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Integriertes Flächenkonzept Münster
Siedlung, Freiraum und erneuerbare Energien in der Balance
Aktuell
Rat beschließt Integriertes Flächenkonzept Münster
Die Planungsverwaltung hat dem Rat der Stadt den Abschlussbericht zum Integrierten Flächenkonzept Münster (IFM) vorgelegt, das die Weichen für eine ausgewogene und lebenswerte Stadtstruktur von Morgen stellen soll. Die Beratung und Beschlussfassung des IFM-Konzeptes und der begleitenden Vorlage erfolgte im September durch die politischen Gremien.
Die vom Rat der Stadt Münster wenigen beschlossenen Änderungen werden nun in das Konzept eingearbeitet. Sie umfassen das Herausnehmen der Wohnbaupotenzialflächen ‚Kinderhaus – Südlich Moorhock‘ und ‚Gremmendorf – Westlich Frankenweg‘ sowie die Anpassung der Steuerungsregelungen im Bereich der Windenergie. Dies beinhaltet auch die Aufnahme von fünf weiteren Prüfstandorten für Windenergieanlagen in das IFM.
- Vorlage V/0192/2024 im Ratsinformationssystem : Integriertes Flächenkonzept Münster (IFM) – Abschluss und Dokumentation
- Unsere Antworten auf Ihre Fragen: FAQ zum Integrierten Flächenkonzept (PDF, 182 KB)
Münsters Stadtentwicklung bis 2045: Flächen für Siedlung, Freiraum und erneuerbare Energien
Die Stadt Münster steht vor der Aufgabe, die derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen der räumlichen Stadtentwicklung auszubalancieren und raum- und umweltverträglich zu gestalten:
- Wachstumsdruck für dringend benötigte neue Wohnungen und Arbeitsstätten
- Umsetzung der Ziele zur Klimaneutralität Münsters
- Schutz und Weiterentwicklung der Natur- und Freiräume in der Stadt.
Trotz des nach wie vor bestehenden Fokusses auf einer Weiterentwicklung der vorhandenen Siedlungsstruktur im Rahmen der Innenentwicklung kommt bei der Aufgabe, neuen Wohnraum zu schaffen auch dem Außenbereich der Stadt eine besondere Bedeutung zu.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen und ein integriertes räumliches Konzept für die zukünftige Stadtentwicklung in den Außenbereichen der Stadt zu erarbeiten, wurde ein umfassender Partizipationsprozess in Form eines Werkstattverfahrens mit Verwaltung, Politik, Fachöffentlichkeit und interessierter Stadtgesellschaft initiiert und durchgeführt.
Dieses Verfahren wurde zudem von einer externen Bürogemeinschaft fachlich und organisatorisch begleitet. In diesem inhaltlich komplexen Verfahren wurde unter für alle Beteiligten transparenten Rahmenbedingungen ein lösungsorientiertes Ergebnis erarbeitet.
Es dokumentiert eine fachlich fundierte Abwägung der unterschiedlichen Ansprüche, die aus der Entwicklung neuer Siedlungsflächen, dem Schutz wertvoller Freiräume sowie der Identifizierung neuer Standorte für erneuerbare Energien an einen begrenzt zur Verfügung stehenden Raum resultieren.
Anlässe für das IFM
Die Erkenntnisse aus dem ISEK 2030-Prozess zum Themenfeld der „Münsterschen Stadt-Landschaft“ haben deutlich gemacht, dass es wichtig ist, den Außenbereich aus verschiedenen Perspektiven integriert zu betrachten. Zudem wurden verschiedene politische Anträge vorgelegt, die das grundsätzliche (Konflikt-)Verhältnis zwischen dem Schutz und der Weiterentwicklung des Freiraumes bzw. der Grünordnung der Stadt Münster im Kontext der künftigen Siedlungsflächenentwicklung aufgriffen. Die im Dezember 2022 eingeleitete Fortschreibung des Regionalplans Münsterland und die damit verbundene Stellungnahme der Stadt Münster zu den künftigen Siedlungsflächendarstellungen im Regionalplan waren ebenfalls Anlass dafür, mithilfe eines umfangreichen Erarbeitungsprozesses eine fachlich fundierte Grundlage für die weitere räumliche Stadtentwicklung in Form eines integrierten räumlichen Gesamtkonzeptes aufzustellen. Darüber hinaus führen das städtische Ziel der Klimaneutralität und die daraus folgende, notwendige Energiewende zu vielen neuen Projekten einer klimaneutralen Energieerzeugung in der Stadt und damit zu einem konzeptionellen Steuerungserfordernis, welches insbesondere das sich in den letzten Jahren wandelnde Rechtssystem berücksichtigt.
