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Handorf - Havichhorster Mühle
Wasserbaukunst
Bei der Neugestaltung eines Durchlasses für Fische und andere Organismen in der Werse beim Wehr der Havichhorster Mühle wurden 2011 die Reste zweier älterer Wehranlagen entdeckt. Sie befanden sich am Ufer der Werse in etwa drei Metern Tiefe unter der heutigen Oberfläche, die durch Aufschüttungen beim Bau der derzeitigen Wehranlage entstanden war.
Die Mühle, zum nahe gelegenen Gut Havichhorst gehörend, wurde bereits 1318 erstmals erwähnt und gehörte bis 1831 zum bischöflichen Besitz. Die heutige Mühlenanlage entstand im 19. und 20. Jahrhundert und enthält Turbinen, die seit 1988 Strom für die Stadt Münster erzeugen.
Das Wasserwehr
Die bei den Ausgrabungen entdeckte hölzerne Wehrkonstruktion war hervorragend erhalten und bestand aus einer Bohlenwand, die sich mit einer Höhe von ca. 2 m über eine Länge von bis zu 6,10 m erstreckte. Eine Stützkonstruktion aus schräg gestellten, in einem Auflager von weiteren Bohlen verankerten Balken sicherte die Bohlenwand ursprünglich gegen den Druck des dahinter aufgestauten Wassers. Wie es sich herausstellte, wurden hier die alten Eichenbalken eines Fachwerkgebäudes verwendet: Es konnten die Bestandteile vom Dach und von den Ständern im Inneren identifiziert werden.
Nach einer Untersuchung der Jahresringe der Balken, aus denen eine Datierung gewonnen werden kann (Dendrochronologie), stammen die Balken aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Etwas älter, aus der Zeit um 1500, ist eine ähnliche, jedoch weniger stabile Wehrkonstruktion, die hinter dem bereits beschriebenen Wehr lag und in Resten erfasst werden konnte.
Möglicherweise wurde in der frühen Neuzeit hier eine Umflut an der Mühle eingerichtet, um Hochwasserstände auszugleichen oder das Wasser der Werse für andere Zwecke zu kanalisieren.
Literatur
Holtfester, Ulrich: Wasserbaukunst an der Werse – Ausgrabungen an der Havichhorster Mühle bei Handorf. In: Archäologie in Westfalen-Lippe 2011, Münster 2012, S. 142-145.