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Verschwundene Denkmäler
Denkmal zur Erinnerung an den Abschluss des Westfälischen Friedens von 1648 (Friedensdenkmal 1648)
Standort
Promenade am Kanonengraben in der Nähe des früheren Aegidiitores
Für die Aufstellung wurde nach Beschlusss der Stadtverordneten-Versammlung vom 1. Februar 1905 das Denkmal für Annette von Droste Hülshoff an die Kreuzschanze versetzt.
Lage im Stadtplan
Initiator
Verschönerungsverein für die Stadt Münster unter dem Vorsitz des Historikers Prof. Dr. Bernhard Niehues. Der Antrag auf die Errichtung wurde 1899 gestellt. Im Oktober 1899 stellte der Verein der Stadt für das geplante Denkmal finanzielle Mittel in Höhe von bis zu 10.000 Mark in Aussicht. Die Sammlung entsprechender Spenden verzögerte sich um einige Jahre.
Gestalter
Bildhauer Wilhelm Bolte. Sein Entwurf siegte bei einem "Concurrenzausschreiben". Die Ausschreibung hatte der Verband deutscher Geschichts- und Altertumsvereine 1898 ausgeschrieben.
Gestaltung
Der Entwurf von Bolte zeigt die 2,5 Meter hohe Friedensgöttin Eirene hoch auf einem Sockel stehend mit erhobenem Ölzweig. Das Denkmal weist eine Höhe von 4,65 Meter auf, die Gesamtanlage von sieben Metern. Zwei Stufen führen auf ein Plateau mit einem viereckigen Postament. Am Fuß des Sockels steht ein "Pappenheimer", wie die Reitersoldaten aus der Zeit des 30jährigen Kriegs genannt wurden. Er hat seine Waffen abgelegt und blickt hoch zur Friedensgöttin. Sein Visier ist offen. Zur Anlage gehört außerdem ein Kanonenlauf und darüber eine Kriegsfahne, eine Reiterlanze und ein Pallasch, der von dem Soldaten niedergelegt wurde.
Am Denkmal sind die Wappen des Deutschen Reichs und der Städte Münster und Osnabrück, in denen der Westfälische Friede geschlossen wurde, angebracht. Der Künstler vermied jegliches "Siegesattribut". Er ging bei seinem Entwurf von der Auffassung aus, dass "nicht ein glänzender Sieg, sondern das allmähliche Erlahmen der Kräfte der streitenden Völker den Frieden 1648 bedingt habe." (Uber, S. 84)
Einweihung
1. Juli 1905
Sockel des Friedensdenkmals. Dazu vermerkt der Kriegschronist Wiemers am 26. Dezember 1942: "Rauhreif rings um den Sockel des eingeschmolzenen Friedensdenkmal zur Erinnerung an 1648."
Geschichtlicher Hintergrund
Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friedensschluss 1648 in Münster
Im Umfeld der Feierlichkeiten zum 250. Jubiläum des Westfälischen Friedensschlusses 1898 kam die Idee für ein Denkmal "zur Erinnerung an den Westfälischen Frieden von 1648" auf. Der Verschönerungsverein griff die Idee auf. Die Auslobung eines Gestaltungswettbewerbs für ein Friedensdenkmal erfolgte 1899. Der Standort am Kanonengraben lag nahe dem Aegidiitor. Dies hatte einen historischen Bezug, da durch das Aegidiitor die "Friedensgesandten seiner Zeit in unsere Stadt einzogen". Das Denkmal war eine Besonderheit seiner Zeit, denn nirgendwo anders wurde im Kaiserreich ein Friedensdenkmal errichtet.
Im September 1940 erfolgte die Anordnung zur Einschmelzung des Friedensdenkmals im Rahmen der "Metallspende des deutschen Volkes", die für die Rüstungsproduktion im Zweiten Weltkrieg verwendet wurde. Am 28. März 1942 wird das Friedensdenkmal abtransportiert. Anders als andere Kriegerdenkmäler, die ebenfalls der Kriegsführung zum Opfer fielen, wurde das Friedensdenkmal nach 1945 allerdings nie wiederaufgebaut. Die Sockel aus Granitstein blieb bis zum Abbruch Ende 1954 erhalten. Seit den 1990er Jahren ist der Platz als Petanque-Platz hergerichtet.
Öffentliche Wahrnehmung
Stadthistoriker Eugen Müller erwähnt das Denkmal 1923 in einem Zeitungsartikel und hebt vor allem die "einzigartige Schönheit der Umgebung dieses Denkmals" hervor.
Antrag der SPD-Ratsfraktion Nr. A-R/0054/2018 und Prüfauftrag aus dem Ratsbeschluss vom 24.6.2020, ob am "historischen Standort des ersten Münsterischen Friedensdenkmals auf der Aegidiischanze ein modernes Denkmal für Frieden und zur Erinnerung an den besonderen Charakter Münsters als Friedensstadt errichtet werden kann." Das Ergebnis der Prüfung der Aufstellung eines Friedensdenkmals auf der Aegidiischanze wurde am 7.12.2021 der Bezirksvertetung Mitte vorgestellt. Der darin formulierte Alternativvorschlag schlug die "Sichtbarmachung des alten Friedensdenkmals" vor. Die BV Mitte entschied am 8.2.2022 einstimmig die "Aufstellung einer Info-Stele zum ehemaligen Friedensdenkmal auf dem Hügel des Kanonengrabens".
- Die Berichtsvorlage V/0809/2021 fasst das Prüfergebnis zusammen.
Inschrift
Unterer Teil des Postamentes:
PAX
Quellen und Literatur
Quellen
Stadtarchiv Münster, Stadtregistratur Fach 155 Nr. 150
Zeitungsartikel
Westfälischer Merkur 27.11.1888
Westfälischer Merkur 24.1.1905 Nr. 42
Westfälischer Merkur 3.2.1905 Nr. 61
Münsterischer Anzeiger 16.7.1905
Münsterischer Anzeiger 31.7.1905
Literatur
- Heinz Duchhardt, Das Feiern des Friedens. Der Westfälische Friede im kollektiven Gedächtnis der Friedensstadt Münster (Kleine Schriften aus dem Stadtarchiv Münster 1), Münster 1997
- Sabeth Goldemann, Ein Friedensdenkmal in der Garnisonstadt - (K)ein Friedensdenkmal in der Friedensstadt, in: Michael Bieber u.a. (Hrsg.), Kriegerdenkmäler in der Friedensstadt. Münsteraner Erinnerungsorte?, Münster 2018, S. 33ff.
- Horst Metzler, Ein Denkmal des Westfälischen Friedens. In: Westfalenspiegel 2/1995
- Ursula Uber, Freiplastiken in Münster, Münster 1977, S. 83 f.