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Freiwillige Feuerwehr
Löschzug 09 - Geist
Exakt 18 Bürger, Handwerker und Landwirte aus dem Südviertel waren es, die am 10. August 1908 den Löschzug gründeten. Nach der zwangsweisen "Gleichschaltung" unter der Nazi-Herrschaft konnte man nach Kriegsende zunächst nicht wieder an die Tradition der Freiwilligen Feuerwehr anknüpfen.
Drei Anläufe waren nötig, bis im Sommer 1964 die Wiedergründung gelang. Nach der anfänglichen Unterbringung in der Weißenburg-Kaserne wurde 1977 das Gerätehaus Düesbergweg 4 gebaut. Zu den Aufgaben des Löschzugs Geist gehört auch die Besetzung der Feuerwache 2, wenn diese durch einen längeren Einsatz der Berufsfeuerwehr verwaist ist.
Fahrzeuge am Standort
Geschichte des Löschzuges
Am 10.12.1908 gründeten 18 Bewohner der Bauernschaft Geist den gleichnamigen Löschzug zum ersten Mal. Es waren überwiegend Handwerker und Landwirte, die sich zusammenschlossen, um die Einwohner vor Feuer und Naturgewalten zu schützen. Er wurde der 9. Löschzug der Stadt Münster.
Das Gerätehaus stand an der alten Geistschule, dort, wo heute die neuere Sporthalle der Karl-Wagenfeld-Realschule steht. Als technisches Gerät stand dem Löschzug eine von Pferden gezogenen Spritze mit Saugaggregat zur Verfügung. Die Alarmierung erfolgte damals nicht mit Sirenen oder mit Funkmeldeempfängern, sondern mit Brandhörnern. Dazu fuhren die Melder des Löschzuges mit Fahrrädern durch die Straßen und Gassen oder ritten mit Pferden zu den einzelnen Gehöften und alarmierten die anderen Mitglieder.
Nach mündlicher Überlieferung löste sich der Löschzug Geist kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges auf, weil man nicht mit der Eingliederung der Feuerwehr in die neue Feuerschutzpolizei einverstanden war. Weil der Löschzugführer, OBM Stertmann, kriegsbedingt mit seinem Bauernhof nach Rinkerode umgesiedelt wurde und viele Kameraden im Krieg gefallen waren, gelang es nicht, den Löschzug nach dem Krieg weiter zu führen.
Ende der 50er Jahre wurde ein weiterer Versuch unternommen, aber auch da gelang die Wiedergründung nicht. Dann kam das Jahr 1964. Der kalte Krieg war in vollem Gange und die Stadt Münster unternahm einen weiteren Versuch, den Löschzug Geist neu zu gründen. Der damalige Leiter der Feuerwehr Münster, OBR Huhnen, kam auf die Idee, die Vereine im Stadtteil anzusprechen. Vom Vorsitzenden der Schützenbruderschaft Hl. Geist, Heinrich Hölscher, bekam er den Tipp, Werner Gerdes anzusprechen. Tatsächlich war Werner Gerdes schon länger an einer Tätigkeit in der Feuerwehr interessiert.
Werner Gerdes überzeugte einige Freunde und Bekannte von der Idee und daraufhin wurde am 03.07.1964 der Löschzug Geist ebenfalls wieder als 9. Löschzug der Feuerwehr gegründet - wie schon 1908. Noch im gleichen Jahr wurde mit der Grundausbildung begonnen. Als Ausbilderwaren die Brandmeister Fritz Hülsmann und Alfred Makein von der Berufsfeuerwehr tätig.
Am 08.07.1965 wurde dem Löschzug ein TLF 8 auf Borgward-Fahrgestell aus Bundesbeständen zugeteilt. Nach und nach kamen weitere Fahrzeuge hinzu. Als Gerätehaus diente die Weißenburgkaserne. Der Zustand der Räumlichkeiten war katastrophal. Das Dach war undicht, einige Fensterscheiben fehlten, die Räume hatten keine Heizung und die Wände waren feucht. Das führte dazu, dass beispielsweise die Helmbebänderungen schimmelten und nach einiger Zeit ausgetauscht werden mussten. Außerdem fehlten sanitäre Anlagen und ein Unterrichtsraum. Das größte Hindernis war aber die fehlende Heizung in der Fahrzeughalle. Das Löschwasser musste in den kalten Winternächten abgelassen werden, um Schäden an den Wassertanks der Fahrzeuge zu vermeiden. Wenn der Löschzug Geist dann alarmiert wurde, musste die Fahrzeugbesatzung zuerst den nächsten Hydranten anfahren, um den Tank aufzufüllen, bevor es dann in den Einsatz ging.
Aufgrund der katastrophalen Zustände kam es bei einer Übung sogar zu einem Ausfall des Lungenautomaten eines Pressluftatmers.
Trotz all dieser schlechten Voraussetzungen fuhren die Mitglieder des Löschzuges unverdrossen und engagiert zu den Einsätzen und Übungen. Im ersten Jahr nach Abschluss der Grundausbildung waren schon 25 Einsätze zu verzeichnen.
