Grünordnung Münster - Für eine grüne und lebenswerte Stadt
Die Grünordnung Münster ist ein informelles Planungskonzept der Stadt, das sich dem Schutz und der nachhaltigen Weiterentwicklung von Grün- und Freiflächen widmet. Sie umfasst Texte und Karten, die das städtische Grünsystem sowie Konzepte für Freizeit, Erholung und Klimaschutz darstellen. Die Grünordnung Münster wurde erstmals 1966 entwickelt und galt als erstes umfassendes grünstrukturelles Planungskonzept Deutschlands, das seitdem kontinuierlich weiterentwickelt wird, um sicherzustellen, dass Münsters Frei- und Grünräume auch zukünftig geschützt bleiben und attraktiv gestaltet werden.
Die Grünordnung Münster hat drei zentrale Bestandteile:
Zielkonzept Freiraum (Grünsystem/Freiraumkonzept)
Die Karte „Grünsystem und Freiraumkonzept“ zeigt auf anschauliche Weise die heutige Struktur der Grün- und Freiflächen der Stadt sowie deren Zusammenhänge. Das Konzept basiert auf einem System aus strahlenförmigen Grünzügen und drei kreisförmigen Grünringen:
Der innerste Grünring: Die Promenade
Die Promenade, Münsters bekannteste Grünfläche, entstand im 18. Jahrhundert nach dem Rückbau der historischen Befestigungsanlagen. Dort, wo einst Mauern standen, erstreckt sich heute eine beeindruckende Lindenallee – eine grüne Lunge mitten in der Stadt. Die Promenade ist nicht nur ein beliebter Ort für Spaziergänge und Erholung, sondern auch ein wichtiger Lebensraum für Tiere und eine zentrale Achse für den Rad- und Fußverkehr.
Der zweite Grünring: Stadtnähe mit Erholungswert
Der zweite Grünring umschließt die Kernstadt und bietet zahlreiche Freiflächen für Freizeit, Erholung und die Stadtnatur. Diese Gebiete tragen wesentlich zur Verbesserung des Stadtklimas bei und schaffen Rückzugsorte im urbanen Raum.
Der dritte Grünring: Die Münsterländer Parklandschaft
Am äußeren Siedlungsrand befindet sich der dritte Grünring. Geprägt von Landwirtschaft und traditioneller Parklandschaft, finden sich hier Äcker, Wälder, Wallhecken und Streuobstwiesen. Neben ihrer landschaftsökologischen Bedeutung bieten diese Gebiete naturnahe Ausflugsziele und stärken die Verbindung zur Natur.
Sieben Grünzüge: Lebensadern für Natur und Stadtklima
Ergänzt werden die Grünringe durch sieben Grünzüge, die vom Umland weit in die Stadt hineinreichen. Sie umfassen geschützte Natur- und Landschaftsräume und sind essenziell für die stadtökologische und klimatische Balance. Auch der Dortmund-Ems-Kanal mit seinen angrenzenden Grünflächen spielt hier eine zentrale Rolle.
Weitergehende Informationen zum Konzept enthält die nachfolgende Karte „Grünsystem und Freiraumkonzept“.
Zielkonzept Naturraum
Das "Zielkonzept Naturraum" der Grünordnung stellt die vorhandenen naturräumlichen Besonderheiten und Eigenarten im Gebiet der Stadt Münster dar. Darin ist auch festgelegt, welche Naturräume besonders geschützt oder vorrangig entwickelt werden müssen. Das Zielkonzept empfiehlt für verschiedene Natur- und Landschaftsräume Maßnahmen, die die ökologische Vielfalt steigern, die Landschaft aufwerten und Münsters Naturräume nachhaltig schützen sollen.
Folgende Entwicklungsbereiche werden im Zielkonzept hervorgehoben:
- Niederungs- und Uferbereiche an den zahlreichen Gewässern im gesamten Stadtgebiet. Sie sind naturräumlich besonders bedeutsam, weshalb Sicherungs- und Entwicklungsmaßnahmen erste Priorität erhalten müssen. Die Entwicklung soll so erfolgen, dass ihre ursprüngliche Funktion als „Lebensadern“ in der Landschaft gesichert, wiederhergestellt oder gestärkt wird. Insbesondere sollen entlang naturferner Gewässer Uferstreifen angelegt werden.
- Strukturarme Landschaftsräume. Sie sollen durch verschiedene Landschaftselemente wie Wallhecken, Feldgehölze, Einzelbäume, Baumreihen, Kleingewässer, aber auch durch Obstwiesen und neue Wiesen- und Waldflächen aufgewertet und angereichert werden. Diese Maßnahmen sind sowohl aus ökologischen als auch aus landschaftsgestalterischen Gründen erforderlich.
