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Haus Brock
Auf den Spuren der Erbmännerfamilien
Beim Haus Brock handelt es sich um einen Gräftenhof im Westen von Roxel. Über viele Jahrhunderte befand sich dieser im Besitz von Erbmännerfamilien. Ein wichtiges Kapitel fällt dabei der Familie Stevening zu, in deren Eigentum Haus Brock in der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert überging. Während des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) ließ die Familie das Gut zu einem – durch Gräften und das repräsentative Torhaus gesicherten – Landsitz ausbauen.
Das 1623 datierte, langgestreckte Torhaus in Backstein ist „ein wertvolles Zeugnis der westfälischen Renaissancekunst”, erklärt Mechthild Mennebröcker von der städtischen Denkmalpflege. „Mit seiner Dichte an Baudetails, Altersspuren und ablesbaren Funktionen ist Haus Brock noch unverfälscht erhalten. Auf dem Stadtgebiet Münsters, aber auch darüber hinaus gibt es nur wenige Objekte, an denen das Leben und Arbeiten der Erbmänner in der frühen Neuzeit so authentisch nachvollziehbar ist.”
An den Fassaden gibt es viele Bauspuren früherer Nutzungen, die Zeitgeschichte erlebbar machen. Beispielsweise ist auf der Gräftenseite eine Baufuge neben dem Tor zu sehen. Dort knickt das Gebäude parallel zur Gräfte ab. Hier wurde der Bauablauf unterbrochen und mit einem weicheren Backstein weitergebaut. Am Nordgiebel sind Spuren eines Erkers zu sehen. An den Mauern sind alte Fugenritzungen und auch Fugenmalerei zu finden.
Die Fenster und Türen sind auf den ersten Blick unregelmäßig angeordnet, befinden sich in bis auf den Boden befindlichen Nischen mit Gewänden aus Sandstein. Die unterschiedlichen Höhen resultieren aus den Änderungen des Geländeniveaus, aber auch den Funktionen des Gebäudes, ob Küche, Torschreiberei, Wohnung oder Speicher.
Im Innern sind weitere, vielfältige Spuren zu entdecken: Kamine geben Hinweise, welcher Raum wann wie genutzt wurde. In der Küche wurde auch Bier gebraut, worauf eine verschließbare, kübelgroße Vertiefung im detailliert verlegten Sandsteinboden hindeutet. In jedem Stein des Bodens sind Passmarken zum Nachbarstein eingeschlagen, was von der schwierigen und damit kunstvollen Verlegung des Bodens zeugt.
Umfangreiche Restaurierung
Heute wird das Torhaus als Lager- und Nutzfläche für den landwirtschaftlichen Betrieb genutzt. Derzeit wird es umfangreich restauriert. Anschließend soll das Torhaus als Wohnraum genutzt werden. „Die Vielzahl von ungewöhnlichen, zeittypischen und einmaligen Zeitspuren sollen dabei erhalten bleiben und in das neue Nutzungskonzept integriert werden“, sagt der heutige Eigentümer Matthias Heitplatz. Die Instandsetzung wird mit Mitteln der DSD und aus dem Denkmalförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt.