Der Landschaftsplan als Instrument von Naturschutz, Landschaftspflege und zur Förderung der Biodiversität

Landschaftspläne sind gemäß Landesnaturschutzgesetz NRW aufzustellen und erstrecken sich auf den Außenbereich im Sinne des Bauplanungsrechts. Sie bestehen aus Satzungstext und Karte und werden als Satzung rechtsverbindlich beschlossen.
Im Landschaftsplan (LP) sind die örtlichen Erfordernisse und Maßnahmen zur Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege und zur Förderung der Biodiversität festgesetzt:
- Flächendeckende behördenverbindliche Ziele für die Entwicklung von Natur und Landschaft
- Besonders geschützte Teile von Natur und Landschaft (insbesondere Naturschutzgebiete, geschützte Landschaftsbestandteile, Landschaftsschutzgebiete und Naturdenkmäler)
- Zweckbestimmungen für Brachflächen, forstliche Festsetzungen und Entwicklungs-, Pflege- und Erschließungsmaßnahmen
Vorbereitungen zur Aufstellung eines Landschaftsplans: Erfassung - Bewertung - Planung

In einem ersten Planungsschritt werden Informationen zum aktuellen Zustand von Natur und Landschaft, zur Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts sowie zum Landschaftsbild, zu Entwicklungspotentialen und zu Problemen und Konflikten mit anderen Flächennutzungen zusammengetragen. Anhand dieser Informationen wird der Zustand von Natur und Landschaft bewertet. Das Ergebnis sind Aussagen zur besonderen Bedeutung von Gebieten für den Biotop- und Artenschutz, zur strukturellen Vielfalt, aber auch zu Defiziten in der Landschaft sowie zur Beeinträchtigung von Natur und Landschaft auf Grund unterschiedlicher Nutzungsansprüche.
Aus der Bestandserfassung und Bewertung werden konkrete Erfordernisse und Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft abgeleitet. Dabei werden in einem ersten Schritt flächendeckend Entwicklungsziele dargestellt, die das Schwergewicht der Landschaftsentwicklung festlegen. In einem weiteren Schritt erfolgt ergänzend die Festlegung konkreter Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele. Dazu kann die Ausweisung von Schutzgebieten ebenso zählen, wie die Festsetzung konkreter Anpflanzungen (Baumreihen, Feldhecken o.ä.).
Der Weg zum Landschaftsplan: Formelles Verfahren
Aufstellungsbeschluss
Die Aufstellung des Landschaftsplans wird durch den Rat der Stadt Münster beschlossen. Der Beschluss wird öffentlich bekanntgegeben.
Beteiligung
Das Gesetz verpflichtet den Planungsträger, Behörden und Stellen, die als Träger öffentlicher Belange von der Planung betroffen sein können, frühestmöglich zu beteiligen. Ebenso werden die Bürger frühzeitig über die allgemeinen Ziele und die voraussichtlichen Auswirkungen der Planung unterrichtet und es wird ihnen Gelegenheit zur Äußerung und Erörterung gegeben.
Öffentliche Auslegung
Der Landschaftsplanentwurf wird für die Dauer eines Monats öffentlich ausgelegt. Bedenken und Anregungen können während der Auslegungsfrist schriftlich oder zur Niederschrift beim Träger der Landschaftsplanung vorgebracht werden.
Satzungsbeschluss
Abschließend wird der Landschaftsplan durch den Rat der Stadt Münster als Satzung beschlossen. Dabei werden die vorab geprüften Bedenken und Anregungen aus der Offenlegung beschieden.
Anzeige und Inkrafttreten
Der Landschaftsplan wird rechtskräftig, nachdem er bei der Bezirksregierung Münster erfolgreich angezeigt worden ist und diese Anzeige im Amtsblatt der Stadt Münster bekannt gemacht worden ist.
Münsters Landschaftspläne
Für die Stadt Münster werden vier Landschaftspläne (LP) aufgestellt. Zuständig ist die Untere Naturschutzbehörde im Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit. Die Kartendarstellungen sind im Umweltkataster mit einem Klick auf Landschaftspläne und die entsprechende Auswahl des gesuchten Plans zu finden. Folgende Pläne bestehen oder sind in Vorbereitung:
- LP 1: Werse - rechtskräftig
- LP 2: Nördliches Aatal und Vorbergs Hügel - rechtskräftig
- LP 3: Roxeler Riedel - rechtskräftig
- LP 4: Davert und Hohe Ward - in Bearbeitung
Für ausführliche Informationen, klicken Sie in das unten folgenden Akkordeonmenü.
Landschaftsplan 1: Werse

