, hinein ins städtische Getriebe des Prinzipalmarkts.
Hier, in der Herzkammer der 1200 jährigen Hansestadt, lässt sich auf Schritt und Tritt erleben, warum Münster zu den „Historic Highlights of Germany“ zählt. In Münster wurde europäische Geschichte geschrieben – mit dem Westfälischen Frieden, der 1648 den 30jährigen Krieg beendete. Deshalb trägt Münsters Historisches Rathaus mit dem Friedenssaal – gemeinsam mit seinem Osnabrücker Pendant – das „Europäische Kulturerbe-Siegel“. Ringsherum das Giebel-Panorama stolzer Kaufmannshäuser, der St. Lamberti-Turm mit seinen Eisenkörben, die an das blutige Ende der Täufer erinnern, ein paar Schritte weiter der mächtige St. Paulus-Dom, das barocke Schloss als Sitz einer der größten deutschen Universitäten, prächtige Kirchen und elegante Adelshöfe – sie alle erzählen von reicher Stadtgeschichte.
Aber Museums-Gefühle? Die stellen sich hier nie ein – selbst im historischen Zentrum der Stadt ist zu spüren, wie jung ihr Puls schlägt: 60.000 Studierende an neun Hochschulen füllen Münster mit flirrendem Leben und jedes Jahr mit neuen Gesichtern. Sie stellen 20 Prozent der Bevölkerung – deutschlandweit einzigartig für eine Großstadt mit über 300.000 Einwohnern.
So alt und so jung zugleich – das belebt diese „Stadt der Wissenschaft und Lebensart“ immer wieder mit reizvollen Kontrasten: Das einzige deutsche Picasso-Museum mit der weltgrößten Sammlung seiner Grafiken etwa – hinter einer westfälischen Adelsfassade. Schmuckstücke barocker Baukunst und Ikonen zeitgenössischer Architektur. Oder angesagte Clubs in alten Industriebauten. Exquisiter Einkaufsbummel unter Bogengängen, Entdeckungen in trendigen Concept Stores – und gleich um die Ecke: Bodenständig-münsterländische Produkte, Bio-Spezialitäten oder mediterrane Delikatessen auf einem der schönsten Wochenmärkte Europas. In einem der ältesten Stadtämter tutet eine junge Musikwissenschaftlerin hoch über den Dächern Münsters als Türmerin ins Horn. Überhaupt die Musik: Ein Sinfonieorchester mit über 100jähriger Tradition – und zugleich Musikschule und Musikhochschule, die Münsters Klanglandschaft ständig mit neuen Talenten bereichern. Und dann dieses unmögliche Paar aus selbstverliebtem Elite-Professor plus raubeinigem St.-Pauli-Fan – völlig inkompatibel? Nicht in Münster. Die Tatort-Ermittler Prof. Boerne und Kommissar Thiel gehören – gemeinsam mit dem kauzigen ZDF-Schnüffler Wilsberg – zu den populärsten Botschaftern der Stadt.
Der charmante Mix aus Tradition und Hochaktuellem ist es wohl, der das besondere Münster-Gefühl ausmacht. Diesen Bogen spannt auch die „Höfe“-Architektur des LWL-Museums für Kunst und Kultur, des größten unter den über 30 Museen Münsters. Deren Spektrum reicht vom jahrtausendalten Domschatz bis zu aktuellsten Arbeiten in der Kunsthalle und aus dem Umfeld der Kunstakademie. Und mittendrin Gerhard Richters Kunstwerk „Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel“ – das Foucaultsche Pendel in der profanierten Dominikanerkirche (nur kurz zur Renovierung geschlossen) markiert einen Ort der Stille, der Ruhesuchende geradezu magisch anzieht.
Ihren internationalen Ruf in der Kulturszene verdankt die Stadt aber vor allem dem Leitmotiv der „Skulptur Projekte“, die seit 1977 im Zehnjahres-Rhythmus Hunderttausende Kulturbegeisterte aus aller Welt anziehen: Kunst im öffentlichen Raum. Ein Thema, das mit inzwischen über 60 Skulpturen – darunter Werke von Claes Oldenburg, Ilija Kabakov oder Henry Moore – im Stadtbild vertreten ist.
Auch über die Kunst hinaus wird Münsters öffentlicher Raum gerne als Bühne bespielt: Beim traditionellen Hansemahl, wenn die Kaufleute an die lange Tafel einladen. Oder beim Schauraum, dem Fest der Museen und Galerien, mit cooler Lounge-Atmosphäre auf rotem Teppich. Auch „Münster mittendrin“, das alljährliche Stadtfest, macht seinem Namen alle Ehre – mit Bühnen und Ständen, die sich über die ganze Altstadt verteilen. Und selbst die Radsportler des Sparkassen Münsterland Giros und die Läufer des Volksbank-Münster-Marathons wollen beim Endspurt auf die Atmosphäre des Prinzipalmarkts keinesfalls verzichten. Parallel zu solchen eher etablierten Events findet Münsters junge Szene immer wieder Nischen, die sie für Experimente nutzt – etwa in der Industriebrache am Hawerkamp, die sich mit ihren Clubs und Festivals zu einem Hotspot der bundesweiten Independent-Szene entwickelt hat.
