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Frühe Erinnerungsmale
Gedenktafel für die Gefallenen der Schlacht bei Varlar
Standort:
Außenwand der Apostelkirche, Neubrückenstraße. Die Kriegsgräberstätte lag südlich der Apostelkirche.
Lage im Stadtplan
Initiator
Memorienstiftung von Rat und Gilden für die Gefallenen der Schlacht von Varlar (1465)
Auf Anregung der Vereinigung Niederdeutsches Münster wurde eine Bronzetafel gegenüber dem alten Gedenkstein mit einer Übersetzung der lateinischen Gedenkinschrift angebracht, die vor einigen Jahren gestohlen und nicht erneuert wurde.
Gestaltung
Ein ins Mauerwerk der Kirche eingelassener Stein mit Inschrift verweist auf die Schlacht von Varlar vom 18. Juli 1454. Der Gedenkstein ist 33 cm hoch und 90 cm breit. Die Lettern sind stark verwittert.
Anbringung
Nach 1454
Erinnerungsmotiv
Erinnerung an die Gefallenen der Schlacht von Varlar
Geschichtlicher Hintergrund
Münsterische Stiftsfehde 1450-1457
Nach dem Tod des Fürstbischofs Heinrich II. Graf von Moers im Jahr 1450 entzündete sich ein Streit um die Besetzung des Bischofssitzes von Münster. Drei Kandidaten bewarben sich: Walram von Moers, jüngerer Bruder des Kölner Erzbischofs Dietrich, Konrad von Diepholz, Neffe des Bischofs von Utrecht und Erich von Hoya. Letztlich entwickelte sich eine Auseinandersetzung zwischen dem niederrheinischen Haus Moers und dem niedersächsischen Haus Hoya. Die Wahl des Walram von Moers zum münsterischen Bischof wurde durch das Haus Hoya in Frage gestellt. Gegen die Wahl Walrams (Bruder des verstorbenen Bischofs Heinrich) hatten die Gilden und die Bürgerschaft protestiert. Mit Erich von Hoya wurde ein Gegenbischof gewählt.
Unter dem Schutz seines mächtigen Bruders Johann von Hoya residierte er in Wolbeck. Johann von Hoya erzwang die Übertragung der Regentschaft des Bistums Münster auf seinen Bruder Erich und ließ 29 Angehörige der Erbmännerfamilien verhaften.
Der Streit um die Besetzung des Bischofsstuhls mündete schließlich in einer kriegerischen Auseinandersetzung am 18. Juli 1454, bei der sich Anhänger Walram von Moers (Wunschkandidat des Domkapitels) und Anhänger Erich von Hoyas in der Nähe des Klosters Varlar bei Coesfeld gegenüber standen. Johann von Hoya erlitt eine verlustreiche Niederlage gegen die Truppen des Kölner Erzbischofs Dietrich von Moers, Walrams Bruder. 116 münsterische Bürger verloren ihr Leben. Ihre Leichen wurden später nach Münster geschafft und auf dem Aegidiifriedhof und dem Friedhof der Minoritenkirche, heute Apostelkirche, begraben. Beide Parteien erzielten keinen dauerhaften Erfolg. 1457 bestimmte der Papst Johann von Bayern zum neuen Bischof von Münster.
Öffentliche Wahrnehmung
Bis 1525/26 fand eine jährliche Gedächtnisfeier des Domkapitels für die Gefallenen statt.
Der Gedenkstein aus Sandstein wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts restauriert und wieder in die Außenmauer der Kirche eingesetzt.
Im gedruckten Kirchenführer und bei Führungen wird auf die Inschrift hingewiesen.
Inschrift
Corpora prostrata in Varler hic tumulata Quadringento. M. Christi. L.quadrieno Anno in festo Arnulphi. Nunc memor esto. Dic Ave Maria.
Die bis zu ihrer Entwendung gegenüberliegende Bronzetafel lieferte die Übersetzung:
Die Leichen der bei Varlar im Jahre Christi 1454 am Feste des Hl. Arnulf (18. Juli) Gefallenen sind hier eingegraben. Gedenke nun ihrer und sprich ein Ave Maria.
Quellen und Literatur
Quellen aus dem Stadtarchiv
Ratsarchiv, A XIV: Münsterische Stiftsfehde
Vereinigung Niederdeutsches Münster Nr. 21
Zeitungsartikel
Münstersche Zeitung, 29.9.1983
Münstersche Zeitung, 7.6.1997
Auf roter Erde. Heimatblätter für Münster und das Münsterland, Juli 2014 [Nr. 518]
Literatur
- Ludwig Humborg, Historischer Bummel durch Münsters Altstadt-Straßen, Münster 1973, S. 61
- Bildheft "Ehrenmale zum Gedenken der Kriegsopfer". Hrsg. von der Top Bttr. 101 Münster im Nov. 1965
- Markus Schmitz, Kriegerdenkmäler, Mahn- und Ehrenmale in Münster - Vorstudie zum Wettbewerbsthema 1992/93 'Denkmäler - Erinnnerte und vergessene Geschichte vor Ort, Münster 1994
- 700 Jahre Apostelkirche Münster. Hrsg. vom Presbyterium der Apostel-Kirchengemeinde. [Red.: Leopold Schütte], Münster, 1984 [1 KIR 300-002] - Beitrag von Karl-Heinz Kirchhoff