Öffentlicher Raum & Mobilität
Aufgrund der zentralen Lage der drei Quartiere und ihrer vielfältigen Beziehungen untereinander sowie in die benachbarten Quartiere, können Mobilität und Verkehr nicht isoliert für den Planungsraum betrachtet werden, sondern müssen im gesamtstädtischen Kontext gesehen werden. Neben einem Mobilitätskonzept Stadthäfen braucht es daher auch einen anspruchsvollen Masterplan Mobilität für die Gesamtstadt. Weiterhin wurde ganz grundlegend festgehalten, dass öffentliche Räume robust und anpassungsfähig sein müssen, insbesondere mit Blick auf den Klimawandel. Flächen sollten effizient genutzt werden (Stichwort Mehrfachnutzung) und Barrierefreiheit muss immer mitgedacht werden.
Als wesentliche Ziele formulierte Team 1, Freizeit- und Erholungsflächen zu stärken bzw. auszuweiten und das Wasser als verbindendes Element der Quartiere zu entwickeln. Bestehende Grünräume sollten ausgeweitet, die Grünzonen am Kanal mit den anderen öffentlichen Freiräumen in den Quartieren verknüpft werden. In diesem Zusammenhang wurden Querungen des Dortmund-Ems-Kanals für den Fuß- und Radverkehr über Brücken vorgesehen.
Innerhalb der Quartiere sollte der Fußverkehr im Fokus stehen. Die Kompaktheit der Quartiere bietet zusammen mit den vorgeschlagenen zusätzlichen Querungen der Wasserflächen die ideale Voraussetzung dafür. Der Radverkehr sollte auf zwei Achsen (Radschnellweg auf der Südostseite des Dortmund-Ems-Kanals und Route Lütkenbecker Weg-Schillerstraße-Innenstadt) gebündelt werden. Zur Stärkung des ÖPNV wurden ein weiterer WLE-Haltepunkt, eine eigene Busspur auf dem Alberloher Weg sowie flexible Mobilitätsangebote wie "on demand" verkehrende Kleinbusse vorgeschlagen. Betont wurde die zentrale Funktion von Mobilitätshubs zur Verknüpfung unterschiedlicher Mobilitätsangebote. Diese ließen sich gut durch weitere Nutzungen ergänzen, vom Kiosk bis zur Sportanlage auf dem Dach. Der private Kfz-Verkehr sollte soweit möglich aus den Quartieren herausgehalten werden.
Passend zu den entwickelten Wegenetzen und Freiraumstrukturen wurden mögliche bauliche Strukturen für die drei Quartiere skizziert. Das verdichtete Quartier Theodor-Scheiwe-Straße (MMQ 3) soll durch die Anordnung und Ausformung der Baumassen genügend Platz für grüne Binnenfreiräume mit hohen Aufenthaltsqualitäten und Sport-/Spielangeboten bieten. Wohnen soll in unterschiedlichen Preis- und Wohnformen möglich sein, gemischte Nutzungen sind vor allem in Richtung B51 denkbar. Im Quartier Nieberdingstraße (MMQ 4) sind die eher kleinteiligen Strukturen mit gemischten Nutzungen zu erhalten und zu ergänzen. Das gilt gleichermaßen für das Kreativquartier am Hawerkamp. Bestehendes sollte hier behutsam um Neues ergänzt werden. Lediglich an der nordwestlichen Seite des Dortmund-Ems-Kanals nordöstlich des Albersloher Weges kann sich Team 1 größere Strukturen mit gemischt gewerblichen Nutzungen vorstellen.
Einig war sich die Gruppe auch darin, dass zeitnahes Handeln erforderlich ist. Viele der gesammelten Ideen ließen sich über Experimentierräume und Reallabore erproben, von der temporären Umnutzung von Parkplätzen bis zu Tempo 30 auf dem Albersloher Weg.
Begleitet wurde die Gruppe durch die Architektin Hille Krause und den Verkehrsplaner Burkhard Horn. Herzlichen Dank!
Urbanes Arbeiten & Innovation
Übergeordnetes Thema in dieser Gruppe waren die Nutzungsmischung und die Überzeugung, dass die neuen Quartiere bunt werden sollen. Vorhandene Qualitäten und Identitäten sollen gestärkt und Nutzerinnen und Nutzer in die Planung eingebunden werden. Grundsätzlich war das Team 2 der Meinung, dass Experimente und Pilotprojekte gewagt werden und modellhaft in die Zukunft geblickt werden soll, was eine gewisse Offenheit in der Planung erfordert. Denkbar wären hier zum Beispiel Zwischennutzungen.
Auch das Schaffen von räumlichen Verbindungen und eine gleichzeitige Stärkung von funktionalen Synergien wurde als essenziell betrachtet. Teilweise muss die Zugänglichkeit und Eingangssituation in die einzelnen Quartiere deutlich verbessert werden. Um eine kleinteilige Nutzungsmischung zu erreichen, sind flexible Bebauungsstrukturen mit Raum für Experimente insbesondere in den Erdgeschosszonen von großer Bedeutung. Dabei war es dem Team sehr wichtig, dass eine "24 h-Belebung" durch verschiedene Nutzungen stattfinden kann.
