Beispiele aus der praktischen Denkmalpflege
Neuer Glanz für Gründerzeitgebäude im Kreuzviertel
Juli 2021. In Münsters Kreuzviertel hat ein altes Schmuckstück seinen Glanz zurückbekommen: Die umfangreichen Restaurierungsarbeiten am und im Gründerzeitgebäude an der Heerdestraße 1 sind abgeschlossen.
Aufgrund der künstlerischen Qualität der Innenraum- und der Fassadengestaltung, sowie der städtebaulichen Lage steht das Gebäude von 1903 unter Denkmalschutz. Entsprechend aufwendig und umfassend waren die Restaurierungsarbeiten. Ein Jahr lang war das Haus eine Baustelle. „Das Gründerzeithaus wurde aus denkmalpflegerischer Sicht vorbildlich saniert“, fasst Lisa Heynen von der Städtischen Denkmalschutzbehörde die Arbeit der vergangenen Monate zusammen. „Früher war die Fassade vor allem durch die ungewöhnliche Farbwahl – ein kraftvolles griechisches Blau – aufgefallen. Leider lenkte das Blau von den aufwendigen Blumen-, Gesichts- und Tier-Stuckaturen der Jugendstilfassade ab. Der neue neutrale Anstrich bringt nun alle Feinheiten wieder schön zur Geltung. Auch eine Fledermaus lässt sich jetzt an der Hauswand entdecken“, berichtet sie.
Historischer Charme und moderner Stil im Einklang
Die neue Eigentümerfamilie Winkler hat die Restaurierung mit sehr viel Liebe zum Detail in Angriff genommen. Auf den Vorschlag aus dem Team der Denkmalbehörde hin haben sie die Pläne für die Restaurierung anhand der vom Vorbesitzer im Treppenhaus aufgehängten Sammlung historischer Bilder entwickelt. „Im Innenraum hatten wir die denkmalpflegerische Vorgabe, das historische Treppenhaus, den Dielenboden, die bemalten Bodenfliesen sowie die verglasten Eingangs- und Kellertüren und den Windfang zu erhalten. Unser Ziel war es, den historischen Charme mit unserem modernen Stil in Einklang zu bringen“, erklärt Elena Winkler.
Besonderes Augenmerk galt den Fenstern. Während im Erdgeschoss noch teilweise historische Fenster erhalten waren, wurde der größte Teil im Laufe der Jahre durch Kunststofffenster ersetzt. „Hier kamen die alten Fotos zum Einsatz“, erzählt Denkmalpflegerin Heynen. Mit ihnen als Vorlage stellte eine Dortmunder Firma alle Fenster aus Holz und in originaler Aufteilung wieder her. Die geschwungenen Jugendstilprofile der Oberlichter forderten selbst die erfahrenen Fensterbauer heraus. „Das Ergebnis hat uns umso mehr überzeugt. Es ist beim Betrachten der Fassade nur noch zu erahnen, welches die historischen oder die neuen Fenster sind“, so Heynen.
Bei ihrer Recherche und Spurensuche hat die Familie besonders fasziniert, was das alte Haus schon alles erlebt hat. Es gab in früheren Zeiten zum Beispiel vermutlich einen sehr prominenten Besucher, wie Elena Winkler berichtet: „Ein netter Nachbar informierte uns darüber, dass Prof. Dr. Conrad Ramstedt einst hier lebte. Er war neben seiner Tätigkeit als angesehener Chirurg auch Patenonkel des Modedesigners Karl Lagerfeld“.
Nach der Restaurierung kann das Haus nun noch lange neue Geschichte(n) schreiben.