Die Mörder-Metropole
Fernsehzuschauer wissen Bescheid: Wer Münster besucht, muss vorsichtig sein. Hinter jeder Ecke lauern sie hier: Betrüger, Kriminelle, Mörder. Zum Glück werden sie am Ende aber alle gefasst – von Münsters erstklassigen Ermittlern.
Ausgerechnet Münster – eine Hochburg des Verbrechens? Zumindest im Fernsehen: Mittlerweile seit 25 Jahren machen münstersche TV-Ermittler hiesigen Verbrechern das Leben schwer. Tote chinesische Prinzessinnen, kastrierte Zuchthengste und Weihnachtsmänner auf Abwegen: Der Fantasie der Drehbuchautoren scheinen keine Grenzen gesetzt. ZDF und ARD senden mit dem Privatdetektiv „Wilsberg“ und dem „Münster-Tatort“ zwei überaus beliebte Formate aus der Domstadt, die regelmäßig Millionen Zuschauer in ihren Bann ziehen. Und mittlerweile sogar zu echten Tourismus-Magneten geworden sind: Stadtführungen für Amateur-Kriminalisten auf den Spuren der münsterschen Ermittler erfreuen sich eines ungeahnten Ansturms. Diebische Freude über diesen Boom auch beim „Filmservice Münster.Land" im Presseamt der Stadt, der maßgeblich an Münsters Karriere als Krimi-Hauptstadt beteiligt ist.
Schließlich ist Münsters Tatort-Variante um das ungleiche Ermittlerduo Axel Prahl (als Kommissar Thiel) und Jan Josef Liefers (als Rechtsmediziner Professor Boerne) mit im Schnitt über 13 Mio. Zuschauern sogar die erfolgreichste „Tatort“-Produktion der ARD und erreicht die besten Quoten aller zeitgenössischen deutschen Fernsehserien. Übrigens – hier sind die Drehbuchschreiber tatsächlich einer spezifisch münsterschen Inspiration gefolgt: Auch wenn er als Typ so ganz anders als der blasierte TV-Prof. Boerne daherkommt – der Münsteraner Rechtsmediziner Prof. Bernd Brinkmann gehört deutschland-, ja weltweit zu den renommiertesten Vertretern seines Fachgebiets. Als einer der „Väter“ der forensischen DNA-Analyse hat er in unzähligen Gerichtsverfahren – so etwa im Kachelmann-Prozess – mit seinen Expertisen eine maßgebliche Rolle gespielt. Seinen TV-„Kollegen“ betrachtet er mit einer Mischung aus (fachlicher) Skepsis und (vergnügtem) Schmunzeln.
Münster und seine Ermittler – da hat sich im Übrigen eine Zuneigung entwickelt, die auf Gegenseitigkeit beruht. Während die Münsteraner die Drehs regelmäßig mit viel Sympathie verfolgen und die Vorab-Premieren der neuen TV-Folgen zu regelrechten Kino-Ereignissen machen, outen sich die Ermittler als echte Münster-Fans. Leonard Lansink hat nicht nur Münsters Rathaus-Medaille erhalten, sondern ist auch seit Jahren schon Mitglied des SC Preußen Münster und sorgt samt Kolleginnen und Kollegen mit seinem „Promikellnern“ auf den Aaseeterrassen für reiches Spendenaufkommen – zugunsten der Krebsberatungsstelle Münster. Axel Prahl brachte sich in Münsters Kulturdebatten ein: Er engagierte sich als Kunstfreund für den Erhalt einer Arbeit im Rahmen der „Skulptur Projekte“. Und „Alex“ Ina Paule Klink verriet im Interview, dass die Wilsberg-Darsteller schon mehr als einmal überlegt haben, sich gemeinsam eine Wohnung in Münster zu mieten. Eine Wilsberg-WG in der Domstadt? Die Münsteraner würde das mörderisch freuen.
Interessante Daten & Fakten (vielleicht zum Nachhaken?)
- Pro Jahr werden in der Krimistadt mit Unterstützung des „Filmservice Münster.Land“ im Schnitt etwa zwei Tatort- und vier Wilsberg-Filme gedreht. Insgesamt wurden bislang 67 „Wilsbergs“ und 36 Münster-Tatorte ausgestrahlt.
- 1994 wurde der erste Wilsberg-Roman vom ZDF verfilmt, damals noch mit Joachim Krol in der Titelrolle. Seit 1997 verkörpert Leonard Lansink den Privatdetektiv.
- Die Wilsberg-Serie gehört zu den zuschauerstärksten Sendungen des ZDF. Im Januar 2018 erreichte die Folge Morderney einen neuen Rekord : 8,31 Mio. Zuschauer bedeuteten einen Marktanteil von 25,3%.
- Die Wilsberg-Figur wurde 1990 vom erfolgreichen Münsteraner Krimiautor Jürgen Kehrer erfunden, der auch immer wieder an einem Drehbuch der Serie mitwirkt.
- 2002 ging das skurrile Gespann Boerne und Thiel im Münster-Tatort erstmals auf Verbrecherjagd. Die münstersche Ausgabe ist das erfolgreichste Format der Tatort-Reihe und erreicht die besten Quoten aller deutschen Fernsehserien. So erreichte die Folge „Fangschuss“ im April 2017 die höchste Zuschauerzahl (14,56 Mio.) und den größten Marktanteil (39,6%) eines Tatorts seit 1992.
- Das Thema Krimi lockt heute Tausende Touristen nach Münster, die hier mit Gästeführern auf Spurensuche gehen oder ein ganzes Krimi-Wochenende buchen können. Für Individualisten hat Münster Marketing einen kostenfreien Krimiflyer aufgelegt.
- Promikellnern am Aasee zugunsten der Krebsberatung Münster: Leonard Lansink und sein Team von Kellnerinnen und Kellnern schwingen an den Aaseeterrassen in Münster die Tabletts und bewirten die Gäste mit Speisen und Getränken. Mit dabei sind viele Prominente aus Kultur, Sport und Politik sowie überregional bekannte Musiker.
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