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Von 1864 bis 1914
Gedenkstein der französischen Kriegsgefangenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71
Standort
Überwasserfriedhof, Wilhelmstraße
Lage im Stadtplan
Initiatoren
Offiziere unter den französischen Kriegsgefangenen
Gestaltung
Das ursprünglich 1,70 m hohe Grabzeichen stand früher auf einem mehrstufigen Sockel und einer darauf stehenden zweiseitig beschrifteten Stele, am Kopf durch eine Kugel verziert. Das Grabzeichen befand sich inmitten eines Gräberfeldes. Es wird vermutet, dass nach dem Zweiten Weltkrieg nur die beschriftete Stele (also ohne Sockel und Kopfzier) versetzt wurde. Durch die jahrzehntelange Einwirkung der Bodenfeuchte sind Teile der Natursteinschicht, in die die Namen der Verstorbenen eingemeißelt wurden, abgeplatzt. Es sind heute nur noch 28 Namen erkennbar. Das ursprüngliche Gräberfeld ist nicht mehr zu identifizieren.
Einweihung
Grabdenkmal: 1871, 1916: Gedächtnistafel
Erinnerungsmotiv
Kollektiver Grabstein zur Erinnerung an dreißig in münsterischen Lazaretten verstorbene französische Kriegsgefangene
Geschichtlicher Hintergrund
Deutsch-Französischer Krieg 1870/71. In Münster gab es ein Lager mit französischen Kriegsgefangenen. Auf dem Friedhof an der Wilhelmstraße erfolgte die Bestattung verstorbener französischer Kriegsgefangener.
1916 äußerten die im Lager I (Haus Spital) in Münster befindlichen französischen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkrieges den Wunsch, an dem Gedenkstein eine Gedächtnistafel anzubringen.
1925 Überführung der Exhumierten nach Frankreich
Deutsches Kriegerdenkmal auf dem Überwasserfriedhof
Öffentliche Wahrnehmung
1872: Briefwechsel zwischen dem Kirchenvorstand der Überwasserpfarrei und der Stadt über die Unterhaltung des Denkmals und der französischen Gräber.
1876: Einigung, die Gräber für die übliche Dauer zu unterhalten und dann zu einem Massengrab in der Nähe des Denkmals zusammenzulegen. Denkmal sollte so lange erhalten werden, wie der Friedhof im Besitz der Gemeinde sei. Stadt zahlte Zuschuss von 150 Mark.
Verfall des Denkmals
1908: Gründung eines Komitees zur Instandsetzung des deutschen und des französischen Kriegerdenkmals
1908/9: Übergabe des Gedenksteins an die Stadt
1964: Kranzniederlegung durch Bürgermeister Roger Sécretain (Partnerstadt Orléans) an beiden Denkmälern
Inschrift
Vorderseite
Les / Prisonniers / Francais / à / leurs / camerades / morts / à / Munster / 1870/71
Übersetzung
Die französischen Gefangenen ihren zu Münster 1870/71 verstorbenen Kameraden
Kriegsgefangene Erster Weltkrieg
Respectueux souvenir des prisonniers francais à leurs aines, 1916.
Übersetzung
Ehrfurchtsvolles Gedenken der gefangenen Franzosen an ihre Ahnen, 1916.
Rückseite
Namen der Toten mit ihren Regimentern
Quellen und Literatur
Quellen aus dem Stadtarchiv
Stadtregistratur Fach 197, Nr. 5
Handschrift Nr. 15: Chronik der Stadt Münster 1870-73 von A. Hechelmann
Zeitungsartikel
Westfälische Nachrichten, 31.10.1970
Literatur
- Martin Papenheim, "Trauer und Propaganda" - eine Fallstudie zu Aussagen und Funktion von Kriegerdenkmälern. In: Franz-Josef Jakobi (Hg.), Stadtgesellschaft im Wandel. Untersuchungen zur Sozialgeschichte Münster im 19. und 20. Jahrhundert, Münster 1995, S. 421-481, S. 460 ff.
- Kerngruppe 10.2 Friedensschule Münster, "... bereit, zu leiden und zu sterben ..."? Krieger denk-mal (nach)!, [Münster], [1993] (Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte 1992/93, Denkmal: Erinnerung, Mahnung, Ärgernis), [Signatur: 4 SAB 116]
- Das schöne Münster. Herausgegeben vom Städtischen Verkehrsamt in Verbindung mit dem Verkehrsverein, 2/1937
- Alte Friedhöfe in Münster. Geschichte - Kunstgeschichte. Katalog der Ausstellung Stadtmuseum Münster 1. Oktober - 24. Dezember 1987