Ein Gebiet mit herausragender geologischer Bedeutung ist der Kiessandrücken, der das Stadtgebiet nahezu mittig in Nord-Süd-Richtung als sandiger bis kiesiger Flachrücken durchzieht. Im Untergrund dieses Kiessandrückens verläuft ein starker Grundwasserstrom, der an mehreren Stellen zur Trinkwassergewinnung genutzt wird. Als Wasserschutzgebiete sind daher große Bereiche dieses sogenannten "Geestrückens" besonders geschützt.
Weitergehende Informationen enthält die nachfolgende Karte „Zielkonzept Naturraum“.
Zielkonzept Freizeit und Erholung
Das Zielkonzept „Freizeit und Erholung“ zeigt, wie und wo Grün- und Freiflächen in Münster den Bürger*innen als Erholungsräume dienen können. Die Flächen sind in verschiedene Kategorien unterteilt, die je nach Funktion und Bedeutung unterschiedliche Schwerpunkte setzen:
- Erholungslandschaften
Große, zusammenhängende Landschaftsräume, die für Aktivitäten wie Wandern, Joggen oder Radfahren genutzt werden können. - Landschaftsparks
Diese Parks haben eine stadtweite Bedeutung und einen hohen Anteil an naturbelassenen Flächen. Sie sind nicht nur für die Erholung wichtig, sondern auch als Lebensräume für Tiere und Pflanzen von großer Bedeutung. - Parkanlagen
Große Freiflächen, die ein attraktives Freizeit- und Erholungsangebot bieten. Gleichzeitig stellen sie wichtige Rückzugsräume für Flora und Fauna dar. - Stadtteilparks
Kleinere Parks, die wohnortnah gelegen und für den Alltag der Stadtbewohner*innen gedacht sind. Sie bieten gut ausgestattete Erholungsräume direkt im Quartier.
Damit diese Freiflächen optimal genutzt werden können, spielt auch die Verbindung zwischen den verschiedenen Angeboten eine zentrale Rolle. Wege, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad leicht erreichbar sind, werden im Zielkonzept besonders hervorgehoben.
Weitergehende Informationen zum Konzepts enthält die nachfolgende Karte „Grünordnung - Freizeit und Erholung".
Freiraumentwicklungskonzepte
Münster wächst – und mit dem Wachstum verändern sich auch die Anforderungen an die Stadtstruktur und ihre Freiräume. Neue Stadtquartiere sollen dringend benötigten Wohnraum schaffen. Gleichzeitig müssen sie grün, vielfältig, wassersensibel und klimaangepasst gestaltet werden.
Hier setzen die integrierten Freiraumentwicklungskonzepte an. Sie leisten einen entscheidenden Beitrag zu einer nachhaltigen und klimabewussten Stadtentwicklung und erweitern die klassische Stadtplanung, indem sie Frei- und Grünräume sowie angrenzende Landschaftsräume in die städtebauliche Entwicklung einbeziehen. Grundlagen sind:
- Identifizierung und Bewertung von Biotopen, Landschaften und Schutzgütern.
- Untersuchung klimatischer Besonderheiten.
- Berücksichtigung der Bedürfnisse und Identitäten der Stadtbevölkerung.
Auf dieser Basis werden Leitbilder entwickelt, die die besonderen Qualitäten eines Planungsraums hervorheben. Das Freiraumentwicklungskonzept liefert anschließend konkrete Handlungs- und Maßnahmenempfehlungen, die idealerweise vor Beginn der städtebaulichen Maßnahmen umgesetzt werden. Dadurch können:
- Ziele des Natur- und Artenschutzes sowie der Klimaanpassung frühzeitig erreicht werden
- Mögliche negative Auswirkungen von Neubauprojekten abgemildert werden
- Neue Quartiere positiv auf ihre Umgebung wirken
Beispiel: Freiraumentwicklung im Kinderbachtal
Im Rahmen der Münster Modell Quartiere 1 und 2 an der Steinfurter Straße und der Busso-Peus-Straße wurde, unter Einbindung der Stadtgesellschaft, das integrierte Freiraumentwicklungskonzept für das Kinderbachtal entwickelt. Es fokussiert auf drei zentrale Themen:
- Schutz und behutsame Weiterentwicklung des natürlichen Landschaftsraums
- Förderung einer nachhaltigen Nutzung landwirtschaftlich geprägter Flächen
- Schaffung attraktiver Angebote für die Naherholung
Ein besonderes Highlight ist die geplante Erweiterung und Aufwertung des Landschaftsparks am Kinderbach, die den Zielen der Grünordnung Münster entspricht. Die Eingriffe in die Landschaft werden dabei stets behutsam und nachhaltig umgesetzt.