Der Landschaftsplan 1: Werse (LP1) umfasst das östliche und südöstliche Stadtgebiet. Prägende Landschaftsbestandteile sind die Talräume von Werse und Ems sowie der großflächige Waldbestand des Wolbecker Tiergartens. Die Emsaue ist Teil des Gewässerauenprogramms des Landes NRW und steht seit 1998 unter Naturschutz. Zusammen mit dem Wolbecker Tiergarten hat dieser Lebensraum auf Grund der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt regionale und europaweite Bedeutung für den Naturschutz und ist demzufolge Teil des europäischen, ökologischen Netzwerks Natura 2000.
Rechtskraft: 27.3.1987
Stand: 28.5.2021
Geltungsbereich: Rund 6.350 Hektar
Textfassung Landschaftsplan Werse (pdf, 2,21 MB)
Im LP1 sind enthalten:
Ein Landschaftsschutzgebiet (LSG)
Auf gut 40 Prozent des Geltungsbereichs des LP1 erstreckt sich das Landschaftsschutzgebiet Werse-Ems-Niederung, Kreuzbach, Angel und Wolbecker Tiergarten (LSG1). Der Wechsel verschiedener Nutzungsformen sowie der Strukturreichtum machen diesen Raum charakteristisch für die Münsterländer Parklandschaft. Prägender Bestandteil ist die Werse mit ihren vielen Zuflüssen, die weiter nördlich in die Ems mündet.
Sieben Naturschutzgebiete (NSG)
Die sieben im LP1 enthaltenen Naturschutzgebiete decken insgesamt eine Fläche von rund 510 Hektar ab. Mit rund 290 Hektar ist das größte unter ihnen das FFH-Gebiet Wolbecker Tiergarten (NSG6) – ein Laubwaldkomplex auf lehmig-sandigem Boden südöstlich von Wolbeck. Dieses Gebiet beherbergt unter anderem eine große Population des Feuersalamanders.
Acht Geschützte Landschaftsbestandteile (LB)
Etliche Fließgewässerbereiche und Kopfweidenbestände werden im LP1 als Landschaftsbestandteile geschützt. Der größte ist der Kreuzbach (LB5), ein Zufluss der Werse in Kasewinkel mit gewässerbegleitenden Gehölzbeständen und Grünländern. Nennenswert sind auch die über 60 Kopfweiden östlich des Wolbecker Tiergartens (LB8).
Landschaftsplan 2: Nördliches Aatal und Vorbergs Hügel

Der Charakter des Geltungsbereichs des Landschaftsplans 2: Nördliches Aatal und Vorbergs Hügel (LP2) wird bestimmt durch die großräumigen Strukturen des Ausläufers des Altenberger Rückens im Westen, das nördliche Aatal, das ausgedehnte Schachbrettmuster der ehemaligen Rieselfelder und das tief eingeschnittene Emstal im Nordosten.
Rechtskraft: 20.2.1998
Stand: 21.8.2020
Geltungsbereich: Rund 5.320 Hektar
Textfassung Landschaftsplan Nördliches Aatal und Vorbergs Hügel (pdf, 6,11 MB)
Im LP2 sind enthalten:
Zwei Landschaftsschutzgebiete (LSG)
Gut 40 Prozent des Geltungsbereichs sind als Landschaftsschutzgebiet geschützt. Eins erstreckt sich im Umfeld des Naturschutzgebiets (NSG) Vorbergs Hügel, das zweite im Umfeld des NSG Rieselfelder, wo es auch Pufferfunktionen übernimmt. Geprägt sind die Bereiche durch ihr abwechslungsreiches Kulturlandschaftsmosaik.
Sechs Naturschutzgebiete (NSG)
Die sechs Naturschutzgebiete decken insgesamt eine Fläche von rund 610 Hektar ab. Mit etwa 310 Hektar ist das größte unter ihnen das NSG Vorbergs Hügel (NSG6), ein besonderer Ausschnitt der Münsterländischen Parklandschaft. Hier findet sich ein vielseitiger Komplex aus ausgedehnten Grünland- und naturnahen, feuchten bis nassen Waldbereichen. Daneben spielt auch die Erhaltung der ausgeprägten geomorphologischen Strukturen eine besondere Rolle, insbesondere der naturnahen, teilweise tief eingeschnittenen Quellbachtäler mit ihren Hangquellen und mäandrierenden Bachläufen.
Aufgrund seiner internationalen Bedeutung als Rast- und Mauserplatz für Wat- und Entenvögel ist darüber hinaus das rund 230 Hektar große NSG Rieselfelder (NSG2) hervorzuheben. Es ist charakterisiert durch die großflächigen Flachwasserpolder der ursprünglichen Verrieselungsflächen mit ausgedehnten Röhrichtzonen. Das hohe Nahrungsangebot und die biotopspezifischen Qualitäten haben dazu beigetragen, dass sich das Gebiet seit Beginn der 60er Jahre zu einem wertvollen Trittstein im Rahmen des Vogelzuges entwickeln konnte. Es deckt einen Großteil des europäischen Vogelschutzgebiets "Rieselfelder Münster" ab.
Acht Geschützte Landschaftsbestandteile (LB)
Etliche Gewässerbereiche und Feuchtbiotope werden im LP2 als Landschaftsbestandteile geschützt. Mit über 20 Hektar ist das größte unter ihnen das LB Kinderbach (LB7), das sich über zwei Teilstrecken nördlich und südlich von Kinderhaus erstreckt.
Landschaftsplan 3: Roxeler Riedel
Der Landschaftsplan 3: Roxeler Riedel (LP3) erstreckt sich auf das westliche Stadtgebiet Münsters. Geprägt wird der Planungsraum durch das westliche Aatal, das in Teilen noch sehr naturnah ist. Planerisch zu berücksichtigen waren die umfangreichen städtebaulichen Erweiterungsabsichten für den Stadtteil Roxel.
Rechtskraft: 19.9.2014
Stand: 31.3.2023
Geltungsbereich: Rund 4.760 Hektar
Textfassung Landschaftsplan Roxeler Riedel (pdf, 5,07 MB)
Im LP3 sind enthalten:
Ein Landschaftsschutzgebiet (LSG)
Fast 60 Prozent des Geltungsbereichs werden durch das LSG Schonebeck, Rüschenfeld und Alvingheide (LSG1) abgedeckt. Auch hier finden sich typische Elemente der Münsterländischen Parklandschaft, welche die Eigenart und Schönheit dieses Raumes ausmachen.
Zwei Naturschutzgebiete (NSG)
Die Aa-Aue (NSG1) und die Alvingheide (NSG2) sind die einzigen Naturschutzgebiete im LP3, wobei das NSG1 sich mit immerhin 155 Hektar von der Stadtgrenze bis zur Modersohnbrücke am Aasee erstreckt und die prägende Biotopverbundachse in dem Gebiet darstellt.
18 Geschützte Landschaftsbestandteile (LB)
Ganze 18 LB ergänzen die Naturschutzgebiete im LP3. Hier werden zahlreiche Kleingewässer, Grünland- und Gehölzbestände und Fließgewässerabschnitte geschützt. Mit über 16 Hektar ist das größte unter ihnen der Meckelbach (LB17) im Norden von Mecklenbeck vor seiner Mündung in die Münstersche Aa.
Landschaftsplan 4: Davert und Hohe Ward