Alarmiert wurden wir in der ersten Zeit nicht etwa durch Funkmeldeempfänger, sondern per Telefon. Der Vater von Löschzugführer Werner Gerdes war bei der Bahn beschäftigt und hatte als einer der wenigen Leute damals ein Telefon. Die Feuerwehrleitstelle rief im Alarmfall bei der Vermittlung der Bahn an, diese stellte die Verbindung zum Löschzugführer her und die Feuerwehrleitstelle konnte ihre Meldung absetzen. Während sich Werner zum Gerätehaus begab, schwang sich seine Frau auf ihr Fahrrad und fuhr die einzelnen Mitglieder an und alarmierte sie. Für den Fall, dass der Alarm nachts auflief, kannte sie die Lage sämtlicher Schlafzimmer der Kameraden. Sie schlug dann gegen die Jalousien und alarmierte sie auf diese Weise.
Im Jahre 1968 wurden dann stationäre Funkmeldeempfänger ausgegeben, welche die Alarmierung natürlich erheblich verbesserten. Diese waren aber sehr laut und hatten den Nachteil, dass die Nachbarn nachts auch geweckt wurden. Verständlicherweise wuchs bei den Kameraden aufgrund der gerade geschilderten Widrigkeiten der Unterbringung der Wunsch nach einem neuen Gerätehaus sehr schnell. Schwierigkeiten gab es aber bei der Durchsetzung des Bauvorhabens. Nach längerem Briefwechsel zwischen der Stadt und der Löschzugführung kam es 1976 zur entscheidenden Ratssitzung.
Damit das Bauvorhaben auch wirklich vom Rat der Stadt beschlossen wurde, nahmen die Mitglieder des Löschzuges in Uniform an der Ratssitzung teil. Mit vereinten Kräften wurden dann die Fraktionen im Rat überzeugt und der Bau des Gerätehauses genehmigt. Am 29.01.1977 konnte das Gerätehaus am Düesbergweg 4 bezogen werden. Hatten wir in den ersten Jahren noch zahlreiche Einsätze zu verzeichnen, gingen diese mit dem Bau der neuen Feuerwache am York-Ring dann aber stark zurück.
Es gab Jahre, da hatte der Löschzug Geist keine Einsätze zu verzeichnen. Dadurch sank natürlich auch die Motivation. Der damalige Löschzugführer, Werner Gerdes, hatte 1981 die Idee, die Alarm- und Ausrückeordnung so zu ändern, dass die Innenstadtlöschzüge als erste Verstärkung bei größeren Einsätzen in die Außenbezirke fahren sollten. Nach längerer Diskussion überzeugte Werner Gerdes den Leiter der Feuerwehr, Ltd. BD Wittenberg, und auch die anderen Löschzugführer. Die Alarm- und Ausrückeordnung wurde daraufhin geändert. Der Löschzug Geist fuhr jetzt hauptsächlich zu Einsätzen in die Stadtteile Hiltrup, Amelsbüren und Loevelingloh.
Im Jahr 1996 wurde die Alarm- und Ausrückeordnung wieder geändert. Unser jetziger Chef, Ltd. Branddirektor Fritzen, bat uns, die Wachbesetzung der Wache 2 bei längerer Abwesenheit der Berufsfeuerwehr zu übernehmen, um so den Brandschutz im südlichen Teil Münsters sicherzustellen. Mit der Zustimmung haben wir uns sehr schwer getan. Wir befürchteten, nur auf der Wache herumzusitzen und keine großen Einsätze mehr zu fahren. Letztendlich haben wir uns für das Besetzen der Wache 2 entschieden.
In den Jahren nach der Neugründung sind wir zu vielen Einsätzen aller Art ausgerückt. Zu den größten Einsätzen zählen zweifellos die folgenden Einsätze:
- 24.06.1968 Bauernhofbrand in Ascheberg, der fünf Feuerwehrleuten das Leben kostete
- 04.05.1971 Brand bei Fa. Armstrong
- 12.08.1975 Waldbrandbekämpfung im Land-kreis Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen (Einsatzleitung des Abschnitts lag beim Löschzug Geist)
- 16.06.1977 Brand einer Lagerhalle bei Fa. Büscher
- 15.09.1981 Brand eines Pflanzenschutzlagers bei der WCG
- Sommer 1987 Brand des Top-Möbelmarktes
- Sommer 1990 Brand in der Germaniabrauerei
- 01.01.2000 Dachstuhlbrand in der Geiststraße
- 23.08.2001 Silobrand bei der RCG (3 Tage)
- 26.09.2003 Brand einer Scheune an der Westfalenstraße
- 24.08.2006 Brand eines ehemaligen Kohlekraftwerkes der Stadtwerke
- 17.10.2007 Brand eines Acetylenlagers bei der Fa. Westfalen AG
Heute verstärkt der Löschzug Geist die Berufsfeuerwehr, wenn größere Einsätze abgearbeitet werden müssen. Außerdem fahren wir zur Verstärkung bei größeren Einsätzen nach Hiltrup, Gremmendorf, Mecklenbeck und Altstadt. Darüber hinaus werden wir gleichzeitig mit der Berufsfeuerwehr alarmiert, wenn von der Berufsfeuerwehr nicht genügend Personal gestellt werden kann.
Heute steht der Stadt Münster und seinen Bürgern im Stadtteil Geist ein gut ausgebildeter und hochmotivierter Löschzug zur Verfügung, der außerdem über etliche zusätzliche Qualifikationen verfügt (beispielsweise die Sonderaufgabe des Messens und Warnens bei Freiwerden von gefährlichen Stoffen und Gütern, Drehleitermaschinisten).