Für MMQ 3 sieht das Team den Schwerpunkt auf dem Wohnen am Wasser. Nutzungen des Nicht-Wohnens sollte auf alle Baufelder verteilt eingestreut und ein Quartierszentrum als Treffpunkt und für die kleinteilige Nahversorgung vorgesehen werden. Das Gewerbe konzentriert sich an der Autobahn, da so Lärmschutz und eine gute Anbindung gewährleistet werden.
Das MMQ 4 könnte unter dem Motto Mischung am Wald stehen. Die bestehenden Wohnformen an der Nieberdingstraße sollen um experimentelles, innovatives und leistbares Wohnen ergänzt werden. Gebaut werden sollte nur auf bereits versiegelten Flächen, dort darf es dann auch dicht werden. Es soll eine Mischung aus Wohnen, kleinteiligem Arbeiten und Gewerbenutzungen erreicht werden. Die Frei- und Grünflächen entlang des Kanals gelten als Potenzial und sollen Aktionsraum für den Wassersport bleiben.
Für MMQ 5 wurden vier zentrale Bausteine identifiziert: der Hawerkamp, die Messe, das Jovel und das Hafenbecken II samt Freiraum. Diese impulsgebenden Elemente bilden den Charakter des Quartiers und die neuen Strukturen müssen sich in diese einfügen. Der Hawerkamp könnte um urbane Produktionsstätten (Handwerksbetriebe, kleine Manufakturen) erweitert werden, im Stadthafen II das Schwimmen möglich werden - dies bedeutet auch einen öffentlichen Zugang zum Wasser. Auch das Jovel wird als Impulsgeber und Standort für eine Mischung aus Büro und Dienstleistungen, aber auch für experimentelle Wohnformen gesehen. Stark versiegelte Flächen sollten durch Bäume und andere Grünstrukturen aufgewertet werden, die Parkplatz-/ Festivalfläche wird als Möglichkeitsraum und Potenzialfläche gesehen, die erhalten bleiben sollte.
Das Team äußerte zudem den Wunsch, den Gasometer und die Grünzüge südlich der Autobahn stärker in den Blick zu nehmen, als Möglichkeitsraum und Bindeglied zu den Wohngebieten im Südosten.
Begleitet wurde das Team durch die Architektin Lina Streeruwitz und Janna Hohn als Expertin für urbane Nutzungsmischung. Herzlichen Dank!
Vielfalt & Zusammenleben
Als grundlegend für die Entstehung von Gemeinschaft erachtet Team 3 die Freiraumstruktur und den Grad der Vernetzung der Quartiere. Dabei sollen klar fuß- und radfreundliche Verbindungen entstehen, während Autos weitestgehend aus den Quartieren herausgehalten werden sollen.
Die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe haben zunächst diskutiert, welche Werte für sie wichtig sind und welche Bedingungen erfüllt sein müssen. Dazu zählen gemeinschaftliche Nutzungen, Barrierefreiheit, der Erhalt von Freiräumen, die Schaffung von Quartierszentren, eine Vielfalt an Bauformen und Wohntypen sowie Mischnutzungen. Die Themen Klimaanpassung und Klimaresilienz sollten stets mitgedacht und ein dauerhafter Austausch zu den nächsten Planungsschritten ermöglicht werden.
Das MMQ 5 soll unbedingt in seiner Identität erhalten bleiben. Was dort schon vorhanden ist, sollte durch Lärmschutz gesichert, durch Grünflächen aufgewertet und durch ein Haus der Kulturen als stadtweiten Magneten ergänzt werden. Dieses Haus der Kulturen könnte Treffpunkt für unterschiedliche Kulturen sein und ein breites Angebot an Werkstätten und Veranstaltungen bieten, bereichert durch einen Garten mit einer Town Hall oder einem Amphitheater. Wichtig dabei ist, nicht alles bis zum Ende zu planen, sondern Freiräume zu erhalten und Flexibilität zu schaffen. Wo möglich, sollte über eine Entsiegelung von Flächen nachgedacht werden, wobei Flächen für Festivals erhalten bleiben sollen. Außerdem sollten Synergien geschaffen und gestärkt werden, etwa zum Jovel oder zur Nieberdingstraße.
Das MMQ 4 sollte auch weiterhin ein Ort für preiswertes und "alternatives" Wohnen bleiben mit viel Raum für Gemeinschaft. Denkbar wären zum Beispiel eine Quartiersküche oder ein Gemeinschaftsgarten. Bestehende Strukturen sollten durch kleinteiliges Gewerbe ergänzt werden, insbesondere sollte es Raum für Kreativwirtschaft, Werkstätten und Co-Working geben. Der Wald soll unbedingt erhalten bleiben, gut vorstellbar wäre hier eine Waldkita.
