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Erinnern nach 1945
Reliefplastik und Gedenktafel am Rathausturm
Standort
Rathausrückseite, Treppenturm
Lage im Stadtplan
Initiator
Rat / Stadt Münster
Einweihung
1966: "Friedenstaube mit Hand"
1. Juli 1976: Gedenktafel
Gestalter
Friedenstaube und Friedenshand: Rudolf Breilmann
Gedenktafel: Prof. Hein Wimmer (Köln)
Gestaltung
80 x 50 cm große Metalltafel mit Inschrift (Kosten: 3200 D-Mark)
Erinnerungsmotiv
Das Gedenktafel erinnert an Kriegs- und Gewaltopfer.
Geschichtlicher Hintergrund
Zweiter Weltkrieg und seine Folgen
Bereits zu Beginn der 1950er Jahre setzte eine langwährende öffentliche Diskussion über ein Ehren- bzw. Mahnmal für die Opfer (Kriegstote und Vermisste) des Zweiten Weltkrieges ein. [Siehe etwa: Ratsprotokoll vom 28.09.1959, MZ Artikel 01.08.1959: "Kein Mahnmal für Münster?"] Bei der langwierigen Debatte ging es um Fragen des Standorts, der Form und die Frage, ob ein Mahnmal oder ein Ehrenmal errichtet werden soll und ob es nur für den Zweiten oder für beide Weltkriege gelten solle.
Gedenkveranstaltung an der Holztafel an der Rathausvorderseite zur Erinnerung an Vermisste und Kriegstote, 1965
Das erste von Albert Mazzotti entworfene Mahnmal - eine an der Rathaus-Vorderseite in einer spitzbogenförmigen Blindbogen angebrachte Holztafel wurde am 24. Oktober 1953 an der Front des Rathauses eingeweiht. (Dudzek, S. 87) Der Heimkehrerverband beantragte einen städtischen Zuschuss, der am 29. April 1954 in Höhe von 600 Mark auch gewährt wurde. Aufgrund der Wiederaufbauarbeiten am Rathaus wurde die Tafel zeitweise wieder entfernt. Die Holztafel erinnerte an Kriegsgefangene und Vermisste des Zweiten Weltkrieges. Die Tafel hatte die Inschrift: "Wir vergessen Euch nicht. 43 Kriegsgefangene und über 2000 Vermisste der Stadt Münster. Wir rufen das Gewissen der Welt." Schnell kam Kritik auf, da die Zahlen nicht aktuell seien.
Am 12. Oktober 1973 beschloss der Rat die Holztafel Mazzottis zu entfernen und statt ihrer am Treppenturm des Rathauses eine Gedenktafel anbringen zu lassen mit der Anschrift: "Den Opfern der Kriege und der Gewalt." Wie es scheint, konnte der zuerst damit beauftragte Künstler das Werk nicht ausführen, so dass unter Beteiligung der Kunstkommission Prof. Hein Wimmer aus Köln beauftragt wurde.
Seine Gedenktafel wurde am Treppenturm auf der Rathaus- Rückseite unter der bereits vorhandenen Friedenstaube und Friedenshand angebracht.
Begründung: Die Gedenktafel nehme Bezug auf das Friedenssymbol und diene so dem Gedächtnis der Toten und Vermissten des Zweiten Weltkriegs wie auch der Opfer der politischen Gewalt. In der Inschrift kommt dies nicht zum Ausdruck.
Öffentliche Wahrnehmung
Münstersche Zeitung vom 27.09.1973: "Eine kleine Inschrift hinter dem Rathaus - sollte das alles sein?"
Seit 2016: Am Volkstrauertag offizieller Ort für Kranzniederlegungen zum Gedenken an Opfer von Krieg und Gewalt unter der Regie von Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Stadt Münster, Vertreter des Deutsch-Niederländischen Korps und der Bundeswehr sowie Reservistenkameradschaft der Bundeswehr
Inschrift
Den Opfern / der Kriege / und / der Gewalt
Quellen und Literatur
Quellen
Akte OBm, Nr. 193: Eingaben 01.06.1976-30.11.1976, Schreiben Dr. Hoss v. 01.07.1976
Amt 40 Nr. 155: Niederschriften Sitzungen Kunstkommission
Protokoll Finanzausschuss der Stadt Münster vom 29.4.1954
Ratsprotokoll vom 28.9.1959
Ratsprotokoll vom 1.10.1973 und der Vorlage 273/73 vom 7.8.1973
Sitzung der Kunstkommission 14.11.1972: Änderung der Gedächtnistafel am Rathaus und neue Tafel an der Rückseite des Rathauses (Amt 40 Nr. 155)
Sitzung der Kunstkommission 19.9.1973: Kenntnisnahme der Vorlage an den Rat Nr. 273/73 zur Gedenktafel am Rathaus (Amt 40 Nr. 155)
Sitzung der Kunstkommission am 9.4.1974: Vorlage von Entwürfen für die Mahntafel der Gefallenen und Vermißten am Rathaus vor. "Die Kunstkommission hält eine viereckige Tafel mit herausgehobener Schrift ohne besonderen formalen Anspruch für geeignet." (Amt 40 Nr. 155)
Zeitungsartikel
Zeitungsausschnittsammlung Nr. 79.3
Westfälische Nachrichten, 1.8.1964
Münstersche Zeitung, 27.8.1973
Münstersche Zeitung, 27.9.1973
Westfälische Nachrichten, 4.7.2014
Literatur
- Bildheft "Ehrenmale zum Gedenken der Kriegsopfer" hrsg. von der Top Bttr. 101 Münster im Nov. 1965
- Volker Duczek: Hilfsmaßnahmen für Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft im Raum Münser nach 1945, unveröffentlichte Magisterarbeit, Lengerich 1993 [Signatur Bibliothek Stadtarchiv Münster: 4 HSS 002]