Bei aller Fülle an Eindrücken – zum Münster-Gefühl gehört immer auch die Luft zum Atmen. Überall findet man zu Fuß – und erst recht mit Münsters Verkehrsmittel Nr. 1, dem Fahrrad – grüne Refugien: An der Promenade, hinter dem Schloss im Paradies des Botanischen Gartens, am Aasee, wo man von Freitreppen und Terrassen einen Touch maritimes Flair genießen kann. Oder ein Stückchen weiter draußen in der münsterländischen Parklandschaft mit ihren verträumten Wasserburgen.
Zurück im urbanen Treiben kann man sich immer noch überlegen: Eine Stadtführung auf den Spuren der Täufer? Heute Abend – große Oper oder aktuelle Tanz-Avantgarde? Vielleicht noch einen Tag dranhängen? Oder möglichst bald wiederkommen?
Informationen:
Münster – bezaubernd alt, aufregend jung
1648 – das ist ein Datum: gewichtig, von historischer Bedeutung für Münster und ganz Europa. Und 1648 – das ist ein Ort: jung, hell und licht, hoch über den Dächern der Altstadt. „1648“ heißt das oberste Stockwerk des Stadthauses, gerade erst zugänglich gemacht für Gäste, im Herzen der Stadt, mit atemberaubenden Rundumsicht, wunderbar geeignet für einen Überblick über diese so alte und so junge Stadt. Um die aber wirklich hautnah zu spüren, sollte man schon wieder herunterkommen – hinein ins städtische Getriebe des Prinzipalmarkts.
Hier lässt sich auf Schritt und Tritt erleben, warum Münster zu den „Historic Highlights of Germany“ zählt. Mit dem Westfälischen Frieden, der 1648 den 30jährigen Krieg beendete, wurde europäische Geschichte geschrieben. Deshalb trägt Münsters Historisches Rathaus das „Europäische Kulturerbe-Siegel“. Das Panorama der Kaufmannsgiebel am Prinzipalmarkt, der mächtige St. Paulus-Dom, das barocke Schloss, Spuren der Täufer, ehrwürdige Kirchen und elegante Adelshöfe prägen das Stadtbild.
Aber Museumsgefühle? Keine Spur: Der Puls der über 1200 Jahre alten Hansestadt schlägt aufregend jung. Für quirliges Leben und stetig neuen Zustrom sorgen 60.000 Studierende – deren Anteil ist für eine Großstadt mit über 300.000 Einwohnern deutschlandweit einzigartig.
Überraschende Kontraste deshalb auf Schritt und Tritt: Deutschlands einziges Picasso-Museum hinter einer westfälischen Adelsfassade. Gerhard Richters Pendel-Installation im Gewölbe einer profanierten Altstadtkirche. Barocke Baujuwelen neben Ikonen zeitgenössischer Architektur. Exquisiter Einkaufsbummel unter Bogengängen und Bodenständiges auf einem der schönsten Wochenmärkte Europas. Eine junge Musikerin als Türmerin in einem der ältesten Ämter der Stadt. Mit dem Tatort-Ermittler-Duo Boerne und Thiel gehört ein „unmögliches“ Paar zu den populärsten Botschaftern der Stadt. Der faszinierende Mix macht Münsters Charme aus: Das Miteinander von gewachsener Tradition und quicklebendiger Gegenwart.
Faszinieren kann auch das Spektrum der Kultur: Ob „Kunst im öffentlichen Raum“, die sich nach dem Leitmotiv der Skulptur Projekte überall im Stadtbild findet, ob in einem der über 30 Museen oder in den oft temporären Locations einer vibrierenden jungen Szene. Eine wunderbare Bühne bieten Altstadt und Schloss: Vom traditionellen Hansemahl und dem Museumsfest Schauraum über Top-Pferdesport und Spitzen-Gastronomie bis zum Sparkassen Münsterland Giro und dem Volksbank-Münster-Marathon.
Wer eine Pause zum Atemholen braucht, findet überall – erst recht mit Münsters Verkehrsmittel Nr. 1, dem Fahrrad – grüne Refugien: im Schlossgarten, an Promenade und Aasee. Um dann in Ruhe zu überlegen: Heute Abend zur Vernissage in die Kunsthalle? Ein Altbier am Kiepenkerl – oder ein Cocktail am Hafen? Noch einen Tag dranhängen? Oder ganz bald wiederkommen?