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Potential zum Denkmal
Versteckte Schätze
"Potential zum Denkmal" hieß eine Rubrik im Programmheft des Tags des offenen Denkmals® 2023. Aufgeführt waren hier Gebäude, für die die städtische Denkmalbehörde den Denkmalwert noch prüft oder den Umfang noch nicht im Detail festgestellt hat. "Manch ein Denkmal versteckt sich auch und ist beim ersten Hinsehen nicht erkennbar. Oder eine Zutat zu einem Gebäude ist noch so jung, dass wir Denkmalpfleger zwar begeistert sind, aber uns noch kein abschließendes Urteil erlauben, da wir den Denkmalwert immer erst im Rückblick beurteilen", erklärt Mechthild Mennebröcker von der städtischen Denkmalbehörde. "Insofern vermitteln die Orte in der Rubrik gut, wie die Denkmalliste der Stadt Münster immer weiter wächst und nicht statisch bleibt."
Ein Denkmal kann sich beispielsweise hinter Rigipsplatten oder anderen Verkleidungen verstecken – so war es vor Kurzem bei einem Gebäude aus der ersten Bauzeit im münsterschen Kreuzviertel, der Gründerzeit (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts). Neue Eigentümer eines Wohnhauses in der Nordstraße stießen bei Sanierungsarbeiten auf aufwändige Stuckdecken, ein beeindruckendes Holztreppenhaus oder originale Fußbodenbeläge, die hinter Verkleidungen verborgen lagen. Nach der Kontaktaufnahme mit der städtischen Denkmalbehörde stellte diese schnell fest: Hier handelt es sich um ein Denkmal. Zurzeit erstellt die Behörde das Gutachten, das dieses Urteil begründet.
Ein weiteres Gebäude, dessen Denkmalwert derzeit geprüft wird, liegt mitten in der Innenstadt: Das Dreigiebelhaus am Roggenmarkt 15/16 wurde 1967 errichtet und schloss eine der letzten Lücken im Halbkreis von Prinzipalmarkt, Drubbel und Roggenmarkt. Es sticht als ungewöhnlich hervor, da es nicht wie viele der umliegenden Gebäude aus der ersten Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg stammt. Die Fassade zu planen war unter anderem aufgrund der Breite des Gebäudes und des Geländegefälles eine Herausforderung für den verantwortlichen Architekten. Nach vielen Entwürfen fiel die Entscheidung auf die heute sichtbare Neuinterpretation einer für Münster typischen Architektur.
Auch auf dem Prinzipalmarkt selbst gibt es Bausubstanz, die noch kein Denkmal ist, aber eines werden möchte: Der Wiederaufbau der "guten Stube" von Münster nach dem Zweiten Weltkrieges war Mitte der 1950er Jahre weitgehend abgeschlossen. Allerdings existierte an einem Gebäude noch bis 2022 ein "Notgiebel" ohne die für den Prinzipalmarkt typischen Stufungen. Mittlerweile ist ein neuer Giebel entstanden, der sich in die Reihe der umliegenden Gebäude einfügt, aber gleichzeitig die heutige Architektursprache spricht. Dazu waren unter anderem die Dachneigung, die Stufungen und die Dekorationen wichtige Faktoren beim Neubau. So hat auch der neue Giebel das Potenzial zum Denkmal. Hier braucht es laut städtischer Denkmalbehörde aber noch Zeit, bevor sie im Rückblick den Denkmalwert prüfen kann.