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Monitoring Einzelhandel
Einzelhandelsentwicklung in Münster zum 31.12.2021
Entwicklung der Betriebsanzahl und der Verkaufsflächen des Einzelhandels
Die zu Beginn der 2.000er Jahre einsetzende expansive Verkaufsflächenzunahme, befeuert auch durch die Realisierung von Einzelhandelsgroßprojekten in der Innenstadt (z. B. Münster-Arkaden mit über 20.000 m² Verkaufsfläche), verharrte seit Anfang der 2010er Jahre auf einem Plateau und hatte sich auf einen Wert um rund 650.000 m² eingependelt. Diese Situation verändert sich aktuell mit rückläufiger Tendenz. Der anhaltende Rückgang der Anzahl der Einzelhandelsbetriebe (Strukturwandel des Einzelhandels) hat sich in den letzten Jahren noch weiter verstärkt, auch die Verkaufsflächen des Einzelhandels in Münster reduzieren sich aktuell. So wurden im Zuge der letzten Einzelhandelsvollerhebung zum Jahresende 2021 nur noch ca. 1.800 Einzelhandelsbetriebe mit insgesamt ca. 635.000 m² Verkaufsfläche in Münster erfasst. Damit zeigt sich gegenüber dem Stand von 2017 ein nennenswerter Rückgang von ca. 90 Einzelhandelsbetrieben und eine Abschmelzung der Verkaufsfläche um rund 15.000 m² auf ca. 635.000 m². Insgesamt ist seit Beginn der routinemäßigen Vollerhebungen des Einzelhandels im Juni 2001 eine kontinuierliche Abnahme um rd. 280 Betriebe zu verzeichnen. Mit 1.806 Einzelhandelseinrichtungen zum Jahresende 2021 wurde der bisher tiefste Wert ermittelt. Als Ausdruck für den anhaltenden Trend zur Großflächigkeit des Einzelhandels bleibt auch die sogenannte Schere zwischen Verkaufsflächen- und Betriebsanzahlentwicklung weit geöffnet, allerdings mit absinkender Tendenz.
Verantwortlich für den oben aufgeführten Verkaufsflächenrückgang seit 2017 (minus 15.000 m²) dürften maßgeblich die Schließungen mehrerer großer Einzelhandelsbetriebe, darunter H&M und Betten Vor-dem-Esche in der Innenstadt, SB-Möbeldiscount Sconto im Gewerbegebiet Haus Uhlenkotten bei Nienberge oder Gartencenter Newels an der Trauttmansdorffstraße sein. Die deutliche rückläufige Anzahl der Einzelhandelsbetriebe seit 2017 ist, neben dem generellen Strukturwandel des Einzelhandels, voraussichtlich auch auf erste Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den stationären Einzelhandel in Münster in den Jahren 2020 und 2021 zurückzuführen. In den letzten Jahren hat sich das Wachstum des Onlinehandels pandemiebedingt weiter verstärkt und den stationären Einzelhandel, nicht zuletzt durch Umorientierung vieler Beschäftigter auf andere Tätigkeitsfelder, zusätzlich unter Druck gesetzt. Es ist davon auszugehen, dass sich der Rückgang des stationären Einzelhandels in Münster dem bundesweiten Trend entsprechend dynamisiert hat und weiter fortsetzen wird.
Vielfach findet ein Wechsel vom Einzelhandel hin zu Dienstleistungs- oder Gastronomienutzungen statt. Zudem ist ein Trend zur Verkleinerung von Verkaufsflächen bestehender Ladenlokale zu erkennen (z. B. Esprit/EDC an der Stubengasse). Aufgrund des zunehmendem Online-Umsatzes reduzieren zahlreiche Betreiber nicht mehr benötigte Verkaufsflächen und generieren dadurch Einsparungen auf der Kostenseite (Mieten, Personal etc.). Ausgenommen hiervon sind die klassischen Nahversorgungsbetriebe Supermarkt, Discounter und Drogeriemarkt. Diese Betriebe blieben auch während der harten Corona-Einschränkungen geöffnet und konnten so die wichtige Grundversorgung für die Bevölkerung aufrechterhalten. Ihre Bedeutung im Standortnetz der Einzelhandelsbetriebe ist zudem nicht zu unterschätzen, da sie grundsätzlich wichtige Frequenzbringer für weitere Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe in ihrer räumlichen Nachbarschaft sind. Auch für die Zukunft ist von einem nennenswerten zusätzlichen Ansiedlungsbedarf im Zusammenhang mit dem weiteren Siedlungsflächen- und Einwohnerwachstum in Münster auszugehen.
Lebensmitteleinzelhandel (Vollsortimenter, Supermärkte, Discounter)
Zum Jahresende 2021 wurden 102 Lebensmitteleinzelhandelsbetriebe mit mehr als 400 m² Verkaufsfläche erfasst (Auswertung ohne großflächige Lebensmittelabteilungen in den Selbstbedienungswarenhäusern 2x Marktkauf und 1x HIT). Darunter waren 35 Discounter, 54 Vollsortimenter bzw. Supermärkte und 15 sonstige Lebensmitteleinzelhandelsbetriebe, die zusammen ca. 116.000 m² Verkaufsfläche auf sich vereinen. Insbesondere die Vollsortimenter und Discounter bilden mit ihrem Versorgungsangebot das Rückgrat und das Standortnetz der Nahversorgung in Münster.
