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Erinnern nach 1945
Gedenkobjekte zur Erinnerung an das Schicksal der Wolbecker Juden im Nationalsozialismus
Standorte
Wolbeck: Helmut-Pins-Weg: Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof
Wallstraße 3: Gedenkplatte zur Erinnerung an die Wolbecker Synagoge
Stolpersteine an ehemaligen Wohnorten von verfolgten und ermordeten Wolbecker Juden:
- Münsterstraße/Eschstraße: Familie Pins
- Münsterstraße/Eschstraße: Ehepaar Baumgarten
- Münsterstraße 4: Familie Marx
- Münsterstraße 11: Familie Heilbronn und Erwin Baum
- Neustraße 5: Familie Philipps
- Hofstraße 38: Familie Falke
Lage im Stadtplan
Initiator
Stolpersteine: Verein "Spuren Finden"
Gedenkstele von 2006: Heimatverein und Bezirksvertretung
Gestaltung
Gedenkstein von 1968 aus Naturstein mit Inschrift
Gedenktafel aus Bronze
Stolperstein: 10 mal 10 cm großer Stein mit Messingplatte und Inschriften (Name, Lebensdaten)
Gedenkstele aus Glas mit Inschrift
Einweihung
25. November 1968: Enthüllung des ersten Gedenksteins auf dem jüdischen Friedhof. Der "Gedenkstein soll mehr als 'nur' ein Ehrenmal sein. Er soll eine echte Mahnstätte an eine Zeit sein, die hoffentlich niemals mehr in der deutschen Geschichte wiederkehren wird“, sagte der Bürgermeister Hubert Dammann bei der Enthüllung.
1989: Benennung der Straße, die die Münsterstraße mit dem Marktplatz verbindet, in Helmut-Pins-Weg. Helmut Pins kehrte 1945 als einziger Wolbecker Jude aus dem Konzentrationslager zurück.
9. November 2001: Anbringung einer Gedenkplatte zur Erinnerung an die ehemalige Synagoge, Wallstraße 3.
2005: Verlegung erster Stolperstein für Anni Pins. Bis Ende 2016 wurden 33 Stolpersteine verlegt.
2006: Aufstellung einer weiteren Gedenkstele auf dem Jüdischen Friedhof.
Erinnerungsmotiv
Alle Wolbecker Gedenkobjekte erinnern an die während des Nationalsozialismus vertriebenen und ermordeten Wolbecker Juden.
Bürgermeister Damann erklärt bei der Enthüllung 1968, dass der Gedenkstein zur Erinnerung an jüdische Mitbürger und ein Mahnmal für alle Zukunft sein soll. (Zitiert nach: Schmeken)
Stele von 2006: "Die Erinnerung sind wir den Opfern der Shoa schuldig. Denn wer sich nicht an sie erinnert, der tötet sie wieder." So Margarita Volj-Dessauer bei der Enthüllung der Stele am ehemaligen jüdische Friedhof am Helmut-Pins-Weg. Die Stele nannte [28] Namen und Todesdaten der Juden, die zwischen 1933 und 1943 in Wolbeck gelebt hatten und ermordet worden waren.
Bernhard Roer, Heimatvereinsvorsitzender: "Die Stele erinnert an die Menschen, die durch den Terror der Nationalsozialisten hier nicht ihre letzte Ruhestätte finden konnten. Etliche Wolbecker waren daran aktiv beteiligt. Die Tafel ist eine Mahnung an die heutigen Wolbecker." [MZ 09.11.2006; WN 10.11.2006]
Die vor ihren ehemaligen Wolbecker Wohnhäusern verlegten 33 Stolpersteine erinnern an die letzten acht jüdischen Familien Wolbecks. 2016 erschien zur Dokumentation der Lebensgeschichten hinter diesen Erinnerungszeichen die Publikation "Spuren der Erinnerung an jüdische Familien in Münster-Wolbeck. Lebensgeschichten zu Stolpersteinen" (herausgegeben von Peter Schilling, Gudrun Beckmann-Kircher, Monika Simonsmeier)
Geschichtlicher Hintergrund
Ab 1739 bildete sich in Wolbeck allmählich ein jüdischer Siedlungsschwerpunkt. 1795 lebten drei Familien und 1818 bereits sechs Familien in Wolbeck. Im 18. Jahrhundert kam es außerhalb der Wigboldbefestigung zur Anlage eines jüdischen Friedhofs. In der Nazizeit wurde er zerstört und enteignet. 1953 erfolgte eine teilweise Rückgabe an die jüdische Gemeinde.
Bis 1933 gehörten in Wolbeck acht Familien mit jüdischem Hintergrund selbstverständlich zum Dorf- und Vereinsleben. Sie verfügten an der Wallstraße über eine Synagoge und eine eigene Schule. Nach der NS-Machtübernahme wurden die Wolbecker Juden isoliert, vertrieben, deportiert, ausgeplündert. Wenige konnten emigrieren. Fast alle Wolbecker Juden wurden ermordet.
Für 1808 findet sich ein erster Beleg für die Existenz einer Betstube. Ein weiterer für das Jahr 1816. In den 1820er Jahren stand ein Grundstück von 147 qm für den Bau einer Synagoge an der Wallstraße 3 zur Verfügung. Die Einweihung fand unter reger Beteiligung auswärtiger Juden statt. Im Grundbuch ist das Grundstück mit Synagoge und Wohnhaus auf den Namen von Aron Hoffmann 1829 eingetragen.
NSDAP-Mitglieder schändeten im Frühjahr 1938 die Synagoge. Die Fenster wurden eingeworfen, die Inneneinrichtung demoliert. In der Pogromnacht vom 9./ 10. November 1938 erfolgte die völlige Zerstörung des Gebäudes. Ein Nachbar kaufte am 24. November 1938 die Parzelle und 1941 wurde die Ruine des Bet- und Versammlungshauses abgerissen. (Siehe: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster, hrsg. von Susanne Freund u. a. Münster 2008, S. 500 ff. und 521f.)
Inschrift
Gedenkstein
Zum Gedenken unserer / jüdischen Mitbürger, / die hier ihre Ruhestätte / fanden und derer, die / durch die Verfolgten / in den Jahren 1933-1945 / ihr Leben lassen mussten. / Gemeinde Wolbeck
Gedenksäule von 2006
Unsere jüdischen Bürger, die zwischen / 1933 und 1942 in Wolbeck lebten, konnten / hier nicht ihre letzte Ruhestätte finden, / weil sie deportiert und ermordet wurden.
Namen der 28 Umgekommenen