Auch für das MMQ 3 wünscht sich das Werkstatteam bezahlbares und gemeinschaftliches Wohnen. Stichworte, die hier genannt wurden sind generationenübergreifend, familienfreundlich, autofrei, grün und naturnah. Gewünscht werden eine kleinteilige Nahversorgung und lebendige Erdgeschosse. Wohnen und Arbeiten an einem Ort soll möglich sein. Die hier entstehenden Wohnungen sollten barrierefrei und flexibel nutzbar bzw. an unterschiedliche Lebensphasen anpassbar sein. Wichtig sind Gemeinschaftsräume als Orte der Begegnung. Ganz grundsätzlich soll der Charakter des Quartiers bunt und lebendig sein, in dem es - auch wegen der unmittelbaren Lage am belebten Kanalufer - auch mal lauter werden kann. Gleichzeitig sollte es aber auch ruhigere Rückzugsorte geben. Potenziellen Konflikten könnte auch architektonisch vorgebeugt werden. Alle Menschen im Quartier sollten von der Lage am Wasser profitieren, dies gilt es bei der Grünflächengestaltung und durch eine offene Bebauung zu bedenken.
Begleitet wurde die Gruppe durch Petra Teitscheidt, Henrike Specht und Nadine Radtke. Herzlichen Dank!
Landschaft & Nachhaltigkeit
Team 4 war sich darin einig, dass der Dortmund-Ems-Kanal samt Uferbereiche in seiner Durchgängigkeit das unverbaubare Rückgrat für eine klimaresiliente Stadtentwicklung darstellt. Neben seiner Funktion als Transportader sollen die Nutzungen Sport und Freizeit am Wasser erhalten und gestärkt werden. Um dies zu gewährleisten, sollen Grünräume am Kanalufer mit großzügigem Baumbestand und ein öffentlicher Raum im Bereich der Spitze der Einmündung des Dortmund-Ems-Kanals zum Stadthafen II entstehen. Darüber hinaus kann der Kanal auch die Funktion der nachhaltigen Energiegewinnung erfüllen.
Zentrales Thema waren zudem Frischluftschneisen, voranging in der Verlängerung des Stadthafen I in südöstlicher Richtung, sowie Verbindungsachsen vertikal zum Kanal, die dessen Frischluftpotenzial und weitere Freiraumqualitäten auch in die zweite und dritte Reihe der späteren Bebauung bringen. Der Zugang zum Wasser kann darüber hinaus durch attraktive Treppen, Plattformen oder Podeste ermöglicht werden.
Weitere wichtige Punkte, die von den Teilnehmenden als zukunftsrelevant erachtet wurden, sind etwa nachhaltiges Regenwassermanagement (insbesondere auch mit Blick auf Starkregenereignisse), Flächenentsiegelung, Bauen im Bestand und nachhaltige Baumaterialien, Zwischennutzungen sowie eine flexible und lernende Planung, die auf zukünftige Entwicklungen reagiert. Für die Zukunft wünschen sich die Teilnehmenden zudem Raum für urban gardening, einen Skatepark und Aufenthaltsflächen ohne Konsumzwang.
Zusammenfassend hielt das Team fest, dass die Quartiere gekennzeichnet sein sollten durch Klimaneutralität, eine hohe Aufenthalts- und Lebensqualität, ein Miteinander von Mensch und Natur sowie die Erlebbarkeit des Elementes Wasser für die gesamte Öffentlichkeit.
Begleitet wurde das Team durch die beiden Landschaftsarchitekten Andreas Kipar und Herbert Dreiseitl. Herzlichen Dank!
Das Strategieteam
Zur Unterstützung der Werkstatt wurde ein Team aus Expertinnen und Experten zusammengestellt, um beratend den ausgewählten Weg und erste rahmengebende Inhalte zu besprechen. Das Gremium diente der empfehlenden Begleitung, vor allem auch um die Vielzahl der Informationen und Werkstattbeiträge zu ordnen und die wichtigsten Leitziele für die Umsetzung der Modellhaftigkeit in den nächsten Jahrzehnten festzuhalten.
- Robin Denstorff, Stadtbaurat der Stadt Münster
- Christopher Festersen, Leiter des Stadtplanungsamtes Münster
- Prof. Kunibert Wachten, Dortmund - Impulsgeber Städtebau + Strategie
- Prof. Jörg Aldinger, Stuttgart - Impulsgeber Nachhaltigkeit + Architektur
- Prof. Tim Rieniets, Hannover - Impulsgeber Stadtentwicklung + Modellcharakter
- Andrea Blome, Vorsitzende Ausschuss für Verkehr und Mobilität
- Dr. Robin Korte, Dr. Leandra Praetzel, Vorsitzende Ausschuss für Umweltschutz, Klimaschutz und Bauwesen
- Dr. Stephan Nonhoff, Bezirksbürgermeister Münster-Mitte
- Peter Bensmann, Bezirksbürgermeister Münster-Südost