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Gewässerökologie
Quellschutz
Quellen sind Lebensräume mit charakteristischen Bedingungen, die äußerst hochspezialisierte Lebensgemeinschaften beherbergen. Lange Zeit ist ihr ökologischer Wert übersehen worden. Die Quellregion zeichnet sich gegenüber dem weiteren Gewässerverlauf durch besondere ökologische Verhältnisse aus. Hervorzuheben sind geringe Nährstoffkonzentrationen, geringer Sauerstoffgehalt und niedrige Wassertemperaturen mit engen Temperaturschwankungen. Auf oft nur wenigen Quadratmetern bildeten sich im Zuge der Evolution weitgehend eigenständige pflanzliche und tierische Lebensgemeinschaften heraus. Schon die Veränderung weniger Faktoren, die Zunahme von Nährstoffen oder die Veränderung des Quelltopfes, die sich auf die Wasserführung auswirkt, können zur Vernichtung ganzer Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren führen.
Das Münsterland, abgesehen von den Baumbergen, bietet nur wenige für die Öffentlichkeit optisch interessanten Sturzquellen. Im Flachland herrschen hier die Sicker- oder Sumpfquellen vor. Innerhalb der Stadtgrenzen Münsters gab viele dieser morastigen Bereiche, aus denen bei ausreichendem Grundwasserstand ein Bach seinen Anfang nahm. Mit zunehmend intensiver Landnutzung wurden aber die meisten dieser "nutzlosen, versauerten Matschlöcher" beseitigt.
Im Stadtgebiet von Münster beginnen 34 der namhaften Fließgewässer, allerdings kann keinem dieser Wasserläufe eine eindeutige Quelle im natürlichen Sinn zugeordnet werden. Im Ursprung nicht mehr sichtbar läuft der "Quellabfluss" heute meist aus einer Verrohrung (Regenwasserkanalisation) in einen Graben als Gewässerbeginn aus. Die Quellen verschwanden unter Siedlungsgebieten, z.B. die des Kinderbachs in Nienberge oder des Edelbachs am Gewerbegebiet Dieckstraße. Der Gievenbach beginnt heute am Rand der vierspurigen B 54. Andere Quellen wurden von ihren Bächen abgeschnitten und dräniert in eine andere Richtung abgeleitet. Nur noch aus dem Zusammenfluss mehrerer Nebengräben bilden sich so z.B. Nienberger Bach, Flothbach oder Meckelbach.
Lediglich drei noch naturnahe Sturzquellen sind in Münster im Bereich Vorbergshügel bekannt. Hier schließt sich der Höhenzug des Altenberger Höhenrückens nach Westen an, in denen manche typische Sturzquelle entspringt wie das Gebiet der "Sieben Quellen" zwischen Billerbeck und Coesfeld. In der Nähe von Havixbeck liegt auch der Beginn der Steinfurter Aa und der Münsterschen Aa, eines der größeren, prägenden Gewässer in Münster.
Weniger bedeutend, doch für eine strukturreiche, vielfältige Natur unverzichtbar ist die Vielzahl der Sumpf- und Sickerquellen. Sie finden sich häufig noch an Auenkanten von kleineren Bachsystemen. Bedingt durch ihren Ursprung weist ihr kühleres Wasser nur geringe Sauerstoffwerte auf. Das vernässte Umfeld zeigt meist an diesen speziellen Standort angepasste pflanzliche und tierische Lebensformen. Einmal zerstört, kann sich ein solcher Bereich kaum mehr aus quellspezifischen Lebensformen aufbauen, da diese Biotope häufig zu isoliert sind und dadurch ein Zuwandern aus anderen Quellen unmöglich wird.
Um diese empfindlichen Kleinbiotope der Landschaft zu erhalten und im Rahmen der Landschaftsplanung zu schützen, ist es unabdingbar, sich in Zukunft diesem Lebensraum eingehender zu widmen. Der Stadt Münster ist diese besondere Situation der Quellen bewusst. Aus diesem Grund bilden die Bachanfänge sowie die Standorte von Sumpfquellen in den nächsten Jahren ein Schwerpunkt der Umweltaufgaben.