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Erinnern nach 1945
Gedenkstele an der ehemaligen Deportationssammelstelle "Gertrudenhof"
Standort
Ehemaliger Gertrudenhof (Sammelpunkt vor den Deportationen 1941/42), Warendorfer Straße, Ecke Kaiser-Wilhelm-Ring
Lage im Stadtplan
Initiator
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
Gestaltung
Metallstele mit Inschriftentafel
Einweihung
Juni 1991/23.06.1992
Seit 1991 finden an diesem Ort jährlich im Dezember Gedenkfeiern statt.
Erinnerungsmotiv
Es wird an die Deportation von jüdischen Männern, Frauen und Kindern aus Münster und dem Münsterland in das Ghetto Riga 1941/1942 sowie an ihre Ermordung erinnert.
Geschichtlicher Hintergrund
Deportation von Juden während des Nationalsozialismus
An der Stelle des heutigen Geschäftszentrums Warendorfer Straße, Ecke Kaiser-Wilhelm-Ring stand früher die Gaststätte Gertrudenhof. In ihrem Saal wurden vom 10.12. bis 12.12. 1941 390 jüdische Menschen aus dem Münsterland und Münster vor ihrer Deportation nach Riga festgehalten.
Öffentliche Wahrnehmung
Anlässlich des 50. Jahrestages der Deportationen am 13. 12. 1941 wurde 1991 erstmals in Veranstaltungen der Deportationen gedacht und die Aufstellung eines Gedenksteins für die in Riga Ermordeten Juden vorgesehen.
Die Diskussion um die geplante Errichtung eines Holocaust-Mahnmals in Berlin entfachte 1998 eine Debatte um die Errichtung eine Holocaust-Mahnmals in Münster zusätzlich zur Gedenktafel an der Warendorfer Straße. Während sich die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegen ein Mahnmal aussprach, da so "künstliche Orte des Gedenkens" geschaffen würden, befürwortete die Deutsch-Israelische Gesellschaft ein solches Mahnmal und stellte im April 1995 einen Bürgerantrag. Ziel war es, an der Promenade in Höhe des Hörstertores ein Mahnmal zu errichten. Ein Modell des israelischen Künstlers David Katz lag bereits vor. Nach Beratung in verschiedenen Gremien lehnte Oberbürgermeisterin Marion Tüns im Juni 1998 den Antrag ab. In der Begründung berief sich Tüns unter anderem auf die negative Einschätzung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, in der darauf hingewiesen wird, dass an verschiedenen Stellen in der Stadt bereits an die Judenvernichtung erinnert werde.
Inschrift
Den jüdischen Opfern des Holocaust 1941-1945 / An dieser Stelle nahm für Münster und das Münsterland der Holo- / caust, die systematische Verschleppung und Vernichtung der Juden / durch die nationalsozialistischen Machthaber in Deutschland, / erstmals konkrete Gestalt an. In den Tagen vor dem 13. Dezember 1941/ wurden in dem damals hier befindlichen Lokal Gertrudenhof 403 / jüdische Männer, Frauen und Kinder, davon 105 aus Münste, gewaltsam / und unter entwürdigenden Umständen zusammengeführt. In der / Nacht zum 13. Dezember wurden sie zum Güterbahnhof verbracht. / In verschlossenen Waggons verliessen sie Münster gegen 10.00 Uhr / vormittags. Vier Tage später endete der Transport im Ghetto Riga. /
Weitere Deportationen erfolgten am 27. Januar 1942 ebenfalls nach / Riga, dann am 31. März 1942 nach Warschau und am 31. Juli 1942 nach / Theresienstadt. Von den 299 Menschen, die aus Münster in die Lager / verschleppt wurden, überlebten nur 24./
Am 12./13. Dezember 1991 erinnerten Rat und Verwaltung der Stadt Münster / zusammen mit der jüdischen Kultusgemeinde und der Gesellschaft für / Christlich-Jüdische Zusammenarbeit an diese ungeheuerlichen / Verbrechen.