Für das südliche Stadtgebiet um Hiltrup und Amelsbüren ist noch ein Landschaftsplan aufzustellen. Prägende Bestandteile dieses Bereichs sind neben landwirtschaftlichen Bereichen mit vielerorts typischen Elementen der Münsterländer Parklandschaft insbesondere die teils großen zusammenhängenden Wälder. Hervorzuheben sind dabei insbesondere die südlich des Dortmund-Ems-Kanals gelegenen Waldbereiche.
Die weitgehend zusammenhängenden Waldgebiete der Davert sind Teil des europäischen Netzwerks Natura 2000, wobei sich das FFH- und Vogelschutzgebiet auch auf die Kreise Coesfeld und Warendorf erstreckt. Alle drei Teile wurden bereits als Naturschutzgebiet gesichert, in Coesfeld über einen Landschaftsplan, für Münster, wie auch für Warendorf, über eine Verordnung der Bezirksregierung. Ziel ist die Erhaltung, Förderung und Wiederherstellung der Lebensgemeinschaften und Lebensstätten der landschaftsraumtypischen Tier- und Pflanzenarten in dem großen, zusammenhängenden und weitgehend unzerschnittenen, in weiten Teilen feuchten bis nassen, Waldgebiet mit eingeschlossenen angrenzenden Offenlandbiotopen. Vor allem für die Lebensraumtypen Stieleichen-Hainbuchenwald und bodensaure Eichenwälder stellt die Davert aufgrund ihrer hervorragenden und großflächigen Ausstattung mit charakteristischen Pflanzen- und Tierarten ein herausragendes Vorkommen dar.
Erst in 2018 folgte eine weitere Verordnung, die auch die nördlich und südlich der Davert verlaufenden Abschnitte des Emmerbachs erfasst. Diese diente insbesondere der Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung der Lebensgemeinschaften, Biotope und Pflanzengesellschaften der Fließgewässer mit besonderem Augenmerk auf die Lebensraumansprüche der Helm-Azurjungfer als Art von gemeinschaftlichem Interesse nach der FFH-Richtlinie.
Die auf dem Münsterländer Kiessandzug stockenden, zum Teil alt- und totholzreichen Mischwälder der Hohen Ward auf feuchten bis wechselfeuchten Standorten liegen im Umfeld der Trinkwassergewinnungsanlage im Wasserschutzgebiet „Hohe Ward“. Eingestreut finden sich Feuchtwälder, reich an Seggengräsern unterschiedlicher Ausprägung, die als gesetzlich geschützte Biotope gemeldet sind.
Eine prägende Biotopverbundachse stellt darüber hinaus der Emmerbach dar, der von Süden kommend nach Osten Richtung Werse schwenkt und im Bereich Hiltrup-Ost weitgehend renaturiert worden ist.