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Kolonialwissenschaften
Geschichte der Kolonien als Forschungsfeld
In fast alle Fächer der Geistes- und Sprachwissenschaften fanden koloniale Themen Einzug. In der Ethnologie oder Orientalistik waren koloniale Bezüge in Veranstaltungstiteln zu finden, auch wurde disziplinenübergreifend "Auslandskunde" betrieben. Entsprechende Schwerpunkte mit eigenen Lehrstühlen haben sich jedoch nicht daraus entwickelt. Am Historischen Seminar versuchte etwa Geschichtsprofessor Ernst Daenell die zeitgenössischen Politik 1914 in "Die englische Kolonialpolitik vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart" oder 1918 in das "Balkanproblem und die orientalische Frage" einzuordnen.
Hermann Wätjen, Professor für Wirtschaftsgeschichte und zwischenzeitlich Vorsitzender der Historischen Kommission für Westfalen, hatte das niederländische Kolonialreich zum Forschungsgegenstand. In den 1920er-Jahren lehrte und publizierte er darüber hinaus zu den europäischen Kolonien in Amerika oder zum "Judentum und den Anfängen der modernen Kolonisation" (1911). Dem universitätsweiten Ausschuss für Vorlesungen über Auslandskunde saß er zwischenzeitlich ebenfalls vor. Hier tauschte er sich eng mit Joseph Schmidlin und Ludwig Mecking aus.