Zentrale Ergebnisse
Aufgrund der Vielzahl der im Erarbeitungsprozess zu berücksichtigenden Informationen sowie potenziellen Raumkonflikte war es erforderlich, sich auf für Münster substanzielle und besonders zukunftsrelevante Kriterien zu fokussieren und diese im Rahmen der Gesamtabwägung besonders zu berücksichtigen, wie beispielsweise
- der besondere Schutz und die Qualifizierung der Hauptgrünzüge der Grünordnung,
- einer Siedlungsentwicklung vorrangig im unmittelbar angrenzenden Randbereich der Münsteraner Kernstadt sowie in einem angemessenen Einzugsbereich von Bahnhaltepunkten für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV),
- einer Energieerzeugung vor allem entlang bestehender Infrastrukturtrassen sowie bevorzugt auch in einer Kombination von Wind- und Solarenergieanlagen.
Das Konzept begegnet dem hohen Wohn- und Gewerbeflächenbedarf mit konkreten Potenzialflächen für bis zu 21.000 Wohnungen (ca. 390 ha) und ca. 285 ha gewerblichen Bauflächen für Industrie, Gewerbe, Handwerk, Büro und Dienstleistungen sowie gemischt nutzbare Flächen mit einem Potenzial für über 20.000 Arbeitsplätze.
Ein starker Beitrag zur Klimaneutralität Münsters soll durch die identifizierten Flächenpotenziale in Höhe von theoretisch etwa 2.500 ha für Freiflächen-Solaranlagen (ca. 1.680 MWp) geleistet werden. Innerhalb dieser rund 2.500 ha sind theoretisch geeignete Flächen für Freiflächen-Solarthermie im Umfang von ca. 440 ha (ca. 820 GWhth) verortbar. Effiziente und flächenschonende Windenergie ermöglichen in Münster – zusammen mit den bereits erfolgten Darstellungen von geeigneten Standorten im Flächennutzungsplan – zwei weitere Potenzialstandorte für neue Windenergieanlagen mit Kapazitäten für insgesamt etwa 24 MW. Zusätzlich werden im Integrierten Flächenkonzept (IFM) elf weitere Prüfbereiche für die Nutzung von Windenergie für theoretisch maximal 16 Anlagen mit einer möglichen Leistung von insgesamt etwa 96 MW dargestellt.
Das Integrierte Flächenkonzept (IFM) sieht auch besonders schützenswerte Freiräume vor, wobei die Bedeutung der Hauptgrünzüge nachhaltig gestärkt wird. Mit dem sogenannten Huckepack-Prinzip (gleichzeitige Entwicklung von benachbarten Siedlungsräumen und Freiräumen) und den sogenannten Leitprojekten der Freiraumentwicklung sowie der punktuellen Erweiterung des zweiten Grünrings der städtischen Grünordnung sollen wichtige Projekte und Akzente in der zukünftigen Landschaftsaufwertung gesetzt werden.
Wie geht es weiter?
Auf Basis des IFM können nun im Bereich der Siedlungsentwicklung weitere vorbereitende Schritte zur Baulandentwicklung starten, mit der Zielsetzung einige der identifizierten Potenzialflächen schrittweise in das städtische Baulandprogramm aufzunehmen. Die meisten der dargestellten potenziellen Siedlungsflächen sowie einige Standorte für erneuerbare Energien weisen neben positiven Eigenschaften allerdings auch noch weiter zu betrachtende Belange und Restriktionen auf, die in nachfolgenden Planverfahren im Einzelfall geprüft und berücksichtigt werden müssen. Diese Verfahren werden stets von eigenständigen politischen Beschlüssen begleitet.
Im Bereich der Freiraumentwicklung zeigt das „Integrierte Freiraumentwicklungskonzept Kinderbachtal“ exemplarisch auf, wie die künftige Entwicklung der im Integrierten Flächenkonzept (IFM) dargestellten Leitprojekte ablaufen soll. Mit der angestrebten Fortschreibung der Grünordnung sollen die notwendigen Rahmenbedingungen für die konkrete Umsetzung der freiraumbezogenen Inhalte des IFM, insbesondere für den Schutz der wertvollen Freiräume in der Stadt Münster, geschaffen werden.
Der Prozessablauf in der Übersicht
Die Erarbeitung des Integrierten Flächenkonzepts Münster wurde durch einen kooperativen Werkstattprozess begleitet.
In sechs aufeinander aufbauenden Formaten wurde die Konzeptbasis in Form eines Leitbildes für die münstersche Stadt-Landschaft anhand von Zielen und Werten erörtert, die Flächen- und Zielkonflikte auf der räumlichen Ebene sichtbar gemacht sowie in Form von möglichen Zukunftszenarien eingehend öffentlich diskutiert.
Ziel-Werkstatt: 1. Februar 2023
In der ersten Werkstatt am 1. Februar 2023 ging es darum, die Vielzahl der bestehenden Strategien und Konzepte aufzuarbeiten, nebeneinander zu stellen und gemeinsam mit der Stadtverwaltung, Fachplanerinnen und Fachplanern, städtischen Akteuren und politischen Sprecherinnen und Sprechern eine gemeinsame Zielperspektive zu entwickeln. Dabei war besonders wichtig, die Perspektiven Siedlung, Freiraum und erneuerbare Energien gesondert wie auch in Abhängigkeit voneinander zu diskutieren.