Betrachtet man die Besatzstrukturen nach einzelnen Betreibern, fällt auf, dass bei den Vollsortimentern die marktprägenden Ketten Edeka und Rewe (inkl. Kaufpark) mit jeweils 17 bz. 19 Märkten im Stadtgebiet fast gleichauf liegen. Auch bei der Summe der Verkaufsflächen ist der Unterschied nur gering (Edeka: ca. 21.000 m², Rewe: ca. 22.400 m²). Darüber hinaus leisten auch die K&K-Märkte (7x) und die spezialisierten Lebensmittelmärkte SuperBioMarkt (6x) und Denn’s Bio (1x plus ein weiterer Markt mit weniger als 400 m² Verkaufsfläche) einen wichtigen Beitrag zur Nahversorgung.
Bei den in Münster vertretenen Discountern liegt Aldi mit 14 Märkten und zusammen ca. 12.300 m² Verkaufsfläche vor Lidl mit 10 Märkten und knapp 10.000 m². Danach folgen Netto (9 Filialen, ca. 6.700 m²) und Penny (2 Filialen, ca. 1.700 m²).
Insgesamt ergibt sich ein räumlich breit gestreutes und insbesondere in der Innenstadt und einigen Stadtteilen feinmaschiges Standortnetz der Lebensmittelmärkte in Münster. Der überwiegende Anteil dieser Märkte befindet sich in den zentralen Versorgungsbereichen der Innenstadt und der Stadtteilzentren sowie integriert in den Wohnsiedlungsbereichen. Diese Märkte leisten den wesentlichen Beitrag zur noch weitgehend fußläufig erreichbaren wohnungsnahen Grundversorgung in Münster. Einige Standorte, darunter die großflächigen Märkte HIT an der Geringhoffstraße und Marktkauf auf der Loddenheide, liegen jedoch dezentral an eindeutig autoorientierten Standorten in Gewerbegebieten. Wegen ihrer abseitigen Lage zu den Wohngebieten leisten sie keinen oder nur einen geringen Beitrag zur fußläufigen wohnungsnahen Grundversorgung. Veränderungen des Standortnetzes, die sich nach der letzten Vollerhebung zum Stand 12/2021 durch Neuansiedlungen und Schließungen sowie Betreiberwechsel ergeben haben oder absehbar ergeben werden, sind in der nebenstehenden Karte mit einem Sternchen gekennzeichnet. Der Rewe-Markt am Albersloher Weg in Gremmendorf, der zu Ende Juli 2024 geschlossen wurde, ist nicht mehr dargestellt.
Drogeriemärkte
Zum Jahresende 2021 gab es 19 Drogeriemärkte in Münster, die sich auf 12 dm- und 7 Rossmann-Märkte aufsplitten. Die räumliche Verteilung zeigt eine Konzentration in der City und der südlichen Innenstadt sowie in den einwohnerstarken Stadtteilen (u. a. Kinderhaus und Hiltrup). Das Standortmuster spiegelt die Ansiedlungspolitik der nach der Schlecker-Insolvenz im Jahr 2012 verbliebenen Drogeriemarktketten dm und Rossmann wider, wonach nur Standorte in frequenzstarken Innenstadtlagen und einwohnerstarken Stadtteilen gewählt werden. Es ist bekannt, dass sich die Ansiedlungsbestrebungen in der Drogeriebranche auf Standorte ab ca. 10.000 Einwohner im näheren Einzugsbereich konzentriert. Daher finden sich in den kleineren Stadtteilen (z. B. Albachten, Amelsbüren, Nienberge) keine entsprechenden Angebote bzw. Märkte. Um den aktuellen Stand (08/2024) abzubilden, sind auch die nach der Erhebung 12/2021 neu eröffneten Drogeriemärkte Müller an der Bahnhofostseite (Hansator), dm in Coerde (Hamannplatz) und Hansaring (Hafenmarkt) und der neue Rossmann am Albersloher Weg in Gremmendorf (Eröffnung beabsichtigt Ende 2024) in der Karte berücksichtigt. Die v. g. Standorte sind jeweils mit einem Sternchen markiert.
Die räumliche Verteilung der Einzelhandelsnutzungen nach Branchenklassen und Verkaufsflächengrößen zeigt hinsichtlich des Standortmusters eine deutliche Konzentration der Betriebe in der City/Innenstadt, entlang der linearen Hauptgeschäftsstraßen (Warendorfer Straße, Wolbecker Straße, Hammer Straße und Marktallee in Hiltrup) und in den Stadtbereichszentren (z. B. Grevener Straße/Yorkring) sowie den Stadtteilzentren (z. B. Wolbeck). Das Standortmuster wird dominiert von der besatzstärksten Branchenklasse der Nahrungs- und Genussmittel (rote Farbe). Darüber hinaus sind einige Gewerbe- bzw. Sondergebiete außerhalb der Innenstadt hervorgehobene Standorte des großflächigen Einzelhandels mit nicht zentrenrelevanten Sortimenten. Mit Blick auf Einzelhandelsnutzungen mit sehr großen Verkaufsflächen sind insbesondere die großflächigen Kaufhäuser in der City (z. B. Galerie Kaufhof) und die flächenintensiven Bau- und Gartenmarkt in den Gewerbegebieten/Sonderstandorten (z. B. Hornbach am Schifffahrter Damm, Bauhaus am Albersloher Weg) sowie auch das Möbelhaus Höffner bei Nienberge zu nennen. Im Übrigen zeigen sich kleinteilige Standort- und Versorgungsstrukturen im Innenstadtbereich (z. B. Kreuzviertel) und tlw. auch in einigen Stadtteilen (z. B. Kinderhaus). Diese werden maßgeblich durch Angebote der Nah- und Grundversorgung (Branchen Nahrungs- und Genussmittel, Apotheke/Drogerie) geprägt.