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Bischofssitz
Münster: Stadt der Kirchen und Klöster
Die Archäologie kirchlicher Stätten ist ein wesentlicher Aspekt der Stadtarchäologie. Als zentralem Ort des Bistums kam Münster von Beginn an eine besondere Bedeutung als repräsentativer Bischofssitz und Zentrum geistlicher und weltlicher Verwaltung zu.
Zahlreiche Kirchen und Klöster prägten bis in das 19. Jahrhundert hinein das Bild der Stadt. Nach der Säkularisation jedoch wurden Kirchen abgerissen, andere dienten als Lagerhalle oder Stallung. Einige Klöster waren zu Kasernen geworden und hatten ihre mittelalterliche Bausubstanz eingebüßt. Den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg fielen weitere kirchliche Bauten zum Opfer, so dass heute nur noch ein Teil der mittelalterlichen Sakraltopografie im Stadtbild wahrnehmbar ist.
Archäologische Untersuchungen in Kirchen
Die archäologische Erforschung der Stadt Münster lag vor der Begründung der Dienststelle für Stadtarchäologie 2001 bei der LWL-Archäologie für Westfalen. Ab 1969 wurden größere Ausgrabungen in einigen Kirchen der Stadt durchgeführt, sodass der Kenntnisstand zur Baugeschichte der mittelalterlichen Kirchen Münsters verdichtet werden konnte. Es wurden zum Beispiel die Kirchen St. Lambertus, St. Mauritz und St. Marien Überwasser, Teile des Domklosters und der Domherrenfriedhof archäologisch untersucht.
Der Dom im Fokus der Archäologie
Besondere Aufmerksamkeit galt jedoch immer der münsterschen Bischofskirche. Seit der Nachkriegszeit hatten verschiedene Baumaßnahmen dazu geführt, dass in einzelnen Bereichen im Dom Ausgrabungen durchgeführt werden konnten. Eine Chance zur Erforschung eines weiteren Teils des Dominneren bot sich im Rahmen der umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen: Im Jahr 2012 führten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtarchäologie Ausgrabungen im Westchor, in der südlichen Turmkapelle und in der Sakristei durch.
Das Damenstift St. Marien Überwasser
In die Anfänge der Stadtentwicklung führten die Ausgrabungen der Stadtarchäologie 2003-2004 im ehemaligen Damenstift St. Marien Überwasser. Gegründet um 1032 als Stiftung Bischof Hermanns I. an einer bereits vorhandenen älteren Pfarrkirche, war es für fast 740 Jahre ein Lebensort adeliger Frauen. Bei den großflächigen Ausgrabungen konnte die Abfolge der Wohn- und Wirtschaftsbauten von ihrem Beginn im 11. Jahrhundert bis zu den neuzeitlichen Veränderungen nach der Aufhebung 1773 dokumentiert werden. Das reichhaltige Fundmaterial erlaubt Rückschlüsse auf den gehobenen Lebensstandard und die Alltagswelt der hier lebenden Frauen.
Vor den Toren der Stadt: Das Kanonikerstift St. Mauritz
Neues gibt es auch zu der zweiten bischöflichen Klosterstiftung, dem außerhalb der mittelalterlichen Stadt kurz nach 1064 gegründeten Kanonikerstift St. Mauritz: Bei den Ausgrabungen im Jahr 2005 konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtarchäologie einen Blick in die Geschichte der Bebauung des Areals werfen. Zu der offensichtlich schon seit dem 11. Jahrhunderts notwendigen Befestigung des Klosters konnten neue Erkenntnisse gewonnen werden. Nahezu ungeschützt vor den Toren der Stadt gelegen war das Kloster St. Mauritz im Verlauf seiner Geschichte immer wieder das Ziel feindlicher Soldaten und erlebte Raub, Verwüstung und Plünderung.
Klöster des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit
Auf dem Gelände des ehemaligen spätmittelalterlichen Klosters Marienthal, genannt Niesing, an der Klosterstraße fanden in den Jahren 2016 und 2017 umfangreiche Ausgrabungen statt. Bevor hier die neue Wohnanlage „Clemensbögen“ entstand, dokumentierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtarchäologie die Bebauung des Areals bis zur neuzeitlichen Nutzung durch den Konvent der Clemensschwestern.
Spuren aus der Zeit vor der Klostergründung im 15. Jahrhundert wurden ebenso gefunden wie Reste der Klosterkirche und der Konventsgebäude des Schwesternhauses Marienthal, genannt Niesing. Vereinzelte Fundstücke weisen auf die Zeit, in der das preußische Militär im 19. Jahrhundert die Gebäude nutzte.
An der Windhorststraße betrafen archäologische Untersuchungen in den Jahren 2005 und 2006 auch Teile des ehemaligen Frauenkonvents „Kloster Ringe“ aus dem 15. Jahrhundert. Großflächige Ausgrabungen bei der Erweiterung des Fürstenberghauses am Domplatz im Jahr 2014 erfassten Teile der ab 1590 errichteten Wohn- und Schulgebäude des Jesuitenkonvents.