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Koloniale Wertschöpfung
Konsum und Werbung im städtischen Alltag
Der Einzelhandel vertrieb Konsumgüter wie Kakao oder Tabak aus Übersee weitaus länger, als es deutsche Kolonien gab. Entsprechende Spuren reichen mindestens bis in 17. Jahrhundert zurück. Mit dem Bevölkerungswachstum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dem Übergang zur Industrie- und Konsumgesellschaft bildeten sich auch in Münster neue Formen des Gemischtwaren- und Einzelhandels heraus. Mit plakativer Werbung in Zeitungen oder prall gefüllten Schaufenstern versuchen die Läden Kunden zu gewinnen. Mit der Benennung nach Kolonialwaren betonten sie ihr breites Produktsortiment.
Neben zahlreichen eigenständigen Kolonialwarenläden entstanden um die Jahrhundertwende Einzelhandelsketten und Genossenschaften mit Filialen, die auch in Münster ihre Geschäfte betrieben. Hier lassen sich Unternehmen wie die Firma Heinrich Hill mit einem eigenen Speichergebäude am Münsteraner Hafen oder der "Einkaufsverein der Kolonialwarenhändler", kurz: Edeka, nennen. Dessen erste Filiale in Münster öffnete 1921. Wer eine typische Kolonialwarenhandlung erkunden will, findet bis heute im Stadtmuseum Münster die Inneneinrichtung des ehemaligen Geschäfts Henke im Kreuzviertel.
Beispielhaft werden auf der Karte kolonialer Spuren in Münster ausgewählte Einzelhandelsorte verzeichnet. Im Lauf der Jahrzehnte von Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich solche Kolonialwarenläden im niedrigen dreistelligen Bereich in Münster an- und meist wieder abgemeldet.