Ziel der ersten Werkstatt war eine Sensibilisierung der Teilnehmenden für das Thema der integrierten Stadtentwicklung, also den wachsenden Anforderungen an die begrenzten Flächen und den damit verbundenen Nutzungsdruck und mögliche Zielkonflikte. Die drei Perspektiven Siedlung, Freiraum und erneuerbare Energien wurden in Kleingruppen eingehend an thematischen Stationen diskutiert und angereichert. Gemeinsam wurde sich anschließend auf eine wertebasierte Haltung zur integrierten Zukunftsentwicklung der Münsterschen Stadt-Landschaft verständigt.
Schlüsselpersonengespräche: März 2023
Nach Durchführung der ersten Werkstatt zu Zielen und Werten des IFMs wurden als Startschuss der Akteursbeteiligung vier Schlüsselgespräche mit fachlichen Stakeholdern in den Themen Gewerbe & Wirtschaft, Naturschutz & Landwirtschaft, Klima & Energie und Wohnen durchgeführt. Die Termine fanden als jeweils etwa zweistündige Videokonferenzen auf Grundlage eines Gesprächsleitfadens statt. Neben der inhaltlichen Grundlagenarbeit für das IFM dienten die Schlüsselgespräche der Identifizierung von Fachbotschafterinnen und Fachbotschaftern, die in die weiteren Werkstätten gezielt eingebunden wurden
Flächen-Werkstatt: 23. März 2023
Das interdisziplinäre Expertenteam, das im Auftrag der Stadtverwaltung den gesamten Erarbeitungsprozess begleitet, hat die Ergebnisse der ersten Werkstatt in den Entwurf einer Charta gegossen. Sie wurde am 28. März 2023 in der zweiten Werkstatt "Flächen" in großer Runde vorgestellt und diskutiert. Die rund 60 Teilnehmenden (darunter lokale Politikerinnen und Politiker, Fachbotschafterinnen und -botschafter für die Themen Wohnen, Umwelt-, Naturschutz/Landwirtschaft, Klima/erneuerbare Energien, Gewerbe und Vertreterinnen und Vertreter von Stadtwerke und Stadtnetze) näherten sich damit einer gemeinsamen Zielsetzung und Wertehaltung zur künftigen räumlichen Stadtentwicklung für Münster an. Aus den verschiedenen Perspektiven wurden konkrete Potenzialflächen in den Blick genommen und mögliche Konflikträume kartographisch sichtbar gemacht. Das Herausarbeiten von Konsens-, Konflikt- und Synergieräumen stand hierbei im Fokus der Diskussionen.
IFM-Charta Münstersche Stadt-Landschaft
(PDF, 847 KB)
Szenarien-Werkstatt: 23. Mai 2023
Am 23. Mai 2023 kamen im Rahmen der dritten Werkstatt die bislang beteiligten Akteure und die interessierte Stadtöffentlichkeit erstmals zusammen. Die Handlungsoptionen wurden zu drei alternativen Szenarien verdichtet:
- Lebendige Kernstadt – Konzentration des Wachstums um die innere Stadt
- Starke Achsen – Entwicklung entlang der Achsen des Schienen-Personen-Nahverkehrs
- Stadt und Land(schaft) – kleinteilige dezentrale Arrondierung und behutsame Weiterentwicklung
Die Szenarien veranschaulichen die Folgen komplexer Flächenentscheidungen und konnten somit als ein geeignetes Hilfsmittel für den umfangreichen Abwägungsprozess fungieren.
- Ergebnisprotokoll zum Öffentlichen Werkstatt-Dialog am 23. Mai 2023
- Präsentation vom 23. Mai 2023
- Ausstellung zur Einführung in den IFM-Prozess
- Gemeinsame Basis der Zukunftsszenarien
- Szenario 1 "Lebendige Kernstadt"
- Szenario 2 "Starke Achsen"
- Szenario 3 "Stadt und Land(schaft)"
- Zukunftsrad: Mitmach-Station zur Priorisierung der Zukunftsthemen
Online-Beteiligung: Mai bis Juni 2023
Vor- und nachlaufend zur dritten Werkstattveranstaltung gab zudem eine umfassende Online-Beteiligung allen Interessierten die Möglichkeit, in die Erkenntnisse des Werkstattprozesses einzutauchen und auch online die möglichen Zukunftsszenarien zu diskutieren.
Abschlussveranstaltung: 9. November 2023
Auf der Basis der Werkstatt-Termine und der Auswertung der Online-Beteiligung ist der Entwurf eines integrierten räumlichen Gesamtkonzepts entstanden. Es berücksichtigt die drei Leitnutzungen (Siedlung, Freiraum, erneuerbare Energien) in ausgewogener Weise und führt die Vorteile der verschiedenen Szenarien bestmöglich zusammen. Dieser Entwurf wurde im Rahmen einer öffentlichen Abschlussveranstaltung am 9. November den rund 100 Gästen (Vertreterinnen und Vertreter aus Politik & Verwaltung, Stakeholder und interessierte Bürgerinnen und Bürger) vorgestellt und im Anschluss gemeinsam diskutiert.
- Dokumentation: Öffentlicher Abschlussdialog am 9. November 2023
- Präsentation: Öffentlicher Abschlussdialog am 9. November 2023