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Zum Ersten Weltkrieg
Lothringer Kreuz - Ehrenmal 3. Lothringisches / königlich-preußisches Feldartillerie-Regiment Nr. 69
Standort
südlich der Hauptallee des Schlossgartens
Lage im Stadtplan
Initiator
Verein ehemaliger 69er Feldartilleristen, gegründet 1926. Traditionsübernahme durch das in Münster beheimatete 2. Preußische Feldartillerie-Regiment Nr. 6
Gestalter
Architekt Wilhelm Wucherpfennig und Bildhauer Albert Mazzotti sen.
Gestaltung
Das (unter anderem in Lothringen typische) Kreuz mit doppelten Querbalken wurde aus acht Sandstein-Quaderblöcken errichtet und erreicht eine Gesamthöhe von sechs Metern. Auf dem Kreuz finden sich figürliche Darstellungen mit Kriegsszenen: Abschied und Ausmarsch der Soldaten, Nahkampfszene, Rückzüge und Heimkehr der Soldaten. Am unteren Ende des Kreuzes befindet sich die Darstellung einer Distel. Außerdem sind vor allem auf der Rückseite Inschriften eingemeißelt.
Einweihung
25. Mai 1930, Grundsteinlegung: 16. Juni 1929
Erinnerungsmotiv
Laut Inschrift: "Seinen gefallenen Kameraden gewidmet" dient das Denkmal der Ehrung und Erinnerung an die 1914-18 gefallenen Regimentsmitglieder. Die Jahreszahlen 1899 und 1918 erinnern darüber hinaus an Gründung und Auflösung des 69. Feldartillerie-Regiments. Sowohl die Form des Doppelkreuzes als auch die Inschriften weisen auf die seit dem Versailler Vertrag 1918 wieder zu Frankreich gehörende "Heimat" des Regiments in Elsass-Lothringen hin.
Das Nachrichtenblatt Nr. 4 des Vereins ehemaliger 69er Feldartilleristen berichtete im September 1929 über die Grundsteinlegung des Denkmals. Mehrere Widmungen von beteiligten ehemaligen Regimentsmitgliedern und Behördenvertretern weisen auf die Erinnerungsmotivation hin:
"Möge das Denkmal viele Jahre in einem einigen und freien Deutschland stehen. Den Gefallenen zum Gedächtnis, Den Lebenden zum Ansporn" endete die Widmung des Traditionsvereins. Das ehemalige Regimentsmitglied Salzmann fand ähnliche Worte: "Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zum Ansporn" oder der Befehlshaber des Wehrkreiskommandos, der mit den Worten "Eure Opfer der Tod, Unser Dank die Tat" endete. Der Bildhauer Mazotti gedachte der "Helden, die Herd und Heimat schützten." Der anwesende Oberbürgmeister Georg Sperlich zeigte sich eng verbunden mit den "vielen tapferen Kameraden" und ihren "Taten und Opfern", auch in der "Hölle Verdun". Ganz überwiegend beließen es die Beteiligten nicht bei einem schlichten Gedächtnis, sondern lassen durch das Anspornen zu Tat und Veränderung revanchistische Züge erkennen.
Geschichtlicher Hintergrund
Von 1871 bis 1918 gehörten Elsass und Lothringen zum Deutschen Reich. Das in Lothringen befindliche St. Avold diente als preußische Garnison. Unter anderem hatte das 69. Feldartillerie-Regiment dort seinen Standort. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs musste das deutsche Reichsland Elsass-Lothringen von deutschen Truppen geräumt werden. Ab dem 11. November 1918 bestand für kurze Zeit die unabhängige Republik Elsass-Lothringen, die jedoch keine internationle Anerkennung fand. Die Alliierten sahen einen Anschluss Elsass-Lothringens an Frankreich vor. Der Versailler Vertrag regelte die Eingliederung von Elsass-Lothringen an Frankreich endgültig.
Öffentliche Wahrnehmung
1970 sollte das Kreuz nach Meinung des Landesdenkmalamtes Münster unter Denkmalschutz gestellt werden.
Jährliche Kranzniederlegung der Reservistenkameradschaft Münster.
Inschrift
Seinen / gefallenen / Kameraden / das Kgl. Preuss. 3. Lothr. / Feldart. Rgt. 69 / St. Avold. Lothr. / 1899-1918
Auf der Rückseite sind im oberen Kreuzbereich untereinander Schlachtenorte verzeichnet; die oberen drei [Longwy, Dannevoux, Montfaucon] sind unleserlich, es folgen: Verdun - Somme - Arras - Champagne - Saint Quentin - Combles - Albert - Cambrai
Inschrift Metallplatte
Es starben / für unser Vaterland / 23 Offiziere / 45 Unter Offiziere / 172 Mannschaften / der kgl. Preuss. 3. Lothr. Feldart. Rgt. 69 - St. Avold. Lothr. 1899-1918
Quellen und Literatur
Quellen aus dem Stadtarchiv
Nachlass Sperlich Nr. 12.1
Nachlass Sperlich Nr. 134
Zeitungsartikel
Münsterischer Anzeiger 15.7.1923
Münstersche Zeitung, 26.5.1930
Literatur
- Ursula Uber: Freiplastiken in Münster, Münster 1977, S. 16 und 86
- Bildheft "Ehrenmale zum Gedenken der Kriegsopfer" hrsg. von der Top Bttr. 101 Münster im Nov. 1965
- J. Meyer zur Capellen, D. Winkelhaus-Elsing, Ch. Pielken: Kunstraum Universität - Kunst an der Universität Münster, Münster 2002, S. 68f.
- Kunstraum Schloss, hrsg. von der Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Jürg Meyer zu Capellen, Münster 2005, S. 24
- Das schöne Münster, hg. v. Verkehrsamt der Stadt Münster, 2. Jg. 10. Heft, 15.5.1930, S. 187-190.
- Sabine Kittel, Das Lothringer Kreuz. Stilles Gedenken und Ruf nach Rückeroberung der alten Heimat, in: Michael Bieber u.a. (Hrsg.), Kriegerdenkmäller in der Friedensstadt. Münsteraner Erinnerungsorte?, Münster 2018, S. 67-77.