Seiteninhalt
Einblick in die Denkmalliste
Die Stadtvilla auf dem Land: Ein Stück Mittelalter im Jugendstil-Gewand
Etwas versteckt ist auf Hofstelle „Haus Feldhaus“ am Kappenberger Damm eine großzügige Stadtvilla zu entdecken. Hinter einem traditionellen Bauernhaus eröffnet sich der Blick auf einen dreistöckigen Jugendstilbau mit verspielten Türmchen, Giebeln, Erkern und breiten, verzierten Gesimsbändern. Die Fassade zeigt sich nach Sanierungsarbeiten im alten Glanz. Auf den ersten Blick nicht erkennbar ist dabei die außergewöhnliche Baugeschichte, die sich hinter dieser Fassade verbirgt.
1905 ließ sich der Hofbesitzer Giesbert das Landhaus im Jugendstil durch den Münsteraner Architekten Johann Hubert Holtmann erbauen. Verschieden geformte Baukörper mit Erker, vorgelagertem Turm und unterschiedlichen Dachformen sind nach Art eines Baukastenprinzips aneinandergesetzt und durch einen einheitlich gestalteten Putz mit Gesimsbändern harmonisch verbunden. Die Fenster sind mal rechteckig, mal mit Bogen ausgebildet und fein profiliert. An der Gartenseite steht ein Wintergarten ganz aus Fachwerk mit bunten Glasscheiben neben einer wuchtigen, repräsentativen Treppe. Der Hauseingang zum Hof hat die Form eines Eselrückens und die vielen Details hören auch im Inneren nicht auf: ein mit Spiralen schwarz-weiß ornamentierter Fußboden, profilierte Türrahmen, eine breite, verzierte Holztreppe in die oberen Räume.
Bereits 1912 verkaufte Giesbert die Villa an die Familie, in deren Besitz das Haus noch heute ist. Die Geschichte des Anwesens beginnt sehr viel früher. Ab dem 12. Jahrhundert besaßen die Erbmänner (ein bürgerliches Adelsgeschlecht, welches es ausschließlich in Münster gab) gut erreichbar vor der Stadt Wirtschaftshöfe, auf denen sie oft auch einen Wohnspeicher hatten. Von dort unternahmen sie etwa Jagdausflüge. Auch wenn diese Speicher aus Stein oder Fachwerk nicht groß waren, wurden sie „Borg“ oder „Haus“ genannt. Das „Haus Feldhaus“ war eines dieser Anwesen, das von Erbmännerfamilien als Wirtschaftsgut und als Landsitz genutzt worden ist.
Versteckte Geschichte
Die lange Geschichte des Anwesens versteckt sich noch heute in der Jugendstilvilla. „Ein Steinhaus aus dem späten Mittelalter oder der frühen Neuzeit steckt in der Villa. Der Architekt Holtmann hat den Steinbau erhalten und behutsam in den Neubau integriert“, erklärt die Denkmalpflegerin Sigrid Engelmann. Zum Vorschein kam der Steinbau bei den Sanierungsarbeiten, als Teile der geschädigten Putzfassade abgenommen werden mussten. „Die alte Backsteinbauweise mit Sandsteineinfassung der Fenster und Sandsteinkonsolen für einen Balkon waren gut erkennbar. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass Fassaden sogar mehrmals farbig bemalt waren“, so Engelmann.
Aufgrund ihrer Baugeschichte und ihrer Bedeutung für die Geschichte der Stadt Münster wurde die ungewöhnliche Stadtvilla auf dem Land bereits 2019 in die Denkmalliste eingetragen. „Die laufende Instandsetzung – sowohl außen als auch innen – erbringt die Eigentümerfamilie mit großem Einsatz und viel Gespür für den Denkmalwert“, berichtet Engelmann.