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Zum Ersten und Zweiten Weltkrieg
Kriegerdenkmal mit Erzengel St. Michael, Kommunalfriedhof Albachten
Standort
Albachten, kommunaler Friedhof, Osthofstraße; 1974: Versetzung vom Kirchplatz, ehemaliger Küstereigarten
Lage im Stadtplan
Initiator
Kriegerverein Albachten. 1889 gründeten 69 ehemalige Kriegsteilnehmer einen Kriegerverein. 200 Haushalte spendeten 31.000 Reichsmark für die Errichtung des Ehrenmals.
Gestalter
Entwurf Bildhauer Wilhelm Haverkamp (1864-1929), Ausführung Anton Lütckenotto
Gestaltung
Das Kriegerdenkmal aus Muschelkalk erreicht eine Höhe von 4,50 Metern. Die Hauptfigur bildet eine fast zwei Meter hohe Figur des Erzengel Michael in Rüstung mit Flammen-Schwert und Schild mit Adlerverziehrung. Er steht auf einem hohen, mehrstufigen Postament mit Inschriften und Darstellungen von weiteren gepanzerten Engeln in einer Beugehaltung. Die Symbolik drückt aus, dass Michael das "Heldengrab" zu seinen Füßen bewacht. Ursprünglich stand es auf einem Hügel vor dem Turmportal der St.-Ludgerus-Pfarrkirche, zu dem fünf Stufen hinauf führten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Holzkreuze um das Denkmal aufgestellt. Nach der Umsetzung 1975 fand eine Umgestaltung durch Architektin A. Bancken-Prinzwurden statt: Aufstellung von sieben Gedenksteinen (Anröchter Dolomit) als Ersatz für die Holzkreuze.
Einweihung
21. Mai 1922, 1974/75: Umsetzung auf den kommunalen Friedhof
Erinnerungsmotiv
Bei seiner Errichtung sollte das Kriegerdenkmal als Erinnerung an den "Heldentod" von Albachtenern verstanden werden und zur nachträglichen Sinnstiftung dienen. Durch die Michaelsfigur wurde eine Verbindung zur Religion aufgebaut. Das Denkmal appellierte an Wachsamkeit und Einsatzbereitschaft.
In der Urkunde, die 1922 in den Sockel eingemauert wurde, heißt es zum Erzengel St. Michael: "Derselbe ist mit einer Rüstung angetan, das Flammenschwert hält er senkrecht zur Erde, er beschützt gleichsam das Heldengrab und die darin ruhenden Gefallenen. Das ist der Sinn des Denkmals". Am alten Standort des Denkmals umgaben Grabkreuze (in Form des "Eisernen Kreuzes") das Ehrenmal.
Auf den Postament-Seitenflächen wird der Gefallenen des Ersten Weltkrieges sowie der Kriege von 1864, 1866 und 1870-1871 gedacht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine Ausweitung des Gedenkens auf die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges.
1974 wurden sieben Gedenksteine aufgestellt: auf vier Gedenksteinen westlich und auf einem Stein östlich des Denkmals erinnern mit Namen und Todesdaten an die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs, zwei Steine erinnern an die "Gefallenen der Heimatvertriebenen und Evakuierten" und an "Opfer des Bombenkrieges".
Geschichtlicher Hintergrund
Einigungskriege im 19. Jahrhundert: Deutsch-Dänischer Krieg 1864, Deutscher Krieg (Preußisch-Österreichischer Krieg) 1866, Deutsch-Französischer Krieg 1870/71, Erster und Zweiter Weltkrieg
Öffentliche Wahrnehmung
Ab Ende der 1950er Jahre kam es zu einem Bedeutungsverlust des Denkmals.
In der Mitte der 1960er Jahren gab es Überlegungen, das Ehrenmal abzureißen. Dennoch kam es zur Renovierung des Ehrenmals. 1968/69 wurden neue Kreuze auch für Vertriebene, Flüchtlinge, Bombenopfer und Vermisste des Zweiten Weltkriegs installiert.
1974 wurde das Denkmal umgesetzt. Nach der Neuanlage des Gemeindefriedhofes Albachten steht es heute auf dem städtischen Friedhof.
Jährlich am Volkstrauertag finden Gedenkfeiern der Kameradschaft ehemaliger Soldaten am Ehrenmal statt.
Inschrift
Auf dem Sockel der Michaelsfigur
Den Helden zur / Ehr / Der Nachwelt / Zur Lehr.
Vorderseite
Es fielen im Weltkriege 1914-1918
[Namen der 21 gefallenen Toten des Ersten Weltkrieges]
Auf weiteren Seiten
Namen von vier vermissten Soldaten, Namen von vier Soldaten, die eines natürlichen Todes gestorben waren.
Rückseite
Namen von Albachtener Soldaten der Kriege von 1864 [1 Name], 1866 [1 Name] und 1870/71 [1 Name], Gestorben: 18 Namen; Vermisst: 4 Namen
Sechs Gedenksteine von 1974/75
Auf Natursteinnamentafeln in Kreuzform sind zu lesen:
- 1941: 4 Namen
- 1942: 7 Namen
- 1943: 14 Namen
- 1944: 11 Namen
- 1945: 15 Namen
Ein Gedenkstein für Zivilopfer des Krieges
- 1940: Maria, Heinrich und Marlies Bruns, Agnes Pöppelmann
- 1945: Katharina Averweg, Anton Averweg
Ein Gedenkstein
- Den Gefallenen / in der Heimat / Vertriebenen / und Evakuier / ten unserer Ge / meinde
Quellen und Literatur
Zeitungsartikel
Zeitungsausschnittsammlung Nr. 79
Westfälische Nachrichten, 4.8.1994
Münstersche Zeitung, 28.6.1996
Literatur
- Norbert Espenkott, "Unterwegs in Albachten - Begegnungen in Bildern", Münster (Kleyer) 1986, S. 108f. und 222
- Johannes Ahrendts, Wenn ein Denkmal rissig wird: Geschichte und Bedeutungswandel des Albachtener Kriegerdenkmals. In: Denkmäler in Münster - Auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit. Hrsg. von Heinrich Avenwedde u.a. (Schriftproben des Wilhelm-Hittorf-Gymnasiums Münster 10), Münster 1996
- Johannes Ahrendts, Der Engel mit dem Flammenschwert, wenn ein Denkmal rissig wird. Geschichte und Bedeutungswandel des Albachtener Kriegerdenkmals (Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte 1992/93. Denkmal: Erinnerung, Mahnung, Ärgernis), Münster 1993. [ 4 SAB 100]