Weitere Informationen geben nachfolgende Berichte und Karten.
Endbericht (pdf, 17,67 MB) (barrierefrei)
Anlage 1: Grundlagenkarte (pdf, 5,95 MB)
Anlage 2: Stärken, Potenziale und Herausforderungen (pdf, 2,75 MB)
Anlage 3: Rahmenplan Freiraum (pdf, 15,68 MB)
Anlage4: Vertiefungsbereich (pdf, 4,66 MB)
Zukunftsperspektive
Integrierte Freiraumentwicklungskonzepte sollen künftig bei weiteren Projekten der Siedlungsentwicklung in Münster zum Einsatz kommen.
Städtebauliche Grünplanung - Nachhaltige Entwicklung für eine wachsende Stadt
Die Grünflächenplanung in Münster vereint ökologische, klimatische und soziale Aspekte zu einem ganzheitlichen Konzept und spielt eine zentrale Rolle in städtebaulichen Projekten. Angesichts der gesellschaftlichen und klimatischen Herausforderungen verfolgt Münster das Ziel, multifunktionale Grünflächen zu schaffen, die den zahlreichen Anforderungen gerecht werden. Natürliche Ressourcen wie Grünflächen und Gewässer sowie Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt sollen geschützt und die Biodiversität erhalten werden.
Zum Einsatz kommen Instrumente wie Umweltprüfungen oder die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung, die hohe ökologische Standards gewährleisten und eine sachgerechte Abwägung in der politischen Entscheidung absichern. Im Rahmen der Umweltprüfung werden die Umweltauswirkungen der Planung systematisch erfasst und bewertet. Durch eine Bilanzierung der Eingriffe in Natur und Landschaft werden erforderliche Ausgleichsmaßnahmen abgeleitet, die z.B. durch Pflanz- oder Extensivierungsmaßnahmen zur Kompensation beitragen.
Bei Vorhaben, die durch Wettbewerbe angestoßen werden, bringt die Stadt zu diesem Zweck bereits in der Ausschreibung klare Anforderungen an zukunftsweisende Ideen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel ein. Neben dem Schutz der Natur stehen auch die Bedürfnisse der Bürger*innen im Mittelpunkt. Grün- und Freiräume sollen gesundheitsfördernd wirken, Freizeitmöglichkeiten bieten und das soziale Miteinander stärken.
Beispiele für moderne Lösungen
- Multifunktionale Freiflächen: Dienen bei Starkregen als Rückhaltebereiche und beeinflussen durch Regenwassermanagement das Stadtklima positiv.
- Individuelle Frei- und Grünflächen: Urbane Gemeinschaftsgärten und andere, auf die Bedürfnisse der Stadtbewohner*innen abgestimmte Orte.
- Zeitgemäße Sport- und Bewegungsangebote: Frei- und Spielflächen für alle Altersgruppen.
- Klimafreundliche Bepflanzungen: Vielfältige Pflanzenarten, die die Biodiversität fördern und das Stadtklima verbessern.
- Konsumfreie Gemeinschaftsräume: Offene Treffpunkte, die allen Bürger*innen zur Verfügung stehen.
- Umweltstandards in neuen Baugebieten
Städtische Objektplanung für Frei- und Grünanlagen
Häufig übernimmt das Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit die Sanierung und Neugestaltung öffentlicher Frei- und Grünanlagen: Von der Planung und Beteiligung von Ämtern, Politik und Interessensgruppen über Ausschreibung und Vergabe bis hin zur Bauleitung und Übergabe an die Nutzenden. Dazu gehören vor allem große und kleine Parkanlagen, Außenbereiche von Bildungsbauten und Kindertagesstätten sowie Spiel-, Bewegungs- und Sportanlagen.
Diese städtischen Eigenleistungen sind oft effizienter und kostengünstiger als externe Auftragsvergaben, da die Planungsexpert*innen bereits frühzeitig in die Entwicklung eingebunden sind und die langfristigen Ziele der Stadt mitgestalten.
Ein Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung solcher Planungen sind die Entwicklungsprojekte Oxford- und York-Quartier. Hier entstehen moderne Grünstrukturen wie der „Grüne Trichter“ in Gievenbeck oder der zukünftige „Landschaftspark York“ in